Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

"Nur ja keine politische Entscheidung"

Von Peter Grubmüller, 23. Februar 2017, 00:04 Uhr
"Nur ja keine politische Entscheidung"
Das Linzer Kunstmuseum Lentos bekommt am 17. März eine neue künstlerische Leitung. Bild: Weihbold

Neun Kandidaten rittern um den Chefposten im Linzer Kunstmuseum Lentos.

Das Brucknerhaus hat mit Dietmar Kerschbaum (46) seinen neuen Chef. Im Kunstmuseum Lentos fällt die Entscheidung über die künstlerische Leitung am 17. März – die OÖN berichteten. Neun Kandidaten der 37 Bewerber wurden zu den Hearings eingeladen.

Linz und sein 2003 eröffnetes Kunstmuseum: Das war über viele Jahre keine Liebesbeziehung. Und als es so aussah, dass da spät, aber doch etwas zusammenwächst, verabschiedete sich Lentos-Chefin Stella Rollig ins Wiener Belvedere. Was hat die neue Lentos-Führung nun zu tun, um am Donauufer die erfolgreiche Grätsche zwischen künstlerischem Anspruch und Publikumswirksamkeit zu turnen?

Wie im Fußball

Martin Hochleitner, der ehemalige Leiter der Linzer Landesgalerie und nun Direktor des Salzburg Museums, hat sich für den Lentos-Job nicht beworben. Er verhandelt aktuell die Verlängerung seines im August auslaufenden Vertrags. Bei seinen Erwartungen an die Lentos-Leitung bleibt Hochleitner bei einer Sport-Metapher: "Auch ein Fußballverein muss vorher wissen, welcher Trainer oder welcher Stürmer zur Klubphilosophie und zur Spielkultur der Mannschaft passt. Mit der Besetzung der Lentos-Führung alleine ist es nicht getan. Sie ist nur Teil eines kulturpolitischen Prozesses."

"Nur ja keine politische Entscheidung"
Martin Hochleitner, Chef des Salzburg Museums Bild: APA/BARBARA GINDL

Martin Hochleitner, Chef des Salzburg Museums

Die Vergangenheit möge sich demnach nicht wiederholen: Rollig hatte ihre kuratorische Linie nie verhehlt, und dennoch zettelte die Stadt Linz über ihre Programmierung eine mediale Diskussion an.

Maren Richter, Linzer Kunstexpertin und Kuratorin der europäischen Kulturhauptstadt Malta 2018, stößt im OÖN-Gespräch die Neuauflage der in den 90er-Jahren eingeschlafenen Debatte an, Museen neu zu denken: "Ein Museum darf nicht bloß ein Zentrum für zeitgenössische Kunst sein. Und es muss mehr sein als ein Container von Vergangenem."

"Nur ja keine politische Entscheidung"
Maren Richter, Linzer Kunst-Expertin und Kuratorin der Kulturhauptstadt Malta 2018

Maren Richter, Linzer Kunst-Expertin und Kuratorin der Kulturhauptstadt Malta 2018

Die wichtigste Frage sei: Wie sind Besucher zu motivieren, einen Raum zu öffnen, sich selbst einzubringen, Diskussionen anzustoßen. Das könne damit gelingen, Kunst "wieder als Seismograf gesellschaftspolitischer Veränderungen – speziell in Zeiten aktueller Verunsicherung – zu sehen und utopisches Denken anzuregen." Stattdessen werden Museen wie eh und je bespielt: "Ausstellung, nächste Ausstellung, übernächste Ausstellung – und das alles mit sogenannten Vermittlungsprogrammen, die kaum mehr als bessere Führungen sind." Das Museum müsse ein Ort sein, an dem sich Besucher selbst wiederfinden. Warum sich Richter nicht beworben hat? "Ich hatte keine Zeit dafür."

Margund Lössl, Chefin der Galerie 422 in Gmunden wendet sich händeringend an die Stadt Linz, nur ja keine politische Entscheidung zu treffen. Sie fordert Politiker und Magistratsmitarbeiter dazu auf, der Einschätzung der Experten zu vertrauen.

Kunstuni-Rektor Reinhard Kannonier und die Museumskapazität Christa Steinle, Österreichs Kuratorin der Biennale in Venedig 2017, werden die Jury – wie berichtet – ohne Stimmrecht beraten. In der entscheidenden Kommission sitzen: Martina Steininger (Magistratsdirektorin), Brigitta Schmidsberger (Leiterin der Personalverwaltung), Julius Stieber (Kulturdirektor der Stadt Linz) und ein Experte eines Personalberatungsunternehmens.

 

Kunstuni-Vizerektor
Frank Louis

Kunstuni: Frank Louis folgt Rainer Zendron nach

Rainer Zendron, ehemaliger Kunst-Rebell der Linzer Stadtwerkstatt und seit 17 Jahren Vize–rektor der Linzer Kunstuni, legt diese Funktion aus privaten Gründen zurück, wird aber an der Kunstuni bleiben. Frank Louis folgt dem 61-Jährigen mit 1. März als Vizerektor nach. Louis, 1966 in Hannover (D) geboren, leitet seit 2006 das Konzeptionen/Keramik-Institut und will die Durchlässigkeit der Uni vorantreiben. "Studierende haben ihre fachbezogenen Schwerpunkte, aber mir liegt sehr daran, dass sie in Zukunft auch Lehrveranstaltungen anderer Abteilungen besuchen", sagt Louis im Gespräch mit den OÖN. Von der neuen Lentos-Führung erwartet er ein gehaltvolles Programm, "weil dadurch gute Wechselwirkungen mit der Kunstuni möglich werden können."

 

mehr aus Kultur

Breitenecker übergibt ProSiebenSat.1Puls4-Geschäftsführung an CEO-Duo

Das kleine Glück im Scherbergarten- "Tatort"

Deutscher Schlagerstar mit 95 Jahren gestorben

Brucknerhaus-Affäre und die politische Verantwortung

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

5  Kommentare
5  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
AlfDalli (3.986 Kommentare)
am 25.02.2017 11:22

In Linz beginnt's!

lädt ...
melden
antworten
jack_candy (7.694 Kommentare)
am 24.02.2017 11:05

Die Zusammensetzung des Auswahlgremiums sagt schon viel aus: die Magistratsdirektorin, die Leiterin der Personalverwaltung, ein Experte eines Personalberatungsunternehmens und der Kulturdirektor der Stadt Linz - auf deutsch: nur einer, der von Kunst eine Ahnung hat (oder haben sollte).

lädt ...
melden
antworten
haspe1 (23.645 Kommentare)
am 23.02.2017 08:33

Ein kommunalses Kunstmuseum ist eine knifflige Sache. Den Politiker ist die Kunst im allgemeinen völlig wurst, sie schauen nur, dass die Zuschauer-Zahlen und damit die Einnahmen passen. Was natürlich auch wichtig ist, denn der Steuerzahler gleicht ja das Defizit aus.

Wenn die Zuschauerzahlen nicht passen, wird von den Stadtpolitikern dann gnadenlos auf die Museumsdirektoren hingedroschen, es sei denn, es handelt sich um ein politisches Liebkind, das Narrenfreiheit hat.

Dass Museen oft schlecht besucht sind, hängt natürlich nicht nur von deren Direktoren und deren Ausrichtung ab, sondern auch davon, dass man viele Leute NIE in ein Museum bringt, egal, was man zeigt. Dieses sind einfach kulturfern, da nützt nichts, ausser Gratis-Eintritt mit Würstel und Bier.

Also muss man schon die Schüler für die Museen begeistern. Später ist es schwierig bis hoffnungslos. Manche Leute bringt man nur mit "Block-Bustern" ins Museum, so machen es ja auch ganz bekannte wie die Albertina oft genug...

lädt ...
melden
antworten
jack_candy (7.694 Kommentare)
am 24.02.2017 11:12

Stimmt. Da sind wieder mal die Schulen gefordert (wenn man sich auf die Eltern verlässt, wird das nicht reichen - vor allem nicht in "bildungsfernen" Familien).

Aber Kunstunterricht ist ja meistens eines der Fächer, bei denen zuerst gespart wird. Oder die Kinder werden mit Grillparzer & Co. [entsprechende Namen für Musik und Bildende Kunst bitte selbst einsetzen] so lange gelangweilt, dass ihr natürliches Interesse an Musik, Malerei und Literatur auf Jahre hinaus gekillt wird.

Vor allem fehlt es daran, zeitgenössische Kunst zu vermitteln. Wozu das führt, merkt man fast jedes Mal, wenn über "moderne Kunst" geredet wird - nach dem Motto "das kann ich auch", "was soll denn diese Kleckserei bedeuten", "das klingt ja schrecklich".

lädt ...
melden
antworten
mitreden (28.669 Kommentare)
am 23.02.2017 08:30

am besten ist die frau richter -- sie hat keine zeit?
dem fuchs waren auch die trauben zu sauer.....
-----
aber der ruf nach fachlicher und nicht politischer entscheidung soll nicht ungehört verhallen! unter luger ist halt zweiteres zu befürchten.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen