Mit 20 Jahren Posaunist bei einem der besten Orchester der Welt
Lukas Gassner, Student der Bruckneruni in Linz, gewann das Probespiel beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.
In letzter Zeit, da ist bei Lukas Gassner schon alles sehr schnell gegangen. Vor zwei Jahren war er noch Automechaniker. Das macht er jetzt nur noch zum Ausgleich. Denn der 20-Jährige ist auch einer der begabtesten Posaunenspieler der Welt. Vor wenigen Wochen gewann er ein Probespiel gegen zahlreiche arrivierte Kollegen beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (BRSO). Im August übersiedelt er nach München, um ab September bei einem der zehn besten Konzertorchester der Welt zu spielen. Dirigent ist Mariss Jansons. Der Lette, ein Besessener und Leidenschaftlicher seiner Zunft, hat unter anderem das heurige Wiener Neujahrskonzert geleitet. "Mir ist noch nicht wirklich bewusst, was das alles für mich heißt", sagt der Student der Bruckneruni aus Windhag bei Waidhofen an der Ybbs mit Studentenwohnung in Linz.
Ab jetzt in der Champions League
"Lukas, du spielst ab sofort in der Champions League. Du bist Innenverteidiger bei Real Madrid", lautet der fußballaffine Versuch einer Erklärung seines Posaunenprofessors Josef Kürner.
Lukas Gassner begann mit acht Jahren Posaune zu spielen. So, wie sein Vater. Seit 2013 ist er außerordentlicher Student an der Bruckneruni bei Josef Kürner. Im Vorjahr gewann er ein Probespiel für die Akademiestelle des Brucknerorchesters. Als er die Ausschreibung des BRSO im Internet erspäht, wagt er den Sprung ins kalte Wasser – den Vergleich mit den besten der Welt seines Fachs.
Die beiden ersten Runden gewinnt Gassner, dann kommt es zum Stechen mit einem weiteren Posaunisten. Gassner spielt Orchesterstellen aus dem Walküren-Ritt, aus Haydns Schöpfung, aus der Wilhelm-Tell-Ouvertüre – abwechselnd mit der Tenor- und Bassposaune. Dann stimmen die Mitglieder des Orchesters ab: für Lukas Gassner. "Ich habe es insgeheim gehofft, aber dass ich jetzt Mitglied dieses Spitzenorchesters bin, ist unglaublich."
Großen Anteil am Erfolg hat sein Lehrer Josef Kürner. Dessen Schüler spielen unter anderem im Mozarteum, bei den Wiener Symphonikern und in der Dortmunder Oper. Viele seiner Studenten sind heute Professoren an Hochschulen. Er nennt sich einen Fanatiker beim Unterrichten und seine Schüler "wie meine Kinder" – die er schon auch mal im Privatauto zum Vorspielen nach Leipzig bringt.
Über Lukas Gassner sagt er: "Er ist mit seinen 20 Jahren eine absolute Ausnahmeerscheinung. Er hat ein sehr gutes Ohr." Sein Schützling sagt: "Sein Anteil an meiner Entwicklung ist sehr groß. Es gibt viele gute Lehrer, aber kaum einen, der so hartnäckig ist."
Ob sich die Hartnäckigkeit von Schüler und Lehrer ausgezahlt hat, wird sich 2017, nach Ende des Probejahrs in München zeigen. Dass er im November mit seinem neuen Orchester eine Japantournee bestreitet, findet Gassner "lässig". Seine Strategie für das große Abenteuer bei den Symphonikern: "Augen zu und Vollgas."
Das ist ja genial, herzliche Gratulation