Perfekte Stimmtechnikerin ohne jegliche Starallüren
Sopranistin Olga Peretyatko begeisterte im Brucknerhaus.
Die mehrfach bereits als Netrebko-Nachfolgerin titulierte russische Sopranistin Olga Peretyatko, die in Berlin lebt, mit einem italienischen Dirigenten verheiratet ist und in Deutschland von einer englischen Lehrerin ihre perfekte Technik gelernt hat, war am Donnerstag im Rahmen des Großen Abonnements im Brucknerhaus zu Gast. Sie selbst sieht sich allerdings viel lockerer und will beileibe keine Klischee-Opernsängerin sein.
Vielmehr geht sie auf das Publikum zu, erklärt in perfektem Deutsch mit weichsamtigen russischem Akzent den Inhalt der folgenden Arien und setzt sich nach getaner Arbeit ins Foyer, um Programme und CDs zu signieren. Genauso "normal", wie sie im Leben zu sein scheint, steht sie auch auf der Bühne und kann sich voll und ganz auf ihre perfekte Technik und den ebenso unerschütterlichen Stimmsitz verlassen und sich ganz dem Interpretieren widmen. Leicht hat sie es dem Publikum nicht gemacht und hat ein bei uns doch nur ganz selten zu hörendes Repertoire präsentiert, anstatt auf bekannte Opernarien zurückzugreifen, was allerdings viel spannender und interessanter war.
Edle Gesangskunst
So die vierte der "Sechs Romanzen" op. 4 von Sergej Rachmaninoff sowie dessen bekanntere Vokalise op. 34/14. Dazu die Wahnsinnsszene der Mafra aus Rimski-Korsakows "Zarenbraut" und die an Rossini gemahnende Kavatine der Ljudmilla aus Glinkas "Ruslan und Ljudmilla". Beeindruckend dabei vor allem die unglaubliche Atemtechnik, die Luft ohne Ende zur Verfügung stellt und ungeheure Phrasen spannen lässt, die sie aber höchst subtil und ganz uneitel in erster Linie dem Werk dienend gestaltet. Edle Gesangskunst auf höchstem Niveau.
Ihr Partner war das Ural Philharmonic Orchestra, das vor etwas mehr als zwei Jahren schon einmal im Brucknerhaus spielte – damals mit dem im letzten November so tragisch verstorbenen Dmitri Hvorostovsky. Unter der Leitung von Dmitri Liss brillierte es nicht nur mit orchestralen Opern-Highlights wie Borodins "Polowetzer Tänzen" und Glinkas Ruslan-Ouvertüre, sondern begleitete auch subtil die Solistin des Abends.
Nach der Pause stand Prokofjews V. Symphonie auf dem Programm, die 1945 durchaus plakativ die siegreiche rote Armee feierte, wodurch sich der Komponist wieder beim Regime rehabilitierte. Auch hier dominierten technische Brillanz und eine gewaltige dynamische Bandbreite, die aber nicht immer den Ausdruck in gleichem Maße förderten. So blieb dann doch manches etwas oberflächlich und ging emotional nicht ganz so in die Tiefe. Denn die Symphonie jubelt nur zum Schein, während es unter dem Lack gewaltig gärt. Dennoch war es eine wichtige Begegnung mit einem großen Werk, das schon ewig bei uns nicht mehr zu hören war.
Brucknerhaus: Konzert des Ural Philharmonic Orchestras mit Olga Peretyatko als Solistin, 24. Mai
OÖN Bewertung:
Klassisches Russengesicht. Jetzt noch hübsch (und überschminkt), aber in zwanzig Jahren eine Mamutschka.
Dieser Kommentar ist eine niveaulose Gemeinheit!