Reduktion als Strategie: Bei Viktoria Körösis Objekten ist weniger mehr
Die OÖNachrichten haben die gebürtige Ungarin in ihrem Linzer Atelier besucht
Viktoria Körösis Werke irritieren, geübte Kunstbetrachter müssen umdenken. Zwar arbeitet die 1977 in Budapest geborene Künstlerin mit Leinwand, macht aber definitiv keine Malerei im klassischen Sinn. "Ich wollte das Gemälde erweitern. Aber das gab es ja alles schon einmal, schon in den 60er-Jahren", sagt die studierte Fotografin, die Mitglied im oberösterreichischen Kunstverein ist, bescheiden. Zwar stehen ihre Werke natürlich in einer kunsthistorischen Tradition der Erweiterung des Malereibegriffs, aber Körösi hat sich doch eine sehr eigenständige Bildsprache erarbeitet. Die OÖNachrichten haben die Ungarin, die sechs Jahre in Hamburg verbracht hat und seit zwei Jahren in Linz lebt, in ihrem Wohnatelier in der Linzer Innenstadt besucht.
Kunstwerke zum Entschlüsseln
Körösi funktioniert Leinwände zu feinen Objekten um. Sie faltet, schneidet und formt diese klassischen Malgründe, plustert sie zu polsterartigen Formen auf, kombiniert glatte, weiße Leinwand mit Netzen oder Jute, durchbohrt sie mit neonfarbenen Keilen oder Stäben, und bleibt dabei stets ästhetisch klar und elegant. Die Arbeiten, die keine Titel tragen, wirken geheimnisvoll. Oft ist nicht ersichtlich, wie die Formen zustande gekommen sind. Das sei ihr durchaus bewusst, sagt Körösi: "Vielleicht haben meine Arbeiten eine Ebene, auf der man entschlüsseln soll, wie das Ganze entstanden ist." Die Arbeit mit Holz und Leinwand sei für sie eine größere Herausforderung als etwa die digitale Fotografie, mit der sie sich in ihrem Brotjob an drei Tagen in der Woche beschäftigt. "Für mich ist das Handwerkliche in der digitalen Welt sehr wichtig geworden", sagt die Künstlerin, die sich sehr für Strukturen und Materialien interessiert. Ihre Werke sind schlicht, Farbe kommt nur sparsam zum Einsatz. Wenn, dann allerdings sehr kräftig, in Form von Neonfarben: So reflektiert etwa die grellpink bemalte Rückseite einer aufgeschnittenen und gefalteten Leinwand wie ein farbiger Schatten auf den weißen Untergrund.
Es würde sie zwar sehr reizen, mehr Farben zu verwenden, aber sie hält sich da bewusst zurück. "Ich möchte nicht zu dekorative Bilder machen, mit Farben ist das gefährlich. Ich möchte meine Welt reduzieren." Weniger ist also mehr? Auf Viktoria Körösis ruhige, kraftvolle Werke trifft das eindeutig zu. "Ich arbeite mit geometrischen Grundformen, die fast trivial sind, obwohl sie meiner Meinung nach etwas Essenzielles, Universelles, Gehobenes vermitteln, das mit dem alltäglichen Leben nicht viel zu tun hat. Mein Hauptbestreben ist, pure Werke zu schaffen, die der Betrachter selbst entschlüsseln soll", sagt Körösi. Die zurückhaltende, bescheidene Künstlerin konzentriert ihre Arbeiten auf das Wesentliche. Das funktioniert.