Pippi Langstrumpf: Heldin des Kinderzimmers feiert Geburtstag
Vor 70 Jahren dachte sich die Schwedin Astrid Lindgren am Krankenbett ihrer Tochter die Geschichte dieses frechen Mädchens aus.
Das berühmteste Mädchen der Welt hätte es vielleicht nie gegeben, wenn nicht ein anderes Mädchen 1941 mit einer Lungenentzündung im Bett gelegen wäre. Es war Karin, die Tochter der Schwedin Astrid Lindgren. Sie war sieben Jahre alt, als sie ihre Mutter bat: "Erzähl mir doch eine Geschichte!" Und ihre Mutter erzählte – von einem "kleinen Übermenschen", wie sie heute selbst sagt, der mühelos Polizisten wie Pferde hochhebt und mangels elterlicher Aufsicht tun und lassen kann, was er will. Als Lindgren nach einem Sturz selbst an Bett gefesselt war, schrieb sie alles auf. Im November 1945 erschienen die Geschichten um Pippi Langstrumpf erstmals in Buchform.
Wegen ihrer ungehobelten Art stieß die "Rotzgöre" mit den feuerroten Haaren einigen nach dem Erscheinen im Verlag Raben & Sjögren aber bitter auf. Unnormal und krankhaft fand der angesehene Professor John Landquist Pippi. "Kein normales Kind", kommentierte er in der Zeitung "Aftonbladet", "isst eine ganze Sahnetorte auf oder geht barfuß auf Zucker. Beides erinnert an die Phantasie eines Irren." Der Bonnier Verlag hatte Lindgren zuvor aus ähnlichen Bedenken eine Absage erteilt. "Ich hatte selbst kleine Kinder und stellte mir mit Entsetzen vor, was passieren würde, wenn sie sich dieses Mädchen zum Vorbild nähmen", gab der Verleger Gerhard Bonnier Jahre nach der Veröffentlichung zu. Er wird sich noch oft die Haare darüber gerauft haben, dass er das Manuskript ablehnte.
Denn Millionen Kinder, erst in Schweden, später auf der ganzen Welt, schlossen Pippi auf Anhieb in ihre Herzen. Das anarchische Halbwaisenkind wurde zur unumstrittenen Heldin der Kinderzimmer – und ist es bis heute.