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Seine Heldin schlägt zu wie Bruce Willis

Von Nora Bruckmüller, 09. Jänner 2017, 00:04 Uhr
Seine Heldin schlägt zu wie Bruce Willis
S. Ruzowitzky baut weniger dem Kunst-Drama ein Denkmal als der Genrevielfalt. Bild: APA

Oscarpreisträger Stefan Ruzowitzky tourt durch Oberösterreich, um "Die Hölle" zu zeigen: seinen mutigen Actionreißer, der von einer jungen, kampfbereiten Frau getragen wird.

Es war eine Aussage, die aufhorchen ließ. Oscarpreisträger Stefan Ruzowitzky saß an einem Sonntag vor fast genau zwei Jahren in der Linzer Kino-Bar Solaris, während im Stock über ihm das Premierenpublikum seinen NS-Dokumentarfilm "Das radikal Böse" sah.

Das Gespräch fiel auf die kulturelle Leistung der Landkinos, ohne die Michael Hanekes Oscar-Film "Amour" (2012) in zahlreichen Regionen nie zu sehen gewesen wäre. Ruzowitzky überlegte, hielt – typisch für ihn – den Kopf schief und sagte: "Aber es geht nicht nur um Haneke-Werke, sondern auch um Filme wie ‚Iron Man’." Vom lobgepriesenen, ehernen Arthaus-Film zum gut gemachten, amüsanten Action-Genrekino? In Österreich ist das ein Sprung, den sich manch Branchenkenner nicht vorstellen oder in Worte fassen würde.

Ruzowitzky ist nicht so. Die Laufbahn des 55-jährigen Wieners zeigt, dass er an der Vielfalt des Erzählens und an der Qualität reizvoller Geschichten interessiert ist.

Eine Muslima im Mittelpunkt

Der Mann, der Karl Markovics mit Grandezza als gepeinigten NS-Geldfälscher Adolf Burger inszeniert hat, stilisiert nun in "Die Hölle" eine junge Frau zur tragenden Figur. In Zeiten, in denen in Hollywood fehlende Hauptrollen für Frauen kritisches Tagesthema sind, schenkt er dem Filmland Österreich eine Taxilenkerin, die in Wien eine Spur der Verwüstung zieht wie John McClane in "Stirb langsam" – die Kritik steht rechts.

"Im Drehbuch war diese starke Frauenfigur von Anfang an vorgesehen. Das habe ich absolut super gefunden. Ich persönlich habe ja gute Erfahrungen mit Action-Heldinnen gemacht", sagt Ruzowitzky im OÖN-Gespräch. Er verweist auf Franka Potente in seinem Medizin-Thriller "Anatomie" (2000).

Und auf den Familienfilm "Hexe Lilli" (2009) mit der deutschen Schauspielerin Alina Freund, damals elf Jahre alt. Er hat ihn gleich nach "Die Fälscher" gedreht.

"Die Hölle" ist das absolute Gegenteil dazu. Darin gerät Taxilenkerin Özge Dogruol, Muslima mit türkischen Wurzeln, unter Druck, nachdem sie Zeugin eines Ritualmordes an einer Prostituierten geworden ist. Der Täter verfolgt sie. Ein Kampf auf Leben und Tod beginnt, der Spuren von Blut und zerstörten Autos durch Wien zieht. Ruzowitzky: "Özge ist eine Schweigerin, die sich wie jeder gute Action-Held nicht immer erklärt oder rechtfertigt. Und zuschlägt, wenn es notwendig ist."

Eine reizvolle Figur, die besetzt werden musste. "Es war klar, dass es keinen deutschsprachigen Star gibt, der passt. Wir mussten also jemanden entdecken. Das verursacht bei mir auch Bauchweh, weil es etwas von einem Blindflug hat", sagt Ruzowitzky. Die Wahl fiel auf Violetta Schurawlow. 30 Jahre alt, geboren in Usbekistan, ausgebildete Köchin, die sich mit Modeln das Geld für die Theaterakademie in Köln verdient hat. Zu sehen war sie in Til Schweigers "Honig im Kopf" (2014). "Sie kann nicht nur spielen und schaut gut aus, sondern trägt einen Film. Ihr schaut man 90 Minuten lang gerne zu", beschreibt der Regisseur die Frau, die der neue Jedermann, Tobias Moretti, und Robert Palfrader in Nebenrollen begleiten.

"Kaiser" Palfrader gibt Özges Chef, den abgefeimten wie verletzlichen Samir. Moretti spielt Christian Steiner, ein grantelndes Original von einem Wiener Kiberer, das Özge schützen soll. Das tut er, wenn sie ihn lässt. Einmal wurde überlegt, ob nicht doch Steiner einen Täter erledigen sollte. "Aber nur in Belangen des Strafgesetzbuches, nicht weil wir eine Heldin haben." Und? "Keine Chance! Auch Bruce Willis greift selbst durch, nie seine Freundin."

 

Zur Filmkritik

 

Mit den OÖNachrichten in „Die Hölle“

  • OÖN-Filmnacht: Am Mittwoch, 18. Jänner, präsentiert Oscarpreisträger Stefan Ruzowitzky seinen neuen Film „Die Hölle“ um 18.30 im Moviemento Linz.
  • Ruzowitzkys Premieren-Tour durch Oberösterreich:
    Dienstag, 10. Jänner: StarMovie Regau, 20.30 Uhr
    Mittwoch, 11. Jänner: Cineplexx Linz, 20 Uhr, Hollywood Megaplex Pasching, 20.15 Uhr
    Mittwoch, 18. Jänner: Kino Freistadt, 20.15 Uhr
  • Das unterscheidet „Die Hölle“ von vielen heimischen Filmen:
    Die Hauptstadt: Wien wird nicht nur als architektonischer Ausdruck von Walzerseligkeit präsentiert, sondern als Metropole verschiedener Milieus. Um Weltstadt-Ästhetik zu schaffen, hat Ruzowitzky den Gürtel nass spritzen lassen, damit sich Autolichter darin leuchtend spiegeln.
    Türkisch-islamisches Wien: Heimische Filme dazu stammen meist von Regisseuren mit Wurzeln in dieser Kultur – wie vom jungen Umut Dag („Kuma“).
    Ruzowitzky traut sich ebenfalls, das Thema zu behandeln – als „Außenseiter“.

 

Gewinnspiel

Gewinnspiel

15x2 Karten für Ruzowitzky-Premiere gewinnen

Am Mittwoch, 18. Jänner, präsentiert Oscarpreisträger Stefan Ruzowitzky seinen neuen Film „Die Hölle“ um 18.30 im City Kino Linz. Wir verlosen 15x2 Karten.

Das Gewinnspiel läuft bis Montag, den 16. Jänner 2017, 10.00 Uhr. Die Gewinner werden per E-Mail verständigt. Viel Glück!


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1  Kommentar
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( Kommentare)
am 09.01.2017 06:41

Der Trailer und die Kritiken geben keinen Hinweis darauf, dass der Film irgendwie mit "Die Hard" vergleichbar sein könnte: Bruce Willis gibt einen abgehalfterten Cop, Alkoholiker, Antihelden, der nur in die Heldenrolle hineinwächst, weil er es nicht vermeiden kann (der laufende Witz der Serie). Und Willis muss ständig ordentlich einstecken, zumindest im ersten Film, wo er noch keine komplett overpowerte Cartoon-Figur mimen muss.

Ruzowitzky scheint mir dagegen eher eine Spielart der "Mary Sue" geschaffen zu haben, eine attraktive taxifahrende Kickboxerin (vermutlich allabendlich arbeitend an einem Abschluss in Physik und Ingenieurswissenschaften) ist ja schon mal eine tolle Steilvorlage in die Richtung. Hört sich grundsätzlich fad an.

Actionfahrten durch Wien sind wenigstens ein Lokalbonus, mich interessiert aber trotzdem mehr sein neues Werk "Patient Zero" zwinkern

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