Sportfreunde Stiller: "Der Auftritt auf Burg Clam damals war nahezu perfekt"

Von Lukas Luger   09.Jänner 2017

Stille, Hass, Clam und Berti Vogts – kurz vor dem Auftritt am Samstag im ausverkauften Posthof Linz nahm sich Sportfreunde-Stiller-Sänger Peter Brugger (44) Zeit, mit den OÖNachrichten über die wirklich wichtigen Dinge zu sprechen.

 

OÖN: Das aktuelle Album nennt sich "Sturm & Stille". Eine Metapher für zwei turbulente Jahrzehnte Sportfreunde Stiller?

Peter Brugger: Das war unser Gedanke, in der Tat. Flo (Schlagzeuger Florian Weber, Anm.) kam mit der Lied-Idee daher, und wir fanden, dass der Titel zwei Begriffe verbindet, die perfekt für diese unglaublichen 20 Jahre stehen. Es gab euphorisch-stürmische wie auch ganz ruhige, stille Zeiten. Musikalisch beim Unplugged-Album etwa, aber auch Phasen, in denen wir uns einfach zurückgezogen und uns Pausen genommen haben.

Stille ist aber nicht immer positiv besetzt, sondern kann auch für Sprachlosigkeit stehen...

... oder für Momente, in denen man sich nicht traut, Notwendiges auszusprechen. Stille kann wohltuend sein, aber auch furchtbar weh tun. All das haben wir als Sportfreunde Stiller erlebt. Wir haben eine sehr enge Beziehung zueinander, seit 20 Jahren führen wir ja quasi eine Dreier-Ehe (lacht). Ich schätze es, die Musik und diese zwei Typen zu haben, die es verstehen, eine derartige Energie entstehen zu lassen, dass ich einfach nur denke: "Wow!"

War besagte Energie auch beim ersten Bandmeeting zu "Sturm & Stille" sofort spürbar?

Nein, wir mussten uns zusammenraufen. Ich mache mir vorab viele Gedanken, wie eine Platte konzipiert sein sollte. Nur um danach ein ums andere Mal feststellen zu müssen: Musik folgt keiner Theorie! Unsere Musik entsteht nicht im Kopf, sondern wenn wir gemeinsam spielen, streiten, uns kreativ reiben. Irgendwann sind die Ideen zusammengepurzelt.

Resultat dieser "Ideenzusammenpurzelung" ist der den Terroranschlag von Paris verhandelnde Song "Zwischen den Welten" – und zwar nicht auf einer politischen, sondern einer persönlichen Ebene. Warum dies?

Ich hätte für mich keine andere Möglichkeit gesehen. Dieses Thema ist so vielschichtig, von der Angst, mit Fremden zusammenzuleben, bis hin zur Weltungerechtigkeit, die die Leute veranlasst, ihre Heimat zu verlassen. Ich kann nur beschreiben, was in mir vorgeht, die in mir lodernde Gleichzeitigkeit extremer Gefühle. Traurigkeit, ja Hilflosigkeit. Andererseits: Wenn man keinen Spaß mehr hat, ist erst recht alles im Arsch.

Im Video zur neuen Single "Raus in den Rausch" sind viele Live-Bilder von Ihrem Clam-Auftritt 2014 zu sehen. Was war so besonders an diesem Konzert?

Der Auftritt auf Burg Clam damals war nahezu perfekt. Nicht zuletzt weil die Party danach grandios war und im Pool endete (lacht). Die Location ist toll, die Leute sind spitze. Wir hatten eine gute Zeit. Die Bilder im Video, als der ganze Berg voll Lichter war – Gänsehaut!

Bei allem Erfolg polarisiert Ihre Band extrem. Eine Erklärung, warum Sie das Blut so vieler Menschen in Wallung bringen?

Manche Leute finden uns einfach oberscheiße. Man spürt richtigen Grant, teilweise wird die Grenze zur persönlichen Attacke überschritten. Hass hat in der Musik aber nichts zu suchen. Berti Vogts hat gesagt: "Hass gehört nicht ins Stadion. Solche Gefühle soll man gemeinsam mit seiner Frau daheim im Wohnzimmer ausleben." Er hat recht (lacht). Vielleicht ist es unsere relativ simple, klare Art zu texten und die Musik so zu spielen, dass sie "straight" daherkommt, was die Leute wütend macht. Oder es ist einfach nur Neid.

 

Netteste Band der Welt

Sportfreunde begeisterten im Linzer Posthof

Andere Bands mögen tiefgründigere Texte schreiben, ihre Instrumente besser beherrschen oder einfach um ein Alzerl cooler daherkommen: die Sportfreunde Stiller sind aber mit Sicherheit die netteste Charmebolzen-Band der Welt. Das stellten Peter Brugger, Rüdiger "Rüde" Linhof und Florian "Flo" Weber am Samstagabend im restlos ausverkauften Großen Saal des Posthofs unter Beweis.

Vom Auftaktsong "Raus in den Rausch" bis hin zur letzten Zugabe "Auf der guten Seite" zeigte das extrem souverän mit den Fans interagierende Trio zweieinhalb Stunden und 24 Lieder lang, dass ihre Musik auch ohne Zynismus, doppelten Boden oder gefinkelte Bühnenshow bestens geeignet ist, Euphorie zu entfachen. Die Höhepunkte: die lässig hingeschnalzten Bandklassiker "Heimatlied" und "Wunderbare Jahre", eine fein arrangierte Unplugged-Version von "Rotweinflaschengrün" sowie die live deutlich stärker wirkenden neuen Stücke "Auf Jubel gebaut" und "Sturm & Stille". Feines Konzert!

Konzert: Sportfreunde Stiller, Posthof Linz, 7.1.

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