"Noch nicht vollendet, der Wahn tobt weiter!"
Die „Götterdämmerung“, der vierte und letzte Teil von Wagners Monumentalwerk „Der Ring des Nibelungen“, hat am 7. Februar im Linzer Musiktheater Premiere. Regisseur Uwe-Eric Laufenberg im OÖN-Interview über Bayreuth, Underdogs und Schlussworte.
"Die Götterdämmerung", der vierte und letzte Teil von Richard Wagners Monumentalwerk "Der Ring des Nibelungen", hat am 7. Februar im Musiktheater Premiere. Regisseur Uwe-Eric Laufenberg im OÖN-Gespräch.
OÖNachrichten: Die "Götterdämmerung" ist ja sehr tragisch...
Uwe-Eric Laufenberg: Eine sehr schlimme Tragödie. Es kommt ja auch zum Zusammenbruch zumindest eines Systems, wenn nicht der ganzen Welt. Das Schlimme ist, dass die Menschen aber nicht wissen, warum sie so geworden sind. Deswegen wollte Wagner ja ganz weit zurückblicken bis ins "Rheingold", als die Ursünden passiert sind und über Generationen weitergegeben wurden.
Wenn Sie auf Ihre Arbeit hier zurückblicken: Ihre Eindrücke?
Dieses Haus ist super, es funktioniert einfach alles! Es war für alle Beteiligten anstrengend, weil auch wenn etwas doppelt so lange dauert wie eine andere Oper, bekommt man deshalb nicht doppelt so viel Probenzeit (lacht)! Manchmal aber habe ich so meine Schwierigkeiten mit den Zweitbesetzungen. In den großen Partien haben wir das nicht gemacht. Denn es stimmt ja meistens nicht, dass Zweitbesetzungen so sind wie die Erstbesetzungen. Der eine findet eben den mit der schönen Stimme am besten, der andere den besseren Schauspieler. Und in Krankheitsfällen braucht es sowieso Ersatz.
Sie übernehmen in der Saison 2015/16 Ihren in Linz inszenierten "Ring" nach Wiesbaden. Mit ähnlicher Besetzung?
Ja, das habe ich vor. Auch Matthäus Schmidlechner vom Landestheater-Ensemble als "Mime" wird mit dabei sein.
Sie inszenieren 2016 "Parsifal" in Bayreuth. Ist das so etwas wie die absolute Wagner-Weihe?
Ja schon. Wagner wollte ja nicht, dass seine Werke in anderen Theatern gespielt werden, deshalb hat er Bayreuth bauen lassen. Beim "Parsifal" steigert sich das noch, denn den wollte er definitiv an keinem anderen Theater. Das war auch bis 1913 so. Bis 1933 gab es "Parsifal" in Bayreuth in der Inszenierung von Wagner, ab 1933 in jener von Heinz Tietjen, nach dem Krieg kam wieder Wagner, nämlich Wolfgang und Wieland. Nach Götz Friedrich, Christoph Schlingensief und Stefan Herheim bin ich nun die "familienfremde" Nummer 5, die "Parsifal" an diesem geweihten Ort machen darf!
Welche Überlegungen hat ein Intendant, "sein" Haus vollzubekommen?
Höchste musikalische Qualität und szenische Aufführungen, die das heutige Sein reflektieren – und das so offen und weltzugewandt wie möglich. Wir müssen uns irgendwie darin spiegeln können. Wenn Theater sich aus dem Zeitgeschehen einer Stadt heraushält, ist es unwichtig.
Was hat beispielsweise "Siegfried" mit Linz zu tun?
Eine ganze Menge! So wie Siegfried als Underdog versucht, ein freies Leben zu führen, sehen Sie auf der Landstraße auch viele Underdogs, die das ebenso wollen. Wie viele wünschen sich, von der Gesellschaft akzeptiert zu werden? Siegfried schafft es, indem er den Drachen tötet und viel Geld scheffelt. Wer der Drache hier in Linz ist, wissen Sie aber besser als ich!
Wagners letzter Satz in der "Ring"-Partitur lautet: "Vollendet in Wahnfried, ich sage nichts weiter!" Ihr letzter Satz nach dem "Ring"?
Die Premiere kommt ja erst! Deshalb: Noch nicht vollendet, der Wahn tobt weiter!
Oper: "Die Götterdämmerung", Premiere am 7. Februar, Musiktheater Linz (Dauer ca. viereinhalb Stunden), Karten-Tel: 0800 218 000