Netflix-Kunden könnten bald ein Angebot bekommen

Streamen ist das neue Fernsehen. Videos, Live-Sport, Filme, Serien – alles on demand. Also konsumierbar, wann und wo der Abonnent das will. Seit Sonntag übrigens per EU-Gesetz in ganz Europa ohne Zusatzkosten möglich. Das Hauptmatch heißt Netflix (rund 118 Millionen Abonnenten weltweit) gegen Amazon Prime (rund 65 Mio. Abos).

Auch Sky, Maxdome und Dazn buhlen massiv um Kundschaft.

Vor allem der Online-Versandhandel Amazon gedenkt jetzt offenbar, sein Angebot massiv auszuweiten. Denn bei Amazon Prime interessiert man sich aktuell sehr für das TV- und Streaming-Verhalten seiner Prime-Kunden. Vergangene Woche ergingen per Mail gleich zwei große Online-Umfragen. Eine zum Thema Fernsehen und Streaming, eine weitere in Bezug auf Prime Music, um "mehr über Ihre generelle Einstellung zum Thema Musik zu erfahren". Weiter hieß es: "So helfen Sie uns, den Video-Streaming-Service für Sie und andere Kunden zu verbessern."

Die Umfragen sind mit 15. beziehungsweise 30. April begrenzt, für einen vollständig ausgefüllten Fragebogen gibt es als kleines Zuckerl einen Aktionsgutschein über fünf Euro oder "Music Unlimited Jahresmitgliedschaften".

Auf mehreren Seiten werden "Lieblingssendungen" und tägliche Fernseh- und/oder Streamingdauer abgefragt. Verständlicherweise will man auch wissen, welche Streaming-Anbieter genutzt werden. Gut möglich, dass Amazon-Prime-Kunden, die auch Abonnenten von Netflix und Co. sind, demnächst ein "Gegenangebot" aus dem Hause Amazon bekommen. Der Markt dafür ist vorhanden, weil viele "Streamer" auf mehrere Anbieter zurückgreifen.

Amazon weiß ohnehin viel

Zum Schluss will man bei Amazon ganz genau wissen, was der Abonnent aber auch seine Haushaltsmitglieder gerne bei Prime Video sehen würden, unter anderem Sport, Serien, Soaps, deutsche Spielfilme, Reality-TV oder exklusive Shows von YouTubern und Vloggern. Dies zusätzlich zu dem Wissen, das Amazon ohnehin aufgrund des Kaufverhaltens seiner Mitglieder kennt.

Die "Prime-Mitgliedschaft" kostet im Jahr smarte 69 Euro und beinhaltet längst weit mehr als einen garantierten kostenlosen Premium-Versand, bei der Bestell- und Liefertag garantiert gleich sind. Im vergangenen August überraschte das US-Unternehmen mit seiner Beteiligung am milliardenschweren Handel um die Übertragungsrechte der deutschen Fußball-Bundesliga. Alle 617 Spiele der ersten und zweien deutschen Bundesliga sind dabei live per Webradio zu hören. Dazu werden Analysen, Kommentare und Interviews für jedes Einzelspiel und Zusammenfassungen angeboten.

Kampfansage bei Live-Sport

Beobachter meinen, dass die Radioübertragungen nur ein Türöffner für künftige TV-Übertragungen und damit eine absichtlich nur schlampig versteckte Kampfansage an Sky und Dazn sind.

Im Bereich von Serienepisoden hat Amazon mit eigenen Formaten wie "You Are Wanted" oder "Mozart in the Jungle" aufhorchen lassen. "You Are Wanted" mit Matthias Schweighöfer schaffte es im Vorjahr an die Spitze der Amazon-Jahrescharts als meistgestreamte Serie in Deutschland beim eigenen Dienst Prime Video. Im Mai erscheint die zweite Staffel der deutschsprachigen Serie. Außerdem am Serienplan für 2018: "Tom Clancy’s Jack Ryan" und die dritte Staffel von "The Man in the High Castle".

Derzeit umfasst die Prime-Mitgliedschaft mehr als 20.000 Filme und Serienepisoden, seit kurzem können auch Streaming-Kanäle gegen Gebühr gebucht werden, unter anderem Eurosport Player. Wer eher auf Musik steht, kann unbegrenzt zwei Millionen Titel mit Prime Music konsumieren.

Streaming-Dienste

Amazon-Prime
Rund 20.000 Filme und Serienepisoden, zwei Millionen Songs. Preis: 69 Euro jährlich

Netflix
Rund 2200 Filme und 770 Serien.
Preis: 131,88 jährlich (Standard-Abo)

Sky Ticket
Mehr als 1000 Filme, Hunderte Serien
Preis: 119,88 Euro jährlich

Maxdome
Mehr als 50.000 Filme/Serien
Preis: 95,88 Euro jährlich

Dazn
Bis zu 8000 Live-Sportevents pro Jahr
Preis: 119,99 Euro jährlich