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Sie war auch "eine Exotin"

Von Karin Schütze, 16. Februar 2018, 00:04 Uhr
Sie war auch "eine Exotin"
Bild: Manfred Baumann

Bevor Sängerin Marianne Mendt am 10. März den Musiksommer Bad Schallerbach eröffnet, ist sie am 9. März in Linz zu Gast, um junge Talente für ihr MM Jazzfestival in St. Pölten zu casten. Mit den OÖNachrichten hat sie über ihre Anfänge und Erfolge gesprochen.

Mit dem Lied "Wie a Glock’n" war sie 1970 in aller Munde und ebnete dem Austropop den Weg. Heute setzt sich Sängerin und Schauspielerin Marianne Mendt (72) mit ihrer MM Nachwuchsförderung für junge Talente ein. Warum es Jazzer nicht leicht haben, erzählt sie im Gespräch.

OÖN: Am 9. März sind Sie mit Ihrer Band für Auditions Ihrer MM Nachwuchsförderung in Linz.
Marianne Mendt: Worauf achten Sie bei den Kandidaten besonders?

Egal ob VokalistInnen oder InstrumentalistInnen, es geht natürlich in erster Linie darum, wie gut sie sind. Wir haben schon drei Auditions gemacht. Der Zuspruch an besonders guten Talenten ist unglaublich und sehr erfreulich. Wir haben jetzt schon 50. Es wird uns schwerfallen, eine Auswahl zu treffen, weil beim Festival am 1. und 2. Juni in St. Pölten nur 15 dabei sein können. Am ersten Tag ist die Live-Sendung auf Radio Niederösterreich, da werden die Jungen singen und spielen. Es wird sehr spannend. Ich bin ja keine Agentur, aber wir bleiben mit den Jungen, wenn sie sehr gut sind, in Kontakt und schauen, ob wir sie irgendwo unterbringen können.

Kann man sich noch bewerben für den Termin in Linz?

Es sind noch Platzerl frei (Infos: www.mariannemendt.at, Anm.)

Sie selbst blicken auf mehr als 50 Bühnenjahre zurück. Was möchten Sie jungen Musikern mit auf ihren Weg geben?

Das Handwerk erlernen, das ist das Gros. Talent alleine genügt nicht. Da haben sie vielleicht einmal einen Hit und sind nach zwei, drei Jahren wieder verschwunden. Aber wenn du das Handwerk erlernst, ist es ein Beruf und nicht nur eine Berufung. Das kann man dann bis zur Pensionierung, falls es eine gibt, oder bis zum Lebensende ausüben.

Gibt es etwas, das Sie selbst heute anders gemacht hätten?

Naja, das ist immer schwer. Nein, eigentlich nicht. Ich glaub', dass das relativ in Ordnung ist. Wenn man nach so langer Zeit nach wie vor aktiv ist, ist das auch eine Glückssache. Oder eben die Bestätigung, dass ich auch fleißig war, mich sowohl um die Jungen kümmere als auch um mich selbst.

Sie werden gern als "Mutter des Austropop" bezeichnet. Muttersein ist eine schöne, aber keine leichte Aufgabe. Womit haben Sie anfangs am meisten gekämpft?

Als Mutter? Das ist eine Organisationsfrage, aber es hat irgendwie geklappt. Ich frage mich im Nachhinein, wie ich das geschafft habe (Tochter Anna wurde 1979 geboren, Anm.). Musikalisch ging es mir sehr gut. In den 70er Jahren hatte es außer mir weiblich niemanden gegeben. 1970 ist die Glock’n (Wie a Glock’n, Anm.) erschienen, die erste Single im Mai und im Spätherbst das erste Album. Die Idee, die Gerhard Bronner hatte, das mit Johannes Fehring zu produzieren, war eine Glückssache. Wir waren im gesamten deutschsprachigen Raum die Ersten mit der damaligen Musik. Wienerlieder hat es ja immer schon gegeben, aber mit der modernen Musik und ein bissl jazzigen Elementen war das ein Novum. Da ist es mir sehr gut gegangen. Dann bin ich zehn Jahre herumgereicht worden, von Hamburg bis Zürich, auch zum Teil als Exotin. Weil sie einige Sachen nicht verstanden, aber das sehr niedlich gefunden haben. Ich habe immer wieder mit diversen Big Bands in Hamburg und Köln gearbeitet und Produktionen gemacht, auch in der DDR. Da war ich als Mädchen damals, was Österreich betrifft, die Einzige. Ambros, Danzer, Heller, Wilfried, Cornelius sind alle Mitte der 70er Jahre gekommen. Wobei ein Heller und ein Danzer ja viel für mich geschrieben haben.

Ein Wunsch von Ihnen ist, dass Jazz denselben Stellenwert wie die Klassik haben sollte.
Warum hat er ihn noch nicht?

Viel liegt an den Medien, weil er dort ein Stiefkind ist. Früher hat man auch am Tag ein Repertoire-Programm im Radio gehört, bei Walter Richard Langer, Günther Schifter. Man hat sich’s aussuchen können. Jetzt hören Sie es nicht einmal. Einmal im Monat habe ich eine Jazz-Sendung um 21 Uhr, sonst gibt es auf Ö1 nur die Jazznacht. Wenn du den Leuten näherbringst, dass Jazz eine wunderbare Musik ist und kein Gedudel, wäre es viel leichter. Die meisten glauben, dass es immer nur Free-Jazz ist, und den mag ich selber auch nicht. Hören es die Leute nicht, können sie sich auch kein Urteil bilden. Vielleicht haben wir jetzt eine Chance, wenn sich etwas im ORF tut.

Fehlen auch Auftrittsmöglichkeiten, Jazzclubs, etc.?

Natürlich, auch das. Ich sehe es ja bei den Auditions. Wir sind jetzt das 13. Jahr unterwegs. Es sind so viele gute junge Leute, sie sind so interessiert und haben so eine Freude beim Spielen und Singen. Es gibt zu wenig Plattformen, auch wenn es jetzt mehr Clubs gibt als vor 30 Jahren. Aber es ist noch lang zu wenig. Die Jazzer haben es ein bisschen schwer. Aber die Jazz-Abteilung der Bruckneruni ist großartig. Ein sehr guter Jazzmusiker muss mehr können als ein Klassiker, weil er sich das Thema nimmt und dann eine Improvisation über die Harmonien macht. Das ist ja nicht so ohne. Du musst durch die ganze Theorie, und dann musst du noch kreativ sein. Das unterscheidet den Jazzmusiker von einem Klassiker.

Worauf darf sich das Publikum am 10. März in Bad Schallerbach freuen?

Es werden meine Lieder aus den 70er und 80er Jahren sein, gespickt mit swingenden Standards. Ich habe super Musiker dabei. Es ist querbeet durch den Gemüsegarten. Und vielleicht kommt die Glock’n als Zugabe…

Haben Sie irgendeinen Wunsch?

Ich hoffe, dass ich alles, was ich mache, machen kann, bis ich umfalle. Die Musik ist das größte Geschenk, das ich für mein Leben bekommen habe. Abgesehen von meiner Tochter natürlich. Die Musik hält mich am Leben.

******

TERMINE UND ZUR PERSON

Bad Schallerbach: Am 10. März eröffnen „Marianne Mendt & Band“ den Musiksommer Bad Schallerbach. In ihrem Programm „Marianne Mendt in Concert“ vereint sie Jazzstandards mit fundamen(d)talen Hits. Atrium Europasaal, 19.30 Uhr, Karten: 07249 / 42071, musiksommerbadschallerbach.at.

Leben: Geboren in Wien 1945 als Marianne Krupicka, erhielt sie als Kind Klavier- und klassischen Gesangsunterricht.  Nach der Handelsschule arbeitete sie drei Jahre beim Waschmittelkonzern Henkel. Ihre Gesangsausbildung schloss sie als geprüfte „Vortragskünstlerin“ ab.

Musik: Mit ihrer Band The Internationals tourte Marianne Mendt als Sängerin und Bassistin durch Europa. 1970 wurde sie von Gerhard Bronner entdeckt, der für sie den Text zu „Wie a Glock’n“ schrieb, der Titelmelodie seiner satirischen Fernsehsendung „Die große Glocke“.

Schauspiel: Als Gitti Schimek in der ORF-Fernsehserie „Kaisermühlen Blues“ (re. mit „Trautmann“ Wolfgang Böck) spielte sie sich 1992 bis 2000 in die Herzen der Österreicher, auch im Raimundtheater und im Theater in der Josefstadt stand sie auf der Bühne.

 

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