Sein Liebesentzug führt zu ihrer Intrige
Wiener Volkstheater: Finesse bis zur letzten Pointe mit dem "Floh im Ohr".
Am Freitag hatte Georges Feydeaus Luststück "Floh im Ohr" des Schweizer Regisseurs Stephan Müller in der Übersetzung von Elfriede Jelinek Premiere am Wiener Volkstheater. Mit einem unendlich spielfreudigen und dabei sehr disziplinierten Ensemble lieferte er eine schwungvoll-präzise Tür aufTür zu-Lustbarkeit ab.
Matthias Mamedof lief als sprechbehinderter Neffe des biederen Hausherrn Chandebise (Till Firit) zu darstellerischer Höchstform auf. Sehr fein die artifiziell stilisierte Ausstattung von Siegfried E. Mayer (Bühne) und Carla Caminati (Kostüme).
Feydeau (1862–1921) stellt eine große Frage in den Mittelpunkt der Turbulenz: Hat er oder hat er nicht? Ist ihr Mann sexuell auswärtig unterwegs, darüber sinniert Madame Chandebise (Susa Meyer), da er von einem Tag auf den anderen die Erfüllung der ehelichen Pflichten eingestellt hat. Gemeinsam mit ihrer Freundin Lucienne (Martina Stilp) arrangiert sie eine Intrige, die völlig außer Kontrolle gerät.
PS: Am Tag der Premiere gab sich der Wiener Gemeinderat bei seiner letzten Sitzung in diesem Jahr einen Ruck und beschloss einstimmig (!) die Generalsanierung des 1889 gegründeten Hauses. Eine erste Kostenschätzung beläuft sich auf rund 35 Millionen Euro. So desolat die Bausubstanz auch sein mag, das künstlerische Werkl läuft wie geschmiert. (rr)
Volkstheater Wien: "Floh im Ohr", Stück von Georges Feydeau, Premiere: 19. 12.
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