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„Nudl in da Rein, lustig muaß sein“

Von Von Bernhard Lichtenberger, 18. Dezember 2010, 00:04 Uhr
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Bildergalerie „Liabste Weis“ in St. Wolfgang am Wolfgangsee
Bild: Alfred Reiter

Zum zwölften Mal in 22 Jahren erklingt „Mei liabste Weis“ heute live aus Oberösterreich (ORF 2, 20.15 Uhr). Franz Posch und sein Team nisten sich seit Tagen in der „Dorf-Alm zu St. Wolfgang“ ein, um sich mit den eingeladenen Musikanten für den großen Abend zu rüsten. Die OÖNachrichten waren bei der Probe dabei.

„Wegen Filmarbeiten Restaurant bis Samstag, 18. Dezember geschlossen. Wir bitten um Ihr Verständnis!“ steht auf dem Zettel am Fenster. Dahinter, in der „Dorf-Alm“ von Wirt Sigi Falkensteiner, den sie hier als Leopold-Bauer kennen, trifft sich uriges Ambiente mit der bienenhaften Emsigkeit eines 30-köpfigen ORF-Teams.

Den ersten Schock hat der Sigi überwunden. „Schier“ sei ihm geworden, als am Montag die Lastwagen anrollten und dutzende Scheinwerfer, Lautsprecher und Flachbildschirme in seine alten, wertvollen Tram geschraubt wurden, da und dort etwas fehlte und alle fünf Minuten jemand um etwas fragte. „Zwei bis drei Kilometer Kabel werden wir schon verlegt haben“, sagt Lichtmeister Robert Mayr, Herr über mehr als hundert Scheinwerfer mit 300-Watt-Lampen. „Das genügt, weil die Kameras so gut sind.“

„Danke schön“, kommt über Lautsprecher die Stimme des Mannes, der für den gepflegten Ton zuständig ist. Für die 1889 gegründete Heuschobermusi aus St. Wolfgang ist das noch lange kein Grund, in der Ecke mit dem Herrgott den Geigenbogen anzuhalten oder die Harmonika einzubremsen. Da braucht es ein zweites, lauteres „Danke schön!“, das übersetzt „Es reicht“ bedeutet.

Unaufgeregt geht Moderator und Sendungsgestalter Franz Posch an Kameras vorbei, begrüßt Musikanten, weicht Arbeitern aus, die ausgehängte Terrassenfenster vorbeitragen, oder schnappt sich das Flügelhorn, um mit der Goiserer Klarinettenmusi aus dem Stand zu spielen.

Dabei war seine „Liabste Weis“ 2001 kurz vor dem Verstummen, als sie ORF-General Gerhard Weis aus Kostengründen über die Klinge springen lassen wollte. Eine Welle des Protestes spülte den Seher-Ärger auf den Küniglberg. „Von dort hat man mir dann den Korb mit Briefen geschickt, die ich mir alle aufgehoben habe. Das war die Rettung“, sagt der 57-jährige Tiroler. „Jetzt haben wir ganz gute Karten, und auch schon die Termine für das nächste Jahr. Mit Volkskultur erfüllen wir den Bildungsauftrag ja perfekt.“

Und er spüre auch, „dass die Volksmusik ein hohes Ansehen genießt“. Das liege an der neuen Generation, die nachstoße, „Spitzenmusiker, die voll im Saft sind und an Musikschulen und Konservatorien gut ausgebildet wurden, die am Sonntag eine Mozartmesse in der Kirche spielen, am nächsten Abend im Jazzkeller und dann bei ,Mei liabste Weis’.“

Oft musizieren die Jungen aber zu schön, zu klinisch. Dann redet der 57-jährige Tiroler, der am Konservatorium in Innsbruck diatonische Ziehharmonika unterrichtet, seinen Schülern ins Gewissen, nicht auf die Wurzeln zu vergessen, „denn die Volksmusik braucht ein bissl was Räudiges, und die Tanzmusik muss dreckig klingen“.

Die Goiserer Klarinettenmusi ist jetzt richtig gut drauf und singt sich in einen Landler-Gstanzl-Rausch: „Nudl in da Rein, Nudl in da Rein, heut muaß nu lustig sein.“ „De Nummer is super, de gibt Gas“, sagt ein euphorischer Christoph Bloéb. Der Bruder der Schauspieler Tobias Moretti und Gregor Bloéb übernimmt mit dieser Sendung das Regie-Zepter von „Mei liabste Weis“-Urgestein Heinz Fechner.

„Können wir nun die zwei Klarinetten hören? Und a bissl a Konzentration im Saal, das ist eine Tonprobe“, mahnt die Lautsprecherstimme. Im Stüberl suchen derweil die drei Damen vom Fuschler Dreig’sang den rechten Stehplatz, um für die Kamera bestens im Bild zu sein. Eine Assistentin markiert den Boden mit Klebeband.

Den Wolfgangseern schenkt die „Liabste Weis Partie“ heute das obligate Widmungsstück für den Gastgeber, das Posch komponiert. „An der Bar im Kaffeehaus sind schon einige Stücke auf dem Zahlzettel des Kellners entstanden“, sagt der musizierende Präsentator. Durch die „Dorf-Alm“ wird er heute das „Wolfgangi-Walzerl“ schwingen lassen, etwas Zartes, das zur adventlichen Note am Wolfgangsee passt.

Wie „Mei liabste Speis“, die von der Rußbachbäuerin Karoline Eisl kredenzt wird. Mit ihren vier Kindern hat sie einen saftigen St. Wolfganger Weihnachtsstollen gebacken. „Der Kleinste, der Matthäus, hat mehr gegessen als geholfen“, erzählt Posch, „der hat danach sicher Bauchweh gehabt.“

Hans Wieser, Geschäftsführer der Wolfgangsee-Tourismus-Gesellschaft, ist schmerzfrei. Seine Themen Advent, Wintersport auf Postalm und Zwölferhorn, Schifffahrt und Schafbergbahn und die bevorstehende Kripperlroas sind in den zugespielten Filmen gut aufgehoben. „Mei liabste Weis“ hat ihn ein liebes Geld gekostet. Er weiß, dass es sich auszahlen wird.

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