Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Süße Rache, bitterer Nachgeschmack

Von Christian Schacherreiter, 28. Juli 2017, 00:04 Uhr
Süße Rache, bitterer Nachgeschmack
Wilfried Steiner Bild: privat

Der Linzer Wilfried Steiner hat ein kompositorisches Glanzstück verfasst.

Wilfried Steiners erster Roman "Der Weg nach Xanadu" erschien 2003, ihm folgten "Bacons Finsternis" (2010) und "Die Anatomie der Träume" (2015). Zusammen ergeben sie eine außergewöhnliche Trilogie, deren thematisches Zentrum das Künstlertum der frühen Moderne ist.

Spannender Polit-Krimi

Unpolitisch waren auch diese Romane nicht, aber in seinem neuen Werk "Der Trost der Rache" rückt Steiner die politische Tat (und Untat!) in den Handlungsmittelpunkt. Darauf deutet in der Exposition allerdings noch nichts hin. Ein sympathischer Ich-Erzähler namens Adrian – er könnte aus dem Antihelden-Arsenal eines Woody Allen kommen – ist künstlerisch auf halbem Weg stecken geblieben und als Beamter für Kunstförderung nicht unbedingt dort gelandet, wo er sich selbst gerne gesehen hätte.

Energievoller als Adrian wirkt seine Frau Karin. Die selbstbewusste Psychotherapeutin hat eine Neigung zu Wilhelm Reich und dessen Orgon-Theorie. Adrians einzige Leidenschaft, die ihn auf Trab bringt, ist die Astronomie. Und weil der Hobby-Astronom eines Tages zur Einsicht gelangt, dass man Herzenswünsche nicht aufschieben soll, bis man tot ist, rafft sich der Reisemuffel gemeinsam mit Karin zu einer Reise nach La Palma auf, wo er das Gran Telescopio Canarias besuchen will, ein Großteleskop mit 10,4 Meter Spiegeldurchmesser. Auf La Palma gibt es allerdings auch Windsurf-Lehrer, und Karins Begeisterung für diese Sportart ist Adrian mehr als verdächtig…

Was wie ein humorvoll erzählter Reiseroman beginnt, findet eine dramatische Wendung. Auf Gran Canaria lernt das Paar Sara Hansen kennen. Die Spur ihrer Familiengeschichte führt nach Chile, insbesondere in die Schreckensjahre nach dem Militärputsch 1973, durch den General Pinochet an die Macht gekommen ist. Saras Familie, die mit dem gestürzten Präsidenten Allende sympathisiert hat, ist zum Opfer der staatlich legitimierten Folterer geworden, und Sara ist als junges Mädchen dabei in eine Situation geraten, die bedrückende Schuldgefühle zur Folge hat. Mehr sollte man über die Handlung dieses Romans nicht verraten, denn seine Qualität besteht nicht zuletzt in der spannenden Handlungsführung.

"Der Trost der Rache" ist aber viel mehr als ein packend erzählter Polit-Krimi. Am Beispiel von Sara und ihrer Familiengeschichte stellt Wilfried Steiner schwierige Fragen von philosophischer Tragweite. Legitimiert uns erlittenes Unrecht dazu, Selbstjustiz zu üben, wenn die staatliche Gerichtsbarkeit offensichtlich versagt?

Wie Wilfried Steiner in der letzten Sequenz die Handlung zuspitzt und die Komplexität des Hauptmotivs auflöst, ist ein kompositorisches Glanzstück. Ein starkes Finale!

Wilfried Steiner: "Der Trost der Rache", Roman, Haymon Verlag, 250 Seiten, 22,90 Euro

OÖN Bewertung:

 

mehr aus Kultur

Absagenserie bei Song Contest wegen Gaza-Krieg

"Salzburger Nachrichten"-Eigentümer Max Dasch gestorben

Anna Jermolaewa: "Meine Botschaft ist klar: Wladimir Putin muss weg!"

"Vale Tudo": Ein Rap-Album ohne Regeln

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen