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Rückblick: Das vergangene Jahr in persönlichen Kunst-Höhepunkten

Von OÖNachrichten, 30. Dezember 2014, 00:04 Uhr

LINZ. Die ganz persönlichen Kultur-Höhepunkte der OÖN-Kulturredakteure und was sie für jeden Einzelnen zu Besonderheiten gemacht hat.

Cat Stevens, nur für mich!
Bild: APA/HERBERT PFARRHOFER

Ein unkomplizierter Weltstar: Cat „Yusuf“ Stevens live in Wien (APA)

Cat Stevens, nur für mich!

von Lukas Luger

Eine Faustregel im Musikgeschäft lautet: "Je größer der Star, desto unkomplizierter der persönliche Umgang mit ihm." Eine Weisheit, die perfekt auf die sich seit seiner Konvertierung "Yusuf" nennende Songwriter-Legende Cat Stevens zutrifft. Davon durfte ich mich am 13. November in Wien überzeugen.

Wenige Stunden vor Konzertbeginn lud Stevens Journalisten und Fotografen in die leere Wiener Stadthalle. Kurz durchgezählt, ein Nicken in Richtung Begleitband, und dann ging’s los: ein exklusives Mini-Konzert!

Während die Fotografen die vier Songs zu einem Blitzlicht-Stakkato nutzten, setzte ich mich auf den nächsten Sessel, schloss die Augen, und ließ einfach die wunderbare Musik auf mich wirken. "Father & Son", "Wild World" – für eine kleine Ewigkeit schien es mir, als würde eine der bedeutendsten lebenden Musikgrößen für mich allein – und für sonst niemanden! – spielen.

Eindrücklich auch das anschließende Interview, direkt vor der Bühne. Kritik aus der muslimischen Community, der Blues, sein angespanntes Verhältnis zu den Medien – mit hintergründigem Schmäh durchsetzt, beantwortete Stevens meine Fragen. Nur warum er seine verspiegelte Sonnenbrille in der stockfinsteren Halle nicht abnimmt, blieb – grinsend – unbeantwortet.

 

Arnulf Rainer
Der »Übermaler« feierte vor wenigen Tagen seinen 85. Geburtstag. Und der weltweit anerkannte Künstler und Begründer des Informel malt immer noch täglich. Auf Teneriffa oder auf seinem Bauernhof in Enzenkirchen im Bezirk Schärding. Bild: HANS KLAUS TECHT

Arnulf Rainer wurde heuer 85 Jahre alt. (APA)

Ein Mann, eine Epoche

von Peter Grubmüller

Es war nicht meine erste Begegnung mit Arnulf Rainer, aber wohl deshalb die eindringlichste, weil der Über-Maler nun eine zu Ende gehende Epoche österreichischer Kunstgeschichte verkörpert. Wir trafen uns Anfang Oktober in der Schärdinger „Galerie am Stein“. Er, der heute 85-Jährige, der 1989 als erster lebender Österreicher eine Einzelausstellung im New Yorker Guggenheim-Museum hatte, der einst zur Bewusstseinsvertiefung unter ärztlicher Aufsicht LSD genommen hatte, der zusammen mit Hermann Nitsch den alten Kunstbegriff hinter Farbvorhängen verbarg, um Neues zu lüften.

Dieser Mann steht nun da und sagt, dass er sich nur noch vormittags auf wichtige Fragen konzentrieren könne, abends sei seinem Kopf der Dampf entwichen. Mit dem Pinsel bringe er keinen Schwung mehr zusammen, weil der Arm nicht mehr tut, was er soll.

In seine Umgebung drängen Menschen, die dem Rainer-Mythos auf der Spur sind, er könnte ja abfärben. Er selbst lächelt spitzbübisch, ohne sein Publikum auszulachen. Er hat sie alle tausend Mal erlebt: die Interessierten, die Wertschätzenden, die Missgünstigen, die Kenntnisreichen und die bloß so Reichen. Er sitzt sie alle aus. Das hat Rainer immer getan, um tun zu können, was er will. Aber diesmal war es ihm anzusehen.

 

Der "Maler der Maler": Velázquez-Schau in Wien
"Prinz Baltasar Carlos zu Pferd" (1635) Bild: Baztán Lacasa, José

Velázquez’ Prinz Baltasar (KHM)

Kunst mit Nachwirkung

von Hannah Winkelbauer

Ein erstes Jahr als Kulturredakteurin steckt naturgemäß voller neuer Eindrücke. Die vielen besuchten Ausstellungen, die zahlreichen Gespräche mit Menschen aus Kunst und Kultur. Höhepunkte sind und waren die direkten Begegnungen mit Künstlerinnen und Künstlern. Aus einigen Bekanntschaften haben sich Atelierbesuche und freundschaftliche Kontakte entwickelt, eine wunderbare Bereicherung.

Einer der spektakulärsten Termine des Jahres war eine Kunstauktion. Die Welt des Kunstsammelns im großen Stil. Unwillkürlich tauchte die Frage auf, ob es hier noch um die Kunst geht, oder nur noch um Wertanlagen und Prestige (so sicher schien das nicht) – dennoch war es eindrucksvoll zu beobachten, wie eine Hand nach der anderen in die Höhe schnellte: „Zum Ersten, zum Zweiten uuund zum Dritten“. Diese Dynamik bleibt in Erinnerung.

Ebenfalls in Erinnerung bleiben werden Werke der großen Ausstellungen des Jahres 2014: Einzelne Exponate aus der „Reines Wasser“-Schau im Lentos, die faszinierenden Welten des Ars Electronica Festival und die Velázquez-Gemälde im Wiener Kunsthistorischen Museum: Kunsterlebnisse, die bis weit über mein erstes Jahr hinaus nachwirken werden.

 

Monika Pichler
Filigran, verletzlich, vergänglich: Anwesenheit einer Abwesenden Bild: (Pichler)

Filigran, verletzlich, vergänglich: Anwesenheit einer Abwesenden (Pichler)

Mitten ins Herz

von Irene Gunnesch

Großes hab ich 2014 erlebt. Zufällige Plaudereien mit Nikolaus Harnoncourt, mit Hermann Nitsch. Die Fortsetzung von Wagners „Ring-Tetralogie“ am Linzer Musiktheater. Grandios, beeindruckend, Wow-Erlebnis.

Und dann hat vor zwei Wochen das eher Kleine zugeschlagen: eine Ausstellung der Künstlerin Monika Pichler, übrigens die letzte Präsentation der Linzer Galerie Thiele, die nach zig Jahren im Dienst der Kunst morgen ihre Pforten schließt.

Im Obergeschoß: Pichlers bildtechnische Überlagerungen. Filigrane Schaumspuren über Fotografien, die eine junge Frau zeigen. Wer die nicht kennt, erfreut sich an der assoziativ dichten Ästhetik. Wer aber wie ich diese junge Frau – sie hieß Pia – mehr als zehn Jahre freundschaftlich begleiten durfte, bis sie unerwartet an ihrem 20. Geburtstag starb, dem greifen diese Werke mitten ins Herz. Die Wucht der Bild gewordenen Auseinandersetzung ihrer Mutter mit der permanenten Anwesenheit einer Abwesenden hat in mir jede professionelle Barriere restlos niedergewalzt.

Für diese künstlerische Initialzündung purer Emotion bin ich dankbar. Für mich wurde sie zum persönlichen Kunst-Höhepunkt 2014. Dagegen hatte auch die Eröffnung einer Ausstellung meiner eigenen Zeichnungen.

 

Les Misérables
Les Misérables, die Musicalsensation im Musiktheater, hatte am 27. September Premiere Bild: Palffy

Les Misérables, die Musicalsensation im Musiktheater, hatte am 27. September Premiere (Palffy)

Von Elenden und Geheilten

von Helmut Atteneder

Eine verschwitzte Umarmung, ein fahriges Händeschütteln, ein feuchter Kuss, im Stakkato abgefeuerte Worthülsen. Der australische Pianist David Helfgott ist immer noch außer sich, obwohl sein Konzert, das er am 4. Juni im Linzer Musiktheater gegeben hat, schon gut eine halbe Stunde zurückliegt. Der 67-Jährige, der seit Jahrzehnten an einer schizoaffektiven Störung leidet, hat sein Leiden dann am besten im Griff, wenn er Klavier spielt. Sein Spiel hat ihn geheilt, es ist anders, technisch zwar großartig, aber begleitet von aufgeregten Kommentaren und vielen, vielen „Ooooooohhhh“. Ein fliegendes Zwiegespräch mit einem Flügel. Helfgott wurde mit seiner Krankheit zum Filmhelden („Shine“ mit Geoffrey Rush wurde mit einem Oscar prämiert).

Ohne Übertreibung oscarreif war die Premiere des Musicals Les Misérables am 27. September im Musiktheater. Als der letzte Ton gespielt, der letzte Ton gesungen ist, steht ein volles Haus wie von einem unsichtbaren Kommando gesteuert auf und klatscht minutenlang. Christian Alexander Müller als Jean Valjean ist ein Ereignis, das Ensemble trägt den Hass, die Liebe, das ungleiche Leben während der französischen Revolution in sich. Die Produktion unter der Regie von Matthias Davids braucht den Vergleich mit all den anderen über das Schicksal der Elenden nicht zu scheuen.

Hoffen, bangen, singen
Gewinnerin Elena Stikhina (Winkler)

Gewinnerin Elena Stikhina (Winkler)

Hoffen, bangen, singen

von Karin Schütze

Große Stars brachte das Jahr nach Linz. Erst im November den Weltklasse-Bariton Thomas Hampson. Kollege Erwin Schrott beehrte im Sommer die von den OÖN präsentierte Reihe „Klassik am Dom“ – zwei Sänger auf dem Gipfel ihres Erfolges.

Junge Sänger und Sängerinnen auf ihrem langen, harten Weg dorthin waren hingegen bei einem Ereignis zu erleben, das auf ganz besondere Weise beeindruckte. Im Brucknerhaus und Musiktheater gingen auch heuer die letzten Runden wie das Finale der Competizione dell’Opera über die Bühne, des internationalen Wettbewerbs der italienischen Oper.

87 Teilnehmer aus aller Welt, zwischen 20 und 30 Jahre jung, waren teils von weither, aus Korea, und viele eigens für diese Chance angereist. Welch Perfektion und Hingabe auf der Bühne!

Hut ab aber auch vor dem souveränen Lächeln, mit dem viele selbst kurz vor ihrem Auftritt mit mir sprachen. Über ihr Leben von Wettbewerb zu Wettbewerb, ihre Hoffnung auf eines der raren Engagements, ihre Leidenschaft – das Singen. Zwölf schafften es ins Finale. Die übrigen? Werden ihr Glück wieder versuchen, ist der Weg auch noch so hart und steil.

Zum Weinen schön
Chiwetel Ejiofor (Tobis) Bild: Francois Duhamel

Chiwetel Ejiofor (Tobis)

Zum weinen schön

von Nora Bruckmüller

Obwohl es sich so manch einer nicht vorstellen kann, braucht man für das analytische Begutachten diverser Streifen Kraft. Weil im Kopf parallel ein ganz anderer Film läuft. Während 24 Bilder pro Sekunde abgespielt werden, meint man, genauso viele Fragen am geistigen Auge vorbeiziehen zu sehen: Wie ist der Schnitt? Wie die Musik? Wer spielt wie? ....

Reißt der eigene Film im Kopf, dann meistens, weil der Sog von der Leinwand zu stark war, um dagegen anzukämpfen – wie beim persönlichen Filmhit 2014: Steve McQueens Oscar-prämiertes Meisterwerk Twelve Years A Slave um den unschuldig versklavten Solomon Northrop. Am Anfang der Pressevorführung beanspruchte das Schauspiel die Aufmerksamkeit, dann die malerischen Filmbilder. Als Solomon (Chiwetel Ejiofor) aber endlich frei kam, war das alles längst egal. Und als er sein Enkelkind in die Arme nahm, strömten keine Gedanken mehr, es flossen die Tränen!

Die Kollegin reichte mir ein Taschentuch mit folgenden Worten: „Also gibst du dem Film jetzt sechs Sterne?“ Natürlich. Denn wer mich zu Tränen rührt, hat die Bestnote verdient.

 

Alle Jahre wieder kommt auch der Nussknacker
Klara umarmt den Mäusekönig und hilft damit dem Nussknacker. Bild: B.Aumüller

„Der Nussknacker“ für die ganze Familie im Musiktheater (APA)

Die direkten Begegnungen mit den Künstlern

von Silvia Nagl

Zu den schönsten Erlebnissen im Kulturbereich gehören auch und vor allem die direkten Begegnungen mit Künstlern bei Interviews. Unvergesslich das laut dröhnende Lachen von Daniel Lager beim Interview. Der Countertenor, der Graf Starhemberg in Ernst Ludwig Leitners im Musiktheater uraufgeführten Oper „Fadinger“, auf die Frage, ob er Probleme damit habe, als Countertenor mit schwul und tuntig in Verbindung gebracht zu werden: „Überhaupt nicht! Ich bin ja schwul!“ In schöner Erinnerung auch die entspannte Plauderei mit den Musiktheater-Publikumslieblingen Martin Achrainer und Matthäus Schmidlechner.

Und mit welcher großen Leidenschaft Landestheater-Schauspielchef Gerhard Willert die Adaptierungspläne im Schauspielhaus erläuterte, als ob er am liebsten gleich selbst samt Bautrupp aufmarschiert wäre! Beeindruckend die Inszenierung von Taboris wunderbaren „Goldberg Variationen“. Weiters das gewaltige Hör-/Schau-Erlebnis „Carmina burana“ von Ballettchefin Mei Hong Lin ebenso wie der von ihr entzückend choreografierte „Nussknacker“ im Musiktheater. Und jener Moment, in dem es hieß: „..der Nestroy für die beste Bundesländer-Aufführung geht an...“ – das Linzer Theater Phönix für Nestroys „Höllenangst“ (sechs OÖN-Sterne gab’s dafür schon vorher!).

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1  Kommentar
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mkies (11 Kommentare)
am 30.12.2014 09:19

Wusste nicht, dass Elvis Costello sich jetzt auch Yusuf Islam nennt, dürfte für den armen verwirrten Redakteur doch kein Konzerthighlight gewesen sein.

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