Plácido Domingos hohe Schule des Operngesangs
Salzburger Festspiele: Giuseppe Verdis Oper "I due Foscari" als konzertante Aufführung im Großen Festspielhaus.
Bei Verdis viel zu selten gespielter Oper "I due Foscari", die am Freitag bei den Salzburger Festspielen als konzertante Aufführung zu erleben war, zeigte Plácido Domingo seine hohe Schule des Operngesangs. Etwas, das allmählich trotz manch vielbejubelter Stars schön langsam der Vergangenheit angehören wird. Da geht es nicht nur um absolut perfekte Technik, die bei Domingo selbst mit 76 Jahren unerschütterlich zu sein scheint, sondern vor allem um das, was sich beim Singen und noch viel mehr beim Studium der Partie im Kopf abspielt. Denn im Vergleich zu den anderen hervorragenden Sängerinnen und Sängern des Abends nimmt man Domingo seine Rolle ab, leidet in diesem Fall mit dem Charakter, fühlt die inneren Hoffnungen und erlebt ungeschminkt den Verfall eines alten Mannes, der um alles und vor allem seiner Macht als Doge beraubt wird.
Lebenswirklichkeiten
Dafür muss man nicht einmal auf die Bühne schauen, dennoch ist man bewegt, berührt, betroffen. Aber nur so kann Oper – vor allem italienische – ihr ganzes Potenzial ausschöpfen, ihre "Schönheitsmängel" – ihren oft unglaublichen Schöngesang zu den grauslichsten Texten – überspielen und den Belcanto zum dramatischen Ausdruck von Lebenswirklichkeiten machen.
Und so war dieser Abend eine faszinierende Charakterstudie des Francesco Foscari durch Plácido Domingos intensiven Einsatz. Joseph Calleja hat die Partie des Jacopo Foscari durchaus glaubhaft angelegt, mit den heiklen Passagen nicht mehr als andere Tenöre gekämpft, blieb aber speziell in der Halluzinationsszene am Beginn des 2. Aktes doch manches an Intensität schuldig. Guanqun Yu meisterte die unglaublich vielfältige und durchaus dramatische Partie der Lucrezia mit stimmlicher Sicherheit und Bravour, schafft es aber nicht ganz, echte Emotionen zu vermitteln. Roberto Tagliavini war als Loredano ein profunder Gegenspieler der Foscari und machte aus seiner nicht allzu großen Rolle durchaus etwas Bemerkenswertes. Die kleinen Partien waren fein besetzt, und der Philharmonia Chor Wien (Einstudierung Walter Zeh) erfüllte stimmig seine Aufgabe. Das Mozarteumorchester Salzburg überzeugte mit feinen Soli, wurde jedoch manchmal von Michele Mariotti zu einem groben Begleitstil angeleitet. Überhaupt hätte man den Orchesterpart spannender, vielschichtiger und so mitreißender inszenieren können.
"I due Foscari" von Giuseppe Verdi, konzertante Aufführung, Großes Salzburger Festspielhaus, Premiere: 11. August.
OÖN Bewertung:
kunstvoller Gesang ist das wohl nicht mehr was was Herr Domingo da bietet, aber schon vor 40!Jahren war er kein Bariton ( Barbieraufnahme als Figaro).. er war in seiner guten Zeit ein Tenor ohne! wirkliche Höhe!
würde ihm den Kaiser in Turandot empfehlen!
die letzten wirklichen Verdi -Baritone der junge Milnes und der junge Cappucilli, von den Großen wie Taddei, Bastianini, Gobbi, Warren und Merrill ganz zu schweigen ............