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Premiere von "Der Bockerer": Die weise Renitenz eines Anarchisten

Von Peter Grubmüller, 18. Juli 2014, 00:04 Uhr
Die weise Renitenz eines Anarchisten
Günter Rainer (Bockerer, l.) und Harald Bodingbauer (Hatzinger) Bild: (Herzenberger)

Gefeierte Premiere in der Scheune des Stifts Wilhering, die durch einen famosen Günter Rainer den Film schnell vergessen macht.

Mit vielen Käuzen vom Zuschnitt eines Bockerer wäre es nie zum Zweiten Weltkrieg gekommen, mit Bockerern wäre vermutlich auch kein Staat zu machen – was mehr gegen den Staat als gegen den Bockerer spricht. Dieser Bockerer, von dem zu Unrecht vergessenen Ulrich Becher zusammen mit Peter Preses 1946 geschrieben, 1948 uraufgeführt und mit der Verfilmung von Franz Antel 1981 zum österreichischen Kulturgut aufgepolstert, feierte am Mittwoch in Wilhering in der Regie von Joachim Rathke eine begeistert beklatsche Premiere.

Es dauert keine zehn Minuten – und man hat den Film vergessen. Das liegt auch an dem famosen Günter Rainer, der sich in der Titelrolle nicht dadurch behindert, Film-Bockerer Karl Merkatz zu imitieren, sondern er gestaltet ein Original. Sein renitent anarchistischer Fleischhauer ist weder naiv noch unbelehrbar, sondern er strotzt vor schelmischer Lebensklugheit, die sich nicht um Macht, sondern um Menschen schert. Regisseur Joachim Rathke hat sich auf das ursprüngliche Stück eingelassen, ohne eine intellektuelle Schnitzeljagd zu veranstalten. So erlebt das Publikum etwa den maßgeblichen, im Film gestrichenen Dialog zwischen Bockerers Sohn Hans und dem von Martin Dreiling mit der richtigen Portion Herablassung gespielten SS-Mann Gstettner, der von den bestialischen mobilen Gaskammern der Deutschen in Russland berichtet. In diesem Moment taut Hans – auch ob der feinen Leistung von Matthias Hacker – vom furchterregenden Nazi zum verzweifelten Geläuterten auf. Nicola Gerbel als Bockerers Frau Binerl schafft die Grätsche von der Hitler-Verehrerin zur -Verachterin spielerisch und Harald Bodingbauer ist als Schein-Opportunist und Bockerer-Freund Hatzinger, der das Herz auf dem rechten Fleck hat, in jeder Nuance trittsicher. Manuel Klein treibt den zackigen Berliner Parteigenossen auf die Spitze, als Irrenhaus-Entlaufener im Hitler-Kostüm hätte er die Sau noch frecher rauslassen können. Peter Woy gibt dem Juden Rosenblatt stille Weisheit und dem Anthropologen Galleitner erschütternden Fanatismus. Julia Frisch dosiert die Frivolität der Mizzi Haberl exakt und der sich leider aus dem Landestheater verabschiedende Klaus Köhler brilliert als Gestapo-Mann Lamm und als sich auflehnender Berliner Uhrmacher Knabe. Es ist ein gut zweieinhalbstündiger Triumpf der Truppe, der ohne Pause noch gewaltiger ausgefallen wäre.

"Der Bockerer", Regie: Joachim Rathke, Stiftsscheune Wilhering, Premiere: 16. Juli, Termine: 18., 19., 22., 23., 24., 25., 26., 29., 30. Juli, 1., 2., 3. August, Karten und Infos: 0732 / 78 32 38, www.theaterspectacel.at.

OÖN Bewertung:

 

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