So schön kann Konzeptkunst sein
Anachronistisch oder oberflächlich, längst "tot" oder zumindest kaum gesellschaftlich relevant: immer wiederkehrende Vorwürfe an das vermeintlich veraltete Medium Malerei. Aber es geht auch anders. Im besten Sinne zeitgemäße Malerei zeigt die Gmundner Galerie 422 in ihrer aktuellen Ausstellung.
Der Linzer Oliver Dorfer und der aus Schärding stammende Patrick Schmierer bedienen ästhetische und intellektuelle Ansprüche gleichermaßen. Beide reflektieren ihr Medium, ohne dabei trocken verkopfte Arbeiten zu produzieren.
Schmierer nutzt die Ästhetik von Polaroid-Fotos und hebt seine Bilder somit auf eine "Meta-Ebene". Er malt dieselben breiten Balken, mit denen die analogen Sofortbilder ihr Motiv einrahmen. Innerhalb dieser Rahmen spielt sich von Abstraktion, über Landschaft oder einfärbige Flächen alles ab. In einer Serie hat er jedem Monat eine Farbe gegeben. Der September tieforange, der Oktober ein kräftiges Blau – so schön kann Konzeptkunst sein. Jedes Motiv ist bei Schmierer aber auch immer einfach ein gutes Bild, vom Künstler signiert. Diese Signatur mutet bei ihm fast ironisch an, wie eine intellektuelle Anspielung auf den künstlerischen Gestus.
Dorfers Arbeiten sind weniger konzeptuell, dafür umso vielschichtiger. Comichaftes kombiniert er mit symbolhaften oder abstrakten Elementen. Titel wie "Dystopia" oder "Wasteland" verstärken den unguten Beigeschmack, den manche Werke ausstrahlen. Dorfer deutet Gesichter nur an und lässt mit wenigen Strichen einen starken Blick aus dem Bild schauen. Das alles verwebt er zu einer ganz eigenen Bildsprache. Dabei bedient er sich zum Teil der aufwändigen Technik der Hinterglasmalerei, auch Arbeiten auf Papier und in Mischtechnik sind zu sehen.
Zwei sehr unterschiedliche malerische Positionen, die dieses Medium hochleben lassen – und dabei nicht darauf vergessen, einen Schritt zurückzutreten und ihr Tun zu hinterfragen.
Ausstellung: Oliver Dorfer/Patrick Schmierer, bis 18. 11., Mi–Fr 14–18, Sa 10–16 Uhr; An der Traunbrücke 9–11, Gmunden