Mit den Fingern auf Klappen dribbeln

Von Michael Wruss   20.Oktober 2015

Am Sonntagnachmittag musizierte die Upper Austrian Sinfonietta im Brucknerhaus unter ihrem Leiter Peter Aigner ein feines Programm mit Musik von Mendelssohn und Beethoven. Einer der Höhepunkte des Konzerts war sicherlich der Auftritt des erst 13-jährigen Oboisten Paul Rischanek, der das c-Moll-Konzert von Domenico Cimarosa nicht nur technisch einwandfrei, sondern auch musikalisch vielversprechend spielte.

Dabei begeisterte er nicht nur mit großem Atem, der ihn die Melodiebögen weit spannen ließ, sondern auch mit einem schönen warmen Ton und einer absolut sauberen Intonation. Darüber hinaus schien die schlüssige Interpretation nicht aufgesetzt, sondern aus dem Drang, Musik zum Leben zu erwecken, zu erwachsen.

Musikalischer Fußballer

Der begeisterte Fußballer kann offenbar nicht nur mit dem runden Leder perfekt dribbeln, sondern auch mit den Fingern auf den Klappen seiner Oboe. Davor erklang Mendelssohns Konzert-Ouvertüre zum "Märchen von der schönen Melusine" op. 32, bei der die jungen Holzbläser weidlich ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen konnten.

Ein Werk, das selten zu hören ist und auch bei seiner Uraufführung nicht die rechte Wirkung zeigte. Die Upper Austrian Sinfonietta ließ jedoch Mendelssohns Fantasiereigen um die Nixe Melusine mit "schießenden Fischen mit Goldschuppen und Perlen in offenen Muscheln" erklingen, so wie Schumann einst dieses Werk jubelnd beschrieb. Nach der Pause Beethovens 1. Symphonie, bei der sich das ganze Orchester in ausgezeichneter Verfassung und bestens studiert zeigte.

Ein Dirigat ohne Geschenke

Denn Peter Aigner schenkte den jungen Musikerinnen und Musikern nichts und wählte durchwegs flotte Tempi, die selbst einem Profiorchester gehörig Stress verursachen könnten. Vor allem der zweite Satz "Andante cantabile con moto", bei dem das con moto sehr ernst genommen wurde, eilte förmlich durch den Saal, allerdings nicht unangenehm, sondern freudig erregt und trotz allem fein musiziert.

Das Finale ging allerdings tempomäßig an die Grenzen des Machbaren. Ein wenig gebremst hätte insgesamt ein wenig präziser und damit wesentlich schneller gewirkt. Dennoch eine ganz großartige Leistung der jungen, bisweilen sogar ganz jungen Nachwuchstalente, um deren Fortkommen man sich keine Sorgen machen muss. Allerdings kommt man doch ein wenig ins Grübeln, wo diese vielen herausragenden Instrumentalisten einmal einen Job bekommen werden.

Hier ist die Politik und auch die Gesellschaft gefragt, nicht nur den oberflächlichen Kommerz zu fördern beziehungsweise zu konsumieren, sondern dafür zu sorgen, dass Orchester nicht eingespart werden, sondern neue eröffnet werden…

Brucknerhaus: Konzert der Upper Austrian Sinfonietta mit dem 13-jährigen Oboisten Paul Rischanek, 18. 10.