Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

"Sie war eine selbständige, tolle, coole Frau"

18. Mai 2018, 06:54 Uhr
"Sie war eine selbständige, tolle und coole Frau"
Maxi Blaha als Emilie Flöge, in einer Reproduktion von Flöges berühmtem, weitem Reformkleid. Foto: Ridguard

Die frühere Landestheater-Darstellerin Maxi Blaha kehrt nach Linz zurück, um die „Muse“ Emilie Flöge aus Gustav Klimts Schatten zu befreien.

Von 1910 bis 1916 begleitete die Wiener Modeschöpferin Emilie Flöge (1874–1952) Jugendstil-Meister Gustav Klimt zur Sommerfrische an den Attersee. Am 21. und 27. Mai zeigt Maxi Blaha im Linzer Lentos, dass Flöge mehr als nur seine Inspiration war.

was ist los?: Sie haben Emilie Flöge im Sommer 2017 in der Atterseer Villa Paulik gespielt. Inwiefern ist das, was Sie in Linz von ihr zeigen, anders?

Maxi Blaha: Es gibt einen Riesenunterschied, das neue Stück ist etwas ganz Anderes, Neues. Alle, die beide Stücke gesehen haben, stellen das fest. Prinzipiell habe ich das Stück am Attersee sehr gerne gespielt und es ist sehr gut angekommen, aber da ging’s ja "nur" um die Beziehung zwischen Gustav Klimt und Emilie Flöge, ihre Sommerfrische-Zeit am Attersee. Doch dann haben Stella Rollig (die Premiere des neuen Stücks war im Wiener Belvedere, das die frühere Lentos-Chefin leitet, Anm.) und ich die Entscheidung getroffen, dass wir Emilie Flöge ganz groß machen wollen, dass wir das Klimt-Gedenkjahr (mehr unten) auch Flöge widmen. Es geht um ihr gesamtes Leben.

Das ja weit länger dauerte als das von Gustav Klimt.

Sie hat sehr lange gelebt, von 1874 bis 1952, und somit – anders als Klimt (1862–1918) – noch einen Weltkrieg erlebt. Das neue Stück konzentriert sich nun ganz auf sie: nicht nur auf das natürlich auch zentrale, doch ewige Thema "Gustav und ich", sondern auch auf ihre Mode, auf ihre Kunst. Aber wir haben Emilie Flöge emanzipiert. Und ich denke, dass ihre Geschichte nun viel internationaler, größer zu erzählen ist. Daher habe ich das Stück in London von Autorin Penny Black auf Englisch schreiben lassen, weil ich gewusst habe, dass ich auf große Tournee gehen werde.

Was haben Sie in der Vorbereitung darauf in Emilie Flöge entdeckt, was Sie vorher noch nicht so in ihr erkannt haben?

Sehr viel. Zum Beispiel, dass sie so stark und selbstbewusst war, dass sie, denke ich, deshalb noch so lange gelebt hat. Dass sie damals die Inspiration von Gustav Klimt nicht mehr gebraucht hat. Nach dem Tod der Künstler der Secession 1918 (mehr unten) hat Emilie Flöge ihren sehr erfolgreichen Modesalon noch bis 1938 geführt.

Bis zum Anschluss.

Ihr jüdisches Klientel ist entweder ermordet worden oder hat fliehen müssen. Somit hat sie ihre Kreationen nicht mehr verkaufen können, weil sie sich auch nur jüdische Großbürger leisten haben können. Später ist auch noch all ihr Besitz verbrannt, weil ihre Wohnung nach einem Bombenangriff ausgebrannt ist. Darunter waren auch viele Zeichnungen von Klimt und all ihre Kleider, die sie dort aufbewahrt hatte, nachdem sie den Salon zusperren musste.

Wie hat sich dieser Verlust auf Ihre Recherchearbeit für das Stück ausgewirkt?

Nach Vorlagen für meine Kleider, die ich als Emilie Flöge trage, habe ich in Archiven, auch in London, und bei Sammlern gesucht und Fotomaterial zusammengetragen. Danach habe ich die Kleider nähen lassen.

Daran erkennt man, dass Flöge für Sie zu einer wahren Leidenschaft geworden ist.

Ja. Ich bin jetzt – im positiven Sinne – ganz fertig mit der Flöge. Einfach weil sie mir so ein Türöffner geworden ist. Ich bin mit dem neuen Stück auch zwei Jahre lang ausgebucht – ein Wahnsinn! 2018 und 2019 bin ich nur Flöge – auf der ganzen Welt. Aber dass sich das so gut entwickelt, war vorher nicht klar.

Für welche Aspekte des Frauseins hat sie Türen geöffnet?

Ihre Geschichte ist faszinierend, weil sie lehrt, dass man für das alles, was sie getan hat, keinen Mann braucht. Sie haben zu dritt, Flöge und ihre zwei Schwestern, ihren Salon geführt. Sie waren die einzigen Frauen in Wien, die ein Gewerbe geführt haben, in dessen Gewerbeschein kein einziger Mann angeführt war. Das zu tun, zeugt von wahnsinnig großem Mut. Sie sind jede Woche ins Gewerbeamt gegangen, haben dort ihre Steuern gezahlt und gesagt: Nein, uns kommt kein Mann in die Leitung des Salons. Emilie Flöge hat ihr Leben bis zum Schluss alleine durchgezogen, sie hat auch keinen Mann mehr nach Gustav Klimt gehabt.

Was hat sie noch getan?

Sie hatte ein gelbes Auto, mit dem sie selbst nach Paris gefahren ist, große Reisen unternommen hat, um auf Modemessen zu gehen und sich die junge Coco Chanel anzuschauen. Etwas, das als undenkbar galt. Sie war eine selbstständige, tolle, feministische und coole Frau.

Oft waren es Väter, die Frauen in dieser rechtlosen Zeit gestärkt haben. Auch bei Flöge?

Ihr Vater hat mit seinem Erbe geholfen, damit die Töchter den Salon gründen konnten. Auch ihr sehr lieber Bruder Hermann, der 1916 gestorben ist, hat ihnen finanziell geholfen. Und die Stars der Secession. Sie hat immer männliche Hilfe gehabt, aber nur, um gestärkt zu werden. Und sie hat diese Hilfe auch angenommen. Das mache ich auch. Aber im Sinne eines bedingungslosen Einandergebens. Etwas, das ich gerne tue und für mich nicht an das Geschlecht gebunden ist. Aber es muss alles im Gleichgewicht zwischen Männern und Frauen bleiben.

Wie berühmt ist Emilie Flöge noch heute in der Modeszene?

Sehr. Wegen ihr habe ich ein großes Interview in der "Vanity Fair" bekommen. Aber nicht, weil ich berühmt wäre, was ich nicht bin, sondern sie es bis heute ist. Sie war sehr wichtig für viele Modeschöpfer und auch ein Vorbild für Coco Chanel.

*****

Wer Emilie Flöge war und wo sie Maxi Blaha zum Leben erweckt

Emilie Flöge gründete 1904 mit ihren zwei Schwestern den Wiener Haute-Couture-Salon „Schwestern Flöge“. Emilie war künstlerische Leiterin, war gegen das Korsett, sie wollte Frauen (modisch) Freiheit geben.

Klimt: Flöge lernte den Maler 1891 kennen. Ihre Beziehung lässt sich als amourös wie geschäftlich beschreiben. Sie wurde von Jugendstil-Stars der „Wiener Secession“ gefördert, auch von Koloman Moser, der wie Klimt 1918 starb. Sie prägen das Gedenkjahr 2018.

Das Stück „Emilie Flöge – Geliebte Muse“ mit Blaha:
21. 5. (11 Uhr); 27. 5. (17 Uhr) im Lentos Linz,
passend zur Schau „1918 – Klimt · Moser · Schiele“ (www.lentos.at, VvK im Museum).
Englischsprachige Premiere ist im Juli in der „Neuen Galerie“in New York, direkt vor Klimts „Goldener Adele“.

 

mehr aus Kultur

Neues Werk von Banksy mit Plastikschutz und Absperrung versehen

"Tanz pulsiert in jedem Moment" in Brasilien

Robert Schindel: "Ich bin nur durch ein Wunder auf der Welt"

Bürgermeister gestattet Aufsichtsräten Einsichtnahme in Kerschbaums Dienstvertrag

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen