Ruhe in der Stadt: In New York ist das Mittagsschläfchen wieder hip
Eigene Schlafläden bieten gemütliche Ruhezonen an – für zwölf Dollar (10,50 Euro) pro halbe Stunde können Gestresste dort rasten.
Die US-Metropole New York ist die Stadt, die niemals schläft: Tosender Verkehr schon am frühen Morgen, Partys bis spät in die Nacht und dazwischen harte Arbeit. Um diesen Alltag durchzustehen, gönnen sich immer mehr New Yorker ein Mittagsschläfchen. Nicht im Büro, sondern in richtigen Schlafläden, wo sie fürs Nickerchen bezahlen.
"Nap York" ist einer dieser Läden, für zwölf Dollar (10,20 Euro) je halbe Stunde können Kunden dort rund um die Uhr eine Ruhezone mieten. Angefangen hat die Firma mit sieben Kabinen. "Doch die Nachfrage war so groß, dass inzwischen 22 weitere dazugekommen sind", sagt Marketingchefin Stacy Veloric.
Menschen in New York fühlen sich nicht nur müde, die meisten bekommen tatsächlich zu wenig Schlaf: Jeder Zweite schläft nur sechs Stunden oder noch weniger. Dabei weiß man: Schlafmangel ist ungesund, macht launisch und unproduktiv – und schadet damit auch der Wirtschaft.
Laura Li tut etwas dagegen. Die 28-jährige Redakteurin ist Stammkundin im "Yelo", einem luxuriösen Spa an der Fifth Avenue. Li macht es sich auf einer Entspannungsliege bequem. 35 Minuten später weckt sie ein simulierter Sonnenaufgang. Der Preis? Ein Dollar pro Minute. Ihren Kollegen erzählt sie nichts von den Nickerchen in der Mittagspause.
Christopher Lindholst versucht mit seiner Firma MetroNaps schon seit 2004 den Mittagsschlaf gesellschaftsfähig zu machen. Das Unternehmen vertreibt Schlafsessel, deren kugelförmiges Kopfteil die Ruhesuchenden von der Außenwelt abschirmt. Bei Google und der US-Raumfahrtbehörde NASA stehen sie schon. "Die Einstellung der Leute hat sich in den vergangenen Jahren geändert", sagt Lindholst. Den Menschen sei viel mehr bewusst, wie wichtig Schlaf ist. "Doch bis das Nickerchen nicht mehr mit Faulheit assoziiert wird, dauere es wohl noch eine Generation."
15 Minuten Schlaf reichen
Das sieht auch Schlafmediziner Christoph Röper, Primar am Linzer Kepler-Uniklinikum, ähnlich. "Viele Menschen fallen gegen Mittag in eine Art Tief, das ist erwiesen", sagt er. Der Schlafdruck sei zwar nicht so groß wie am Abend – weshalb man die Müdigkeit auch übertauchen könne –, allerdings fühle man sich nach einem "Power Nap" viel besser. "Trotzdem hat sich das Mittagsschläfchen bei uns immer noch nicht richtig durchgesetzt. "Dabei wäre es eine Win-Win-Situation: Ein Schläfchen in der Mittagspause geht nicht auf Kosten der Arbeitszeit – und die Mitarbeiter sind ausgeruht und können sich besser konzentrieren, wie etwa Studien mit US-Piloten gezeigt haben."
Ein Tipp des Experten für jene, die Zeit und Gelegenheit für ein Mittagsschläfchen haben: "Es sollte nicht länger als zehn bis 15 Minuten dauern, sonst kommt man in die Tiefschlafphase und fühlt sich beim Aufwachen gerädert." (had)
gibts sicher in Wien auch bald. Die machen ja alles den Amis nach.