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Nora Gomringer gewinnt Bachmann-Preis

Von nachrichten.at/apa, 05. Juli 2015, 11:28 Uhr
Ingeborg Bachmann Preis
Nora Gomringer Bild: (APA)

Der 39. Ingeborg-Bachmann-Preis geht an die 35-jährige Deutsche Nora Gomringer.

Das wurde heute, Sonntag, Vormittag im vierten Wahlgang der öffentlichern Jury-Diskussion im ORF-Theater in Klagenfurt entschieden. Die nach der in Klagenfurt geborenen Autorin Ingeborg Bachmann (1926-1973) benannte Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert. 2014 hatte Tex Rubinowitz den renommierten Preis gewonnen.

Zehn Autorinnen und vier Autoren hatten seit Donnerstag bei den 39. Tagen der deutschsprachigen Literatur aus bisher unveröffentlichten Texten gelesen. Ins Stechen um den Bachmann-Preis schaffte es die Österreicherin Teresa Präauer. Auf die Shortlist kamen am Sonntag außerdem die Österreicherinnen Anna Baar und Valerie Fritsch sowie Dana Grigorcea, Jürg Halter, Monique Schwitter.

Aus diesem Kreis werden nun die Preisträger des mit 10.000 Euro dotierte Kelag-Preises und des mit 7.500 Euro dotierte 3sat-Preises ermittelt. Nicht von der Jury, sondern über Internet-Voting wurde der BKS-Bank-Publikumspreis (7.000 Euro) ermittelt.

 

Die Preisträgerinnen des Jahres 2015

Bei den 39. Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt wurden am Sonntagvormittag vier Preise vergeben, einer weniger als im Vorjahr. Drei Preise wurden von der Jury bestimmt. Der Publikumspreis wurde per Internet-Voting ermittelt. Die im ersten Wahlgang des Bachmann-Preises als einzige zweifach genannte Österreicherin Teresa Präauer ging am Ende leer aus.

Nora Gomringer Ingeborg-Bachmann-Preis 25.000 Euro

Valerie Fritsch Kelag-Preis 10.000 Euro

Dana Grigorcea 3sat-Preis 7.500 Euro

Valerie Fritsch BKS-Bank-Publikumspreis 7.000 Euro

 

Nora Gomringer zeigte sich am Ende überrascht. "Ich rechne nicht mit Preisen, wer das macht ist ein Narr", sagte sie am Sonntagmittag nach Erhalt des Ingeborg-Bachmann-Preises und lieferte auch in ihren Statements eine Show zwischen Emotion und Pragmatismus. "Himmel, ich bin Germanistin! Wir haben das gekuckt wie Germanisten-Porno. Ich bin Lyrikerin!"

Die 35-Jährige ist auch Schwester von sieben Brüdern (ihre Eltern sind eine Germanistin und ein Dichter und Kunstprofessor), Deutsche und Schweizerin sowie eine Größe in der Spoken-World-Szene der Poetry Slams. Mittlerweile sei sie allerdings als Slammerin seit zehn Jahren nicht mehr aktiv, sondern vorwiegend im Hintergrund tätig, sagte sie heute. Sie hatte Poetikdozenturen in Landau, Sheffield und in Kiel, produziert Lyrikfilme und leitet seit 2010 das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg. "Sie rezitiert, schreibt und liest preisgekrönt vor", hieß es in ihrer offiziellen Bachmann-Preis-Biografie. Das hat sie nun erneut unter Beweis gestellt.

Lob für "Verstörungskomödie"

Dabei hatte Gomringer, die in Neunkirchen an der Saar geboren wurde und heute in Bamberg lebt, mit der Startnummer zwei ein ausgesprochen schlechtes Los gezogen. Der letzte Bachmann-Preisträger, der die Jury bereits am ersten Tag nachhaltig überzeugen konnte, war Lutz Seiler im Jahr 2007 gewesen. Doch Gomringer lieferte eine effektbewusste, am Ende heftig beklatschte Vorlese-Show. Ihr Siegertext handelt von der Recherche einer Autorin namens Nora Bossong (diese Kollegin gibt es auch im wirklichen Leben), die ausgerechnet zur Zeit des Bachmann-Wettlesens in einem Hochhaus Parteien interviewt und sie zum Tod des 13-jährigen Tobias befragt, der von einem Balkon im fünften Stock gestürzt ist. Jurorin Sandra Kegel, die Gomringer eingeladen hatte, lobte in ihrer Laudatio die "Verstörungskomödie", die mit einem ganzen Bündel von starken, klugen und präsenten Stimmen ausgeführt werde, einen Text "voller Anspielungen und Referenzen".

Doch das souveräne Spiel mit Situation und Wirkung in der Performance eines Textes ist nur ein Aspekt in Gomringers Werk. Seit 2000 hat sie fünf Lyrikbände und eine Essay-Sammlung publiziert. Die Bände heißen "Nachrichten aus der Luft", "Mein Gedicht fragt nicht lange" oder "Monster Poems". In dem 2011 bei Voland & Quist erschienenen Büchlein "Ich werde etwas mit der Sprache machen" antwortet Gomringer auf eine Frage von Michael Krüger nach den Regeln gegenwärtiger Poesie: "Keiner erfindet das Rad neu. Auch die bei Michelin machen nur immer wieder gute und immer bessere Reifen. So machen das auch die Lyriker."

"The point is not the point"

Dieselbe Trockenheit und Bodenständigkeit bewies die quirlige Autorin auch heute. "The point ist not the point. The point is poetry", kommentierte sie ihren Sieg trotz sichtlicher Rührung. "Die außerkörperliche Erfahrung", hier zu lesen und zu gewinnen, sei "ein bisschen zu groß, um menschlich zu sein". Man bringe einen Text mit, der auf intime Weise entstanden sei, und erlebe "eine Operation am offenen Herzen. Aber wir Autoren leben von der Aufmerksamkeit und davon, das man sich an mich erinnert. Ich danke herzlich jedem, der es mir gönnt." Denn durch ihren Sieg seien andere, die es ebenso verdient hätten, leider nicht zum Zug gekommen.

Ein sympathischer Zug einer sympathischen Siegerin. Und nicht nur in Klagenfurt, auch auf der Uni in Bamberg wird heute noch viel gefeiert werden. Dort haben sie in diesem Jahr nämlich ein Public Viewing des Bachmann-Preises gemacht. Es hat sich ausgezahlt.

 

"Literatur ist weiblich"

Die Grazerin Valerie Fritsch verlässt Klagenfurt zwar nicht als Bachmann-Preisträgerin, darf aber gleich zwei Preise heimnehmen: Sie wurde mit dem "zweiten Preis", den Kelag-Preis, ausgezeichnet und erhielt auch den im Internet ermittelten Publikumspreis, der zudem mit dem Klagenfurter Stadtschreiberstipendium verbunden ist. Das summiert sich auf 22.000 Euro, fast so viel wie der Bachmann-Preis.

Die rumänisch-schweizerische Autorin Dana Grigorcea erhielt den "dritten" Preis, den 3sat-Preis. Eine herbe Enttäuschung gab es für die Österreicherin Teresa Präauer, die im ersten Wahlgang um den Bachmann-Preis als einzige zwei Jury-Stimmen erhalten hatte, im neuen Wahl-Procedere damit für die folgenden Stichwahlen immer gesetzt war, und dennoch am Ende ohne Auszeichnung blieb - ein Umstand, der nicht nur die Autorin, sondern auch Jury-Vorsitzenden Hubert Winkels betrübte, der Präauer eingeladen hatte.

Bei der erstmals abgehaltenen Schluss-Pressekonferenz wurde u.a. die Frage diskutiert, ob der Jahrgang, der ein rein weibliches Schlusstableau gebracht hatte, nun ein "Bachfrau-Wettbewerb" gewesen sei. "Die Literatur ist weiblich", lautete Winkels' Resümee. Valerie Fritsch fand es "sehr angenehm", dass heuer gleich zehn Frauen teilgenommen hatten, "so konnte man sich jederzeit problemlos Haarspangen oder Shampoos ausborgen". "Wir hielten uns bei den Abstimmungen an den Händen", wies Gomringer auf spezifische Autorinnen-Solidarität hin. "Bei Männern ist das unvorstellbar."

Grigorcea würdigte die Tage in Klagenfurt als "eine einmalige Chance, hier als Autor Kraft zu tanken im Kreise von Leuten, die einen ernst nehmen". Die Abstimmungen seinen jedoch "ein unglaublich hartes Erlebnis" gewesen. "Ich bin nicht gewohnt, dass über meine Literatur abgestimmt wird."

Neuzugänge bewährt

Hubert Winkels, der das sechste Mal in der Jury saß, meinte: "Ich glaube, es war ein besonders gutes Jahr." Die "Lautlichkeit der Sprache" sei "mit einem anderen Selbstbewusstsein da. Die Gesamtchoreografie spielt eine größere Rolle." Dazu zählten etwa die teilweise hervorragend gemachten Autoren-Videos, die etwa wie bei Präauer direkt mit den Texten korrespondiere. "Man könnte sich die Frage stellen, wie man das miteinbezieht. Etwa mit einem Preis: Wer macht den besten Film?"

Die Neuzugänge in der Jury hätten sich sehr bewährt, so Winkels. "Das philologisch gut abgefederte Rowdytum von Klaus Kastberger raut die Jury-Diskussion auf und belebt den Organismus." Klaus Kastberger gewann übrigens vor seinem Lieblings-Kontrahenten Juri Steiner die von "literaturcafe.de" ausgeschriebene Publikums-Wahl des besten Jurors.

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