New York klagt Weinstein Company: "Neues und ungeheuerliches" Fehlverhalten

Von nachrichten.at/apa   12.Februar 2018

Die Klagewurde kurz vor dem geplanten Vertragsabschluss über einen Verkauf des von Weinstein gegründeten Filmstudios bekannt - und verhinderte ihn.

Eine Investorengruppe hatte rund 500 Millionen Dollar (407,40 Mio. Euro) für die WeinsteinCompany geboten, trat jedoch nach der neuerlichen Klage von den Gesprächen zurück, wie die Zeitung "Wall Street Journal" am Sonntag (Ortszeit) unter Berufung auf eine mit den Gesprächen vertraute Person berichtete. Der Verkauf der Firma, die rund 150 Mitarbeiter hat und seit Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Weinstein im Oktober gegen die Pleite kämpft, habe eigentlich am Sonntag über die Bühne gehen sollen. An der Spitze der Investorengruppe steht Maria Contreras-Sweet, eine Unternehmerin, die schon für den früheren US-Präsidenten Barack Obama gearbeitet hatte. Contreras-Sweet hatte angekündigt, dass sie einen millionenschweren Fonds zur Entschädigung von Weinstein-Opfern einrichten wolle.

Das reichte Eric Schneiderman, New Yorks oberstem Staatsanwalt, aber anscheinend nicht aus. Seine kurz vor Vertragsabschluss eingereichte Klage gegen Weinstein, dessen Bruder Robert und die Firma habe zu viel Unsicherheit erzeugt, so dass der Verkauf nicht durchgeführt werden könne, berichteten mehrere US-Medien. Wie es mit der Weinstein-Company nun weitergeht, ist völlig unklar.

Die Klage gründet sich auf neue Enthüllungen über Entgleisungen Weinsteins und auf Drohungen, die er im Gespräch mit Angestellten geäußert haben soll. Die Führungskräfte des Studios und sein Bruder Robert hätten es wiederholt nicht vermocht, die Angestellten vor "unablässiger sexueller Belästigung, Einschüchterung und Diskriminierung" durch Weinstein zu schützen, heißt es in der Klage. Damit hätten die Führungskräfte vermutlich wiederholt die Gesetze des Staates New York gebrochen, da Angestellte gefährdet worden seien, teilte der New Yorker Staatsanwalt und Justizminister Schneiderman mit.

Die Klage sei Ergebnis von vier Monate andauernden Ermittlungen, in denen "neues und ungeheuerliches" Fehlverhalten enthüllt worden sei. In den neuen Anschuldigungen werden Drohungen Weinsteins zitiert. So soll er einigen Angestellten gesagt haben: "Ich werde dich töten", "Ich werde deine Familie töten", "Du weißt nicht, was ich tun kann". Er habe Beziehungen zu mächtigen Menschen, die "sich um Probleme kümmern können".

Schneiderman erklärte, die eilige Klage-Erhebung am Sonntag, während die Ermittlungen parallel fortgesetzt werden, gehe auf den geplanten und unmittelbar bevorstehenden Verkauf zurück. Er habe "stichhaltige Gründe" zu der Annahme, dass ein Verkauf der Firma Weinsteins Opfer ohne ausreichende Entschädigung zurücklassen würde, teilte Schneiderman mit. Zudem sei er überzeugt, dass ein Verkauf zu den besprochenen Bedingungen es den "Tätern oder Ermöglichern" der sexuellen Übergriffe erlauben würde, in einem neu geformten Studio weiterhin hohe Posten zu bekleiden. Auch müsse garantiert sein, dass sie durch einen Verkauf nicht "zu Unrecht bereichert" würden.

Weinsteins Anwalt Ben Brafman teilte mit, falls Schneiderman eine faire Ermittlung durchführe, würde sich zeigen, dass viele der Anschuldigungen gegen Weinstein unbegründet seien. "Auch wenn Weinsteins Verhalten nicht fehlerfrei war, war es mit Sicherheit nicht kriminell", schrieb Brafman. Er habe mehr Frauen in leitende Positionen als jeder andere Unternehmenschef gebracht, so Brafman. In seinen Unternehmen habe es "null Diskriminierung" gegeben. Wenn es das Ziel der Untersuchung sei, zu Reformen in der Filmindustrie zu ermutigen, werde Weinsteindie Ermittlungen akzeptieren. Wenn er allerdings zum Sündenbock gemacht werden sollte, werde er sich selbst energisch verteidigen.

Weinstein war im Oktober von seiner Firma entlassen worden. Zahlreiche Frauen, darunter Schauspielerinnen wie Salma Hayek, Ashley Judd, Gwyneth Paltrow, Angelina Jolie, Rose McGowan und Mira Sorvino haben Weinsteinöffentlich sexuelle Übergriffe und Einschüchterungen vorgeworfen. Er hat in der Vergangenheit Fehlverhalten eingeräumt, aber Vorwürfe von nicht-einvernehmlichem Sex wiederholt zurückgewiesen. Er soll sich in Therapie befinden.

Die Weinstein-Enthüllungen im vorigen Herbst hatten die #MeToo-Lawine ins Rollen gebracht - eine weltweite Bewegung, bei der Hunderttausende Betroffene über eigene Erfahrungen berichten und Missbrauchsvorwürfe öffentlich machen.