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Eine Linzerin hat Sensationelles von Bruegel aufgestöbert

Von Peter Grubmüller, 04. September 2017, 00:04 Uhr
Neuigkeiten von Pieter Bruegel
Pieter Bruegel der Ältere, Selbstporträt von 1565 Bild: Albertina

Eva Michel hat für die Schau in der Albertina wunderbar Neues entdeckt.

Ab Freitag ist in der Wiener Albertina die Ausstellung "Breugel. Das Zeichnen der Welt" zu sehen. Die Linzer Kuratorin Eva Michel beleuchtet mit dieser Schau Pieter Bruegels (1525–1569) Kunst anhand der Gegenüberstellung mit Werken bedeutender Vorläufer wie Bosch oder Dürer. Während der Vorbereitung hat sie in den Albertina-Beständen rund 100 bisher unbekannte Druckgrafik-Schätze des niederländischen Meisters entdeckt.

 

OÖNachrichten: Wie war es möglich, 450 Jahre nach dem Tod Bruegels auf neues Material zu stoßen?

Eva Michel: Die Albertina besitzt mehr als eine Million Druckgrafiken, davon wurde bisher nur ein kleiner Teil digital erfasst. Wir sind ständig dabei, diese Arbeit fortzusetzen. Und bei Bruegel hätte man wirklich davon ausgehen können, dass alles bekannt ist, aber wir haben uns geirrt. In den vergangenen Jahren war ich damit beschäftigt, all unsere Bestände des 16. Jahrhunderts durchzusehen. Die Druckgrafiken werden bei uns einzeln in Kassetten gelagert – oder in Klebebänden.

Wie muss man sich so einen Klebeband vorstellen?

Wir reden von großen Folianten, bei denen auf jeder Seite und an den Ecken befestigt eine oder zwei Arbeiten eingeklebt sind. So werden Druckgrafiken seit dem 16. Jahrhundert aufbewahrt. So kommt auch kein Licht auf die Arbeiten. Seit 2006 gibt es das Nachschlagewerk für Druckgrafiken von Bruegel, in dem der Gesamtbestand verzeichnet sein sollte. Wir sind draufgekommen, dass weit nicht alles erfasst wurde, was wir haben. Bei jeder Kassette, die wir öffneten, bei jedem Band, den wir durchblätterten und etwas Neues entdeckt haben, war unsere Freude riesig. Rund 100 unbekannte Blätter sind aufgetaucht.

Stimmt es, dass Sie auch noch einen Schatz aus dem Jahr 1557 entdeckt haben?

Ich wollte Bruegels Leben und Werk in einen zeitlichen und künstlerischen Kontext setzen, deshalb hab’ ich bei der Durchsicht der Bestände auch links und rechts geschaut. So sind wir auf eine wunderbare Antwerpen-Ansicht gestoßen, von der man dachte, dass sie weltweit nur ein einziges Mal existiert, in der "Bibliothéque nationale" in Paris. Als wir so einen Folianten aufgeschlagen haben, lag dort zweifach gefaltet und mit eingerissenen Ecken diese eineinhalb Meter breite Radierung, die Antwerpen von 1557 zeigt, als Bruegel dort gelebt hat. Sie wurde von unseren Restauratoren in mehrwöchiger Arbeit restauriert und war sofort auf der Fixstarter-Liste für die Ausstellung.

Warum war der Beiname von Pieter Bruegel "der Drollige"?

Diesen Namen hat er von seinem frühesten Biografen Karel van Mander (1548–1606, Anm.). Er schreibt, dass man Bruegels Bilder kaum ansehen kann, ohne zu lächeln. Und zwar deshalb, weil er die Bauern in ihrem Tanzen, Trinken und Feiern so treffend dargestellt habe, dass man bestens unterhalten wird. Im Unterschied zu seinem Vorbild Hieronymus Bosch, dessen Arbeiten meist auf katholischen Motiven beruhen und die Hölle ein Schreckensszenario darstellt, sind Bruegels Höllendarstellungen immer mit einem Augenzwinkern verbunden.

Bruegel soll kurz vor seinem Tod seine Frau gebeten haben, seine kritischen Bilder zu verbrennen. Mit einigen habe sie das auch getan. Ist Ihnen bekannt, warum er das wollte?

Es könnte ein Grund dafür sein, warum von Bruegel weltweit nur 60 Zeichnungen existieren. Es ist aber auch möglich, dass sein Biograf seinen Text bloß spektakulärer gestalten wollte. Dass an der Geschichte etwas dran sein könnte, hat mit Bruegels Zeit zu tun. Seit Maximilian I. waren die Niederlande habsburgisch regiert, weil Maximilian 1477 Erbherzogin Maria von Burgund geheiratet hat. Zu Bruegels Zeit regierte Philipp II. – ein Urenkel Maximilians – von Spanien aus. Bruegel erlebte also den Vorabend des niederländischen Unabhängigkeitskrieges, der knapp nach seinem Tod begann und 80 Jahre lang dauerte. Angesichts dieser politischen Umbrüche und Glaubenskriege ist es nachvollziehbar, dass er mit seinen Darstellungen von Tugenden und Todsünden provoziert hat.

 

„Pieter Bruegel – Das zeichnen der Welt“

Eva Michel (Bild): Die 1979 in Linz geborene Kunsthistorikerin maturierte 1997 am Khevenhüller-Gymnasium und studierte in Wien Kunstgeschichte. 2010–2012 kuratierte sie in der Wiener Albertina die Ausstellung „Kaiser Maximilian I. und die Kunst der Dürerzeit“, seit 2013 ist sie ebendort Kuratorin für niederländische Kunst des 15. bis 19. Jahrhunderts.

Die Druckgrafiksammlung der Albertina geht auf die Bestände von Namensgeber Albert von Sachsen-Teschen zurück, der die Sammlung im 18. Jh. mit dem Vermögen seiner Gemahlin Marie Christine (Lieblingstochter Maria Theresias) gegründet hat. Der zweite Bestand stammt aus der ehemaligen Hofbibliothek. Die Bruegel-Schau ist bis 3. 12. zu sehen, Infos: www.albertina.at

 

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