Meuchelmord: "Der Metzger" ermittelt ab sofort wieder

Von Lukas Luger   30.Juli 2016

An der Spitze der Bestsellerlisten ist der Wiener Schriftsteller Thomas Raab Stammgast. Mit "Der Metzger" legt der 46-Jährige jetzt den siebten Teil seiner Krimiserie um den gleichnamigen Möbelrestaurator und Hobbydetektiv vor.

 

OÖN: Drei Jahre sind vergangen, seit "Der Metzger kommt ins Paradies" erschienen ist. Haben Sie den Willibald Adrian Metzger in der Zwischenzeit vermisst?

Thomas Raab: Ja! Diese Metzger-Pause habe ich aber trotzdem dringend gebraucht, um mir etwas anderes zuzutrauen. Die Geschichte von "Still" wollte ich schon so lange schreiben, fand aber nie den richtigen Zeitpunkt – und den Mut! Durch die Arbeit an den Verfilmungen, in die ich ja sehr stark involviert wurde, war der Metzger stets nahe bei mir.

Hat die Arbeit an dem angesprochenen Thriller "Still" die Arbeit an "Der Metzger" beeinflusst?

Der Erfolg von "Still" hat mir die Arbeit an "Der Metzger" extrem erschwert (lacht). Die Wurschtigkeit und die Lässigkeit wieder zu finden, die die Metzger-Romane auszeichnen, war nicht leicht. "Still" war relativ stark durchkomponiert, bei den "Metzger"-Büchern ist die Handlung ja eher sekundär. Da geht es um’s Sinnieren, um den Spaß, das Skurrile. "Still" hat mich aber noch auf andere Weise beeinflusst. Ich bekam ja auch ein paar wirklich verheerende Kritiken ...

Speiste sich daraus die Idee, in der Literaturszene auf Meucheltour zu gehen, wie es in "Der Metzger" geschieht?

Das hatte einen gewissen kathartischen Effekt, das will ich gar nicht leugnen (lacht). Ich wollte aber kein gehässiges Buch schreiben, sondern eine ironische Liebeserklärung an meine Branche.

Im Buch fällt der schöne Satz: "Krimis werden von den Literaten wie intellektueller Parasitenbefall betrachtet". Schwingt da doch gekränkter Stolz mit?

Das soll nicht blöd klingen, aber so etwas wie Stolz kenne ich nicht. Stolz bin ich, wenn es mir gelingt, dass meine Tomaten im Garten schön rot werden. Ich betrachte mich als Glückskind, dass ich machen darf, was ich tue. Wahr ist aber auch: Jeder Verlag braucht den Krimi! Gleichzeitig wird ein bisserl runtergeschaut auf uns, als wären wir Restmüllverwerter. Ich will nicht jammern, ich stell’s nur mit Amüsement fest.

Für Herbst 2017 haben Sie bereits die Fortsetzung "Der Metzger allein" angekündigt ...

"Der Metzger allein" sollte eigentlich zuerst erscheinen. Ich habe ein Dreivierteljahr daran gearbeitet, aber bin nicht weitergekommen. Die Grundidee war: Der Metzger und die Djurkovic heiraten, die Kirchentür geht auf, ein unbekannter Mann kommt herein, und die Djurkovic verschwindet mit ihm. Auch hatte ich einfach zu viele Figuren, die alle nicht in ein einziges Buch gepasst hätten.

Wird Robert Palfrader als Willibald Adrian Metzger bald ins Fernsehen zurückkehren?

Der Robert hat das super gemacht, auch die Bildsprache war toll. Die Änderungen, die an der Figur der Djurkovic vorgenommen wurden, waren halt ein Verrat an der ursprünglichen Figur, aber gut. Das sind Kompromisse, die man eingehen muss. Es ist gerade alles am Brodeln, die ARD ist ja ausgestiegen. Im ORF war’s mit 900.000 Zusehern ein Erfolg, in der ARD ein Flop. Jetzt sind wir auf der Suche nach einer Lösung. Der Wille weiterzumachen, ist aber gigantisch.

 

Thomas Raab liest in Oberösterreich: 8. 9. in Perg, Technologiepark; 13. 9. in Schörfling, Cafe Ottet; 28. 9. in Ried, KiK; 4. 10. in Bad Ischl, Pfarrheim; 12. 10. in Wels; 3.11. in Linz, Thalia; 4.11. in Grünau, Bücherei; 2. 12. in Raab

 

Buchkritik: Thomas Raab „Der Metzger“

Nach dem düsteren „Der Metzger kommt ins Paradies“ (2013) und dem Thriller „Still“ (2015) schlägt Thomas Raab im siebten Teil der Krimi-Reihe um den Restaurator Willibald Adrian Metzger hellere Töne an. Seinen kauzigen Antihelden, der doch nur seine heilige Ruhe haben möchte, verschlägt es diesmal in die Buchbranche. Ein Sündenpfuhl, in dem sich unverstandene Poeten, arrogante Literaturkritiker und frustrierte Verlegerinnen auf ein mörderisches Packerl hauen! Was für einen Zartbesaiteten wie den Metzger zur Tortur ausartet, bereitet dem Leser mit Augenzwinkerschmähs und fein ironischen Anspielungen auf den heimischen Literaturmoloch großes Krimi-Vergnügen.

Meuchelmord in der Literaturbranche: "Der Metzger" ermittelt ab sofort wieder

Thomas Raab „Der Metzger“, Droemer, 336 S., 20,60 Euro

OÖN-Bewertung: 5 von 6 Sternen