"Zwei Tage, eine Nacht": Solidarität oder Geld?
Es ist ein Canossagang, den man nicht erleben will. Im Film "Zwei Tage, eine Nacht" verkörpert Marion Cotillard eine Frau, die für ihren Job kämpfen will, aber dazu keine Kraft mehr hat.
Ihr Chef hat die Entscheidung, sie nach einem langen Krankenstand zu kündigen, nicht selbst getroffen, sondern viel mehr an die Mitarbeiter weitergegeben: Die zweifache Mutter darf nur bleiben, wenn die Mehrheit ihrer Kollegen in einer Fabrik auf ihre 1000-Euro-Prämie verzichtet.
Ein Wochenende lang sucht Sandra jeden einzeln auf, ruft an, steht vor der Tür, und fragt: "Ich oder das Geld?" Mit viel Sinn für Grauzonen inszenieren Jean-Pierre und Luc Dardenne damit ein Sittenbild moderner Arbeitswelten, wo Egoismus auf Solidarität, Armut auf Kapitalismus, Systeme auf Individuum treffen und der Einzelne oft nicht mehr weiß, ob und wie er handeln darf und soll. Cotillard spielt die an Depressionen leidende Sandra in absoluter Perfektion. Das Ende ihrer Geschichte ist unerwartet, aber angesichts ihrer Krankheit nur eines – zu unrealistisch für dieses realitätsnahe Drama. (nb)
Zwei Tage, eine Nacht: B/F/I 2014 95 Min.,
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