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"Muttersprache ist etwas ganz Intimes"

Von Julia Evers, 02. November 2016, 00:04 Uhr
"Muttersprache ist etwas ganz Intimes"
"Auf der Bühne fühlt man sich nackt", sagt Lia Pale. Bild: ELG

Die Welser Sängerin Lia Pale feiert heute mit ihrem "The Schumann Songbook" Premiere.

Ertönt ihre Stimme, verstummen alle im Saal: Als Klassik- und Jazz-Interpretin ist Lia Pale die Meisterin der feinen Zwischentöne. Im persönlichen Gespräch sprudelt es dafür aus der 30-jährigen Welserin, die eigentlich Julia Pallanch heißt. Heute Abend präsentiert sie im Wiener Jazzclub Porgy & Bess gemeinsam mit Matthias Rüegg, dem ehemaligen Leiter des Vienna Art Orchestra, ihre Auseinandersetzung mit dem Liedgut Robert Schumanns: "The Schumann Songbook".

Sie sind 30 Jahre alt, eigentlich von Casting-Shows und MTV geprägt. Sie hätten Ihren Weg auch bei "Starmania" beginnen können…

Lia Pale: In der Klassik kann man sich dem Zeitgeist mehr entziehen. Pop ist nicht meine Welt, da geht es oft um Dinge wie Äußerlichkeiten und nicht um Musik. Ich hätte in der Pop-Welt nicht überlebt.

Und dennoch sind auch Sie auf Ihrem letzten CD-Cover nackt zu sehen…

Ein Busen-Cover! So eine bescheuerte Idee! Der größte Fehler meines Lebens! Niemand hat mich davon abgehalten. Und jetzt denken alle, dass ich unter Druck gesetzt worden bin von der Plattenfirma oder sonst jemandem. Dabei war es doch nur mein ganz eigener jugendlicher Leichtsinn!

Bevor Sie mit Matthias Rüegg an "The Schumann Songbook" arbeiteten, haben Sie gemeinsam Schuberts "Winterreise" vertont.

Ich habe mich komplett dafür entschieden, dieses Opus durchzuziehen. Je länger man die "Winterreise" singt, desto mehr fordert sie einen. Irgendwann war ich leer, ich hatte nichts mehr zu sagen und ich musste diese Reise am eigenen Körper erleben. Ich wollte selber dieser Wandersmann werden, musste selbst die Winterreisende werden. Also bin ich den Jakobsweg gegangen, im Winter, als ich fast keine anderen Pilger traf. Manchmal dachte ich, ich schaffe es nach Santiago oder ich sterbe (lacht).

Wie ist es Ihnen auf dem Camino ergangen?

34 Tage lang existierte die einzige Aufgabe, zu gehen und jeden Tag ein paar Schritte mehr zu machen. Man gewinnt so viel Vertrauen in das Gehen an sich und in den Weg. Alles, was man kann, ist einen Schritt vor den anderen zu machen und sich darauf zu konzentrieren, wo man in dem Moment gerade ist.

Danach sind Sie eine Weile in Oberösterreich geblieben, obwohl Sie doch eigentlich seit dem Beginn Ihres Studiums in Wien zuhause sind.

Ich durfte drei Monate im Schloss Puchberg ein Zimmer beziehen. Ich liebe die Traun, man ist so schnell draußen in der Natur, das ist in Oberösterreich ein Wahnsinn. Ich fühle mich in Wels unglaublich daheim und freue mich jedes Mal, wenn ich im Café Urbann jemanden treffen kann.

Die "Winterreise" sangen Sie auf Englisch, auch Ihre Vertonungen von Heine- und Rilke-Gedichten. Bei "The Schumann Songbook" singen Sie jetzt auch auf Deutsch?

Ja, weil die Originale jetzt viel mehr Platz haben. Jede Sprache hat eine komplett eigene Rhythmik, in Englisch ist man so viel freier, man hat so viel weniger Konsonanten, aber ich finde immer mehr zur deutschen Sprache beim Singen. Wenn ich auf Deutsch singe, fühle ich mich nackt, weil die Muttersprache etwas ganz Intimes ist. Für mich ist es viel schwieriger, auf Deutsch zu singen.

Und auf der Bühne?

Auf der Bühne fühlt man sich auch nackt, man steht da und gibt alles preis, man macht sich so verwundbar. Das ist natürlich auch das Schöne und der Kick. Man stellt sich da hin mit dem, was man hat, und der Körper ist das Instrument. Früher war ich recht nervös, das bin ich immer noch, die Nervosität ist auch wichtig. Aber was man lernt, ist, wie man damit umgeht, damit man das nicht schmälert, was man sagen möchte.

Wie haben Sie das gelernt?

Das lernt man nur durch Routine. Die Angst macht einen wahnsinnig, man hat Angst, etwas Komisches zu sagen, oder dass nach einem Lied einfach nur Stille ist. Was ich auf der Bühne anstrebe, ist dieses absolute Im-Moment-Sein, wo der Kopf wirklich leer ist.

Wie sind Sie zur Musik gekommen?

Ich habe mit acht Jahren begonnen, Klavier und Querflöte zu spielen. Lieder wie "Der Lindenbaum" lernte ich kennen, bevor ich MTV schauen durfte. Wenn wir Kinder am Wochenende schlafen wollten, hat unser Papa hat ganz laut Pavarotti gehört, jeden Sonntag. Auch wenn ich nicht aus einer Musikerfamilie komme – eigentlich bin ich wie so viele Kinder in Österreich mit Klassik aufgewachsen.

 

Lia Pale

Lia Pale
"My poet‘s love"

Klavier, Querflöte und klassisches Ballett begeisterten Lia Pale schon zu Volksschulzeiten. Mit 14 Jahren zog es sie dann hinaus aus ihrer Heimatstadt Wels – der Musik wegen. Sie maturierte am musikalischen Zweig des Adalbert-Stifter-Gymnasiums in Linz. Anschließend begann sie ein Gesangsstudium an der Musikhochschule in Wien. Dort traf sie erstmals auf Matthias Rüegg, ehemaliger Leiter des Vienna Art Orchestra und Vortragender. Die beiden erarbeiteten gemeinsam Schuberts „Winterreise“ und vertonten auf „My poet‘s love“ Gedichte von Rilke und Heine.

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