Russkaja: Wenn unter der Couch eine alte Klampfe liegt
Die Vollgas-Truppe meldet sich mit einem neuen Album zurück.
Mit ihrem Turbo-Polka-Metal-Sound machen Russkaja seit zehn Jahren die Bühnen unsicher. Jetzt hat die Band um den russischen Sänger Gregorij ihr neues Album "Peace, Love & Russian Roll" veröffentlicht.
OÖN: Metal, Pop, Folk, sogar eine Prise Country – so stilistisch vielfältig klangen Russkaja noch nie. Hattet ihr die Nase voll von eurem früheren Sound?
Gregorij Makazaria: Ganz im Gegenteil! (lacht). Seit Februar 2014 haben wir an den Songs gearbeitet. Diese Breite und Vielfältigkeit hat sich ganz natürlich aus dem Experimentieren heraus ergeben – oft auch aus Zufall. Bei einem Freund habe ich etwa unter der Couch eine alte Doubleneck-Gitarre gefunden, die lag da so rum. Die habe ich mir geschnappt, renoviert, und plötzlich bin ich auf diesen 12-saitigen E-Gitarrensound reingekippt.
Die akustische Abschiedsballade "There Was A Time" sticht ganz besonders heraus. Was steckt dahinter?
Während unser Gitarrist Engel Mayr und ich im Studio waren, hat das Schicksal zugeschlagen und seine Freundin hat ihn verlassen. Und so eine spezielle Situation kann man nur durch Musik kanalisieren und verarbeiten. Der Text handelt davon, dass man oft für genau die Dinge, die der Partner einst an einem geliebt hat, später dann verlassen wird. Das ist paradox.
Das entzückende Liebeslied "Parachute" ist dafür quasi das perfekte Gegenstück zu "There Was A Time"...
Stimmt! Die Nummer ist auf kuriose Weise entstanden. Zwei Freunde von mir haben in den USA geheiratet und mir ihre Ehegelöbnisse geschickt. Und als ich diese durchlas, wusste ich plötzlich: "Hui, das ist so schön. ‘Deine Liebe ist wie ein Fallschirm’ – das könnte doch echt einen prima Songtext abgeben!" (lacht).
Hatten Sie Bedenken, den bestens erprobten Russkaja-Sound derart radikal zu erweitern?
Ehrlich, es ist egal, welchen Song Russkaja interpretiert, er wird wie Russkaja klingen. Ich könnte auch keine Musik komponieren, wenn ich darüber nachdenken müsste, was den Fans gefällt.
Wenn Russkaja nicht auf Tour sind, gebt ihr die Hausband bei "Willkommen Österreich". Welcher Gaststar ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Viele, diese musikalischen Begegnungen sind das Schmankerl bei unserer Arbeit. Mit Herbert Grönemeyer zu spielen, war sicherlich ein Höhepunkt. Ein feiner Herr, ganz easy im Umgang.
Das Album
Nach drei Alben war der ewige Vollgas-Sound etwas ausgelutscht, höchste Zeit also für eine Sound-Auffrischung. Mit „Peace, Love & Russian Roll“ (Napalm Records) treten Russkaja den Beweis an, dass in ihnen mehr steckt, als eine reine Party-Band. Sehr lässige Scheibe!