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Literaturnobelpreisträger Garcia Marquez 87-jährig gestorben

Von nachrichten.at/apa, 18. April 2014, 07:05 Uhr
Gabriel Garcia Marquez
Gabriel Garcia Marquez (auf einem Foto aus dem Jahr 2007) Bild: Reuters

MEXIKO-STADT. Der kolumbianische Literaturnobelpreisträger Gabriel Garcia Marquez ist tot. Er starb am Donnerstag in seinem Haus in Mexiko-Stadt, wie die staatliche Kulturbehörde Conaculta der Nachrichtenagentur dpa bestätigte.

Sein Arzt Jorge Oseguera hatte den Gesundheitszustand des 87-Jährigen zuletzt als kritisch beschrieben.

Wegen einer schweren Lungenentzündung war Garcia Marquez Anfang April rund eine Woche lang in einem Krankenhaus behandelt worden. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums musste der Autor von "Hundert Jahre Einsamkeit" und "Die Liebe in den Zeiten der Cholera" auch in seinem Haus noch künstlich beatmet werden.

An der Seite des Autors von "Hundert Jahre Einsamkeit" seien seine Frau und seine beiden Söhne gewesen, schrieb der mexikanische Fernsehmoderator Joaquin Lopez-Doriga im Kurznachrichtendienst Twitter.

Prägend für Südamerikabild - Nobelpreisträger Gabriel Garcia Marquez

Garcia Marquez hat wie die chilenische Autorin Isabel Allende mit seinen Büchern das Südamerika-Bild von Millionen Menschen geprägt. In den 1960er Jahren löste er einen Run auf südamerikanische Literatur aus, "100 Jahre Einsamkeit" begründete seinen Weltruhm. 

Manchmal können Bücher Kontinente bewegen: Zumindest literarisch rückte Südamerika den Europäern ein Stück näher, als Gabriel Garcia Marquez' Roman "Hundert Jahre Einsamkeit" erschien. Denn die Familiensaga aus dem mythischen Urwalddorf Macondo begeisterte auch diesseits des Atlantiks Millionen von Lesern und prägte das Lateinamerikabild von Generationen.

Um den Meister des magischen Realismus war es in den vergangenen Jahren still geworden. Er hatte seit Jahren nichts mehr publiziert, sein Gesundheitszustand war schlecht, nach einer Lungenentzündung wurde er erst vor eineinhalb Wochen aus dem Spital nach Hause entlassen. 

Geboren wurde Garcia Marquez am 6. März 1927 in Aracataca, in der feuchtheißen Karibikregion Kolumbiens, einem Ort, in dem nicht wenige Leser das Vorbild für das sagenhafte Macondo sehen. Nach seinen Schuljahren am Jesuitenkolleg im kühlen Bogota begann er ein Jusstudium, das er aber nie abschloss. Stattdessen befasste er sich mit angelsächsischer Literatur und begann 1948 in der Hafenstadt Barranquilla als Journalist zu arbeiten. 1955 erschien sein erster Roman, "La Hojarasca" (dt. 1975, "Der Laubsturm").

Durchbruch mit "Hundert Jahre Einsamkeit"

Das Leben des Garcia Marquez ist reich an Anekdoten, wie der, dass er in Barranquilla zeitweilig in einem Bordell wohnte, weil dort die Zimmer billig waren. Auch später war er notorisch klamm, denn als er 1967 "Hundert Jahre Einsamkeit" zu Ende geschrieben hatte und das Manuskript an seinen Verleger in Buenos Aires schicken wollte, reichte das Geld nicht einmal für das volle Porto. Er schickte es daher in zwei Teilen. Zum Glück kamen beide Teile an.

Denn mit diesem Werk schaffte der Kolumbianer den Durchbruch. Auf geniale Weise verknüpft er darin die Geschichte seines Heimatlandes mit den Mythen der Alten und der Neuen Welt. Historische und mythische Zeit mischen sich unaufhörlich, reale Ereignisse wechseln sich mit fantastischen Begebenheiten ab, wie zum Beispiel der Himmelfahrt der Dorfschönheit Remedios. Der Bürgerkrieg zwischen kolumbianischen Konservativen und Liberalen oder die Machenschaften der United Fruit Company kommen in dem Roman ebenso vor wie die biblischen Motive von Schöpfung, Exodus, Sintflut oder Apokalypse.

So wurde Garcia Marquez zum vielleicht wichtigsten Vertreter des Booms der lateinamerikanischen Literatur. Zusammen mit dem Peruaner Mario Vargas Llosa, dem Argentinier Julio Cortazar und dem Mexikaner Carlos Fuentes zeigte er einer staunenden Außenwelt, was Lateinamerika literarisch zu bieten hatte. "Es war ein kraftvolles Erzählen, wie man es in Europa damals nicht hatte. Da wurde aus dem Vollen geschöpft", sagt die deutsche Hispanistin Michi Strausfeld, die über Garcia Marquez ihre Doktorarbeit schrieb.

Auf "Hundert Jahre Einsamkeit" folgte als nächster großer Roman "Der Herbst des Patriarchen" (1975, dt. 1978). Es ist die Geschichte eines Diktators, in dessen Person sich die Charaktere realer lateinamerikanischer Tyrannen mit fantastischen Elementen mischen, eben typisch magischer Realismus. Der General knechtet sein Volk 232 Jahre lang, bevor er endlich stirbt. Doch erst als die Geier schon den Maschendraht von den Fenstern reißen, trauen sich die Menschen in den Palast, um nachzuschauen, ob er wirklich tot ist.

Zeitungsgründung nach Literaturnobelpreis

1982 erhielt er den Literaturnobelpreis. Das Preisgeld investierte er in die Gründung der kolumbianischen Tageszeitung "El Otro". In Cartagena hatte er 1994 eine Journalistenschule gegründet.

1985 erscheint der Roman "Die Liebe in den Zeiten der Cholera", der manchen als Garcia Marquez' schönstes Werk und Klassiker der Weltliteratur gilt. 2007 wird die Lebens- und Liebesgeschichte verfilmt.

Zu den bekanntesten Romanen des Nobelpreisträgers zählen "Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt" (1961, dt. 1976) und "Chronik eines angekündigten Todes" (1981). Zuletzt erschien 2004 "Erinnerung an meine traurigen Huren", das den überhohen Erwartungen an einen neuen Garcia-Marquez-Roman aber schon nicht mehr gerecht werden konnte.

Neben den Romanen blieb Garcia Marquez auch seiner journalistischen Berufung treu. Dafür steht "Nachricht von einer Entführung" (1996), eine Reportage in Buchformat über die Entführung von zehn kolumbianischen Persönlichkeiten durch das Drogenkartell des Pablo Escobar. "Roman und Reportage sind Kinder einer selben Mutter", schreibt der Autor in seinen Memoiren.

"Vivir para contarla" - "Leben, um davon zu erzählen" heißt dieser Erinnerungsband, der 2002 erschien. Er war als erster von drei Bänden einer Autobiografie gedacht und behandelt die Jahre bis 1955. Damals hatte Garcia Marquez schon eine Krebserkrankung hinter sich.

Nationale Trauerfeier in Mexiko

Mexiko gedenkt des verstorbenen Literaturnobelpreisträgers mit einer nationalen Trauerfeier. Die Ehrung finde am kommenden Montag (21. April) im Palast der Schönen Künste in Mexiko-Stadt statt, kündigte der Präsident der staatlichen Kulturbehörde Conaculta, Rafael Tovar y de Teresa, am Donnerstag an.

Bürgermeister Miguel Angel Mancera hatte den Tod des kolumbianischen Autors zuvor als großen Verlust für Mexiko und die Welt bezeichnet. Staatspräsident Enrique Pena Nieto schrieb auf Twitter: "Er wurde in Kolumbien geboren, aber für Jahrzehnte hat er Mexiko zu seiner Heimat gemacht. Er hat unser Leben bereichert." Garcia Marquez lebte mit Unterbrechungen seit den 1960er Jahren in Mexiko.

Auch der peruanische Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa zeigte sich von Garcia Marquez' Tod betroffen. "Ein großer Schriftsteller ist gestorben. Seine Romane werden ihn überleben und überall auf der Welt weiterhin Leser gewinnen", sagte Vargas Llosa der Zeitung "El Comercio". Garcia Marquez und Vargas Llosa pflegten zu Lebzeiten ein wechselhaftes Verhältnis. Die beiden Nobelpreisträger waren einst enge Freunde und verhalfen der lateinamerikanischen Literatur gemeinsam zu Weltruhm. Später überwarfen sich die Kollegen allerdings, bei einer Filmvorführung 1976 in Mexiko-Stadt kam er sogar zu einer Schlägerei zwischen beiden.

Unterschiedliche politische Ansichten vertieften den Graben. Während Garcia Marquez eine enge Freundschaft zu Fidel Castro pflegte, wurde Vargas Llosa schon früh zu einem der schärfsten Kritiker der kubanischen Revolution. In einer Brandrede auf dem New Yorker PEN-Kongress 1986 beschimpfte er seinen einstigen Weggefährten als "Höfling Castros".

Familie will Garcia Marquez in Kolumbien beerdigen

Die Familie verstorbenen Gabriel Garcia Marquez wünscht eine Beisetzung in Kolumbien. ""Gabito" kommt aus Kolumbien, daran besteht kein Zweifel. Sie müssen ihn hierher bringen", sagte seine Schwester Aida am Donnerstag Reportern in Barranquilla. 

Ihr Bruder sei ein einfacher und demütiger Mensch mit einem großen Herz gewesen, sagte Aida. "Er war der große Bruder für uns, nachdem unsere Eltern gestorben sind. Er hat uns nie etwas verwehrt. Er war sehr gut zu uns." Aida Garcia Marquez veröffentlichte im vergangenen Jahr ein Buch mit Familiengeschichten über ihren berühmten Bruder.

Drei Tage Staatstrauer in Kolumbien

Nach dem Tod des kolumbianischen Literaturnobelpreisträgers Gabriel Garcia Marquez hat Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. An allen öffentlichen Gebäuden sollten die Flaggen auf Halbmast gesetzt werden, sagte Santos am Donnerstagabend (Ortszeit) in einer kurzen Fernsehansprache.

Ganz Kolumbien sei in Trauer, weil "der am meisten bewunderte und geliebte Mitbürger aller Zeiten von uns gegangen ist", so Santos

Musiker und Schauspieler trauern um Gabriel García Márquez

Filmstars und Musiker haben nach dem Tod des kolumbianischen Autors Gabriel García Márquez ihre Trauer zum Ausdruck gebracht. "Es ist schwer, von dir Abschied zu nehmen, nach all dem, was du uns gegeben hast", schrieb Pop-Ikone Shakira auf ihrer Webseite. Die Sängerin stellte ein Foto von sich an der Seite des Schriftstellers dazu. Márquez war am Donnerstag n Mexiko-Stadt 87-jährig gestorben.

"'Hundert Jahre Einsamkeit' - Gabriel García Márquez, das werden wir nie vergessen", schrieb US-Schauspieler James Franco (35) beim Kurznachrichtendienst Twitter.

 "Ruhe in Frieden", kondolierte die Schauspielerin Mia Farrow (69) in einem Tweet. Sie empfinde Ehrfurcht und Dankbarkeit. Auch Kollegin Rose McGowan (40) gab auf Twitter ihre Trauer kund. "Seine Worte haben mich zu magischen Orten gebracht", schrieb die Schauspielerin und Sängerin. Der kolumbianische Sänger Juanes (41) sagte in einem Tweet, dass der Größte gegangen sei - "aber eine unsterbliche Legende bleibt".

Auch der Präsident der EU-Kommission, José Manuel Barroso, würdigte den Autor. "Gabriel García Márquez war eine Stimme Lateinamerikas, die eine Stimme unserer Welt geworden ist. Seine Vorstellungskraft hat uns reicher gemacht, und sein Tod macht uns ärmer", teilte Barroso am Freitag in Brüssel mit.

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1  Kommentar
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( Kommentare)
am 18.04.2014 12:21

Mit ihm und dem Nobelpreis rückte die Literatur Lateinamerikas in einen neuen Mittelpunkt. Mit seiner Freundschaft zu Vargas Llosa zeigte er der Welt die kritischen Momente Lateinamerkikas. Vergessen ist die Zeit als Höfling Castros. Márquez hatte das "Schreiben" in der Hand, sein Leben weniger. Es waren eben 100 Jahre Einsamkeit

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