Literatur braucht Resistenz: Nachrufe für Dietmar Ehrenreich
LINZ. Er kämpfte um den Stellenwert von Literatur und Büchern: Am vergangenen Freitag verstarb der rührige und engagierte Verleger Dietmar Ehrenreich (56) während einer Autofahrt an Herzversagen. Zwei Nachrufe von Schriftsteller Thomas Baum und dem Kabarettisten Günther Lainer.
Mit der dafür nötigen Beharrlichkeit veröffentlichte er Jahr für Jahr Texte von Neuentdeckungen und namhaften AutorInnen wie Margit Schreiner, Walter Kohl, Bettina Balaka, Rudolf Habringer oder Kurt Mitterndorfer.
Als eines der ersten Werke in seinem kleinen, feinen Resistenzverlag erschien vor mehr als zwanzig Jahren das Lesebuch „Querschläge“ des mit Ehrenreich freundschaftlich verbundenen Linzer Dramatikers Thomas Baum. Seither belebte der leidenschaftliche Tennisspieler und glühende LASK-Fan, intensiv unterstützt von seiner Familie, die Literaturszene mit einem vielfältigen und ambitionierten Programm.
Mit Titeln wie „Meine Seele, schwarz-weiß“ und „Die Kultur der Einsamkeit“ stellte Ehrenreich, überzeugter Handyverweigerer, seine eigenen literarischen Qualitäten unter Beweis. Sie zeigen sich auch im Fußballbuch „Querpässe“ sowie in den Gedichtbänden „Brot und Rosen“ und „Ham“, die er gemeinsam mit dem Kabarettisten Günther Lainer verfasste und in legendären Lesungen präsentierte.
2010 wurde er beim Wettbewerb „Kasperl fanatisch“ im Goethe Institut in Amsterdam für sein Stück „Kasper - Auf der Suche nach dem Bösen“ ausgezeichnet. 2013 erhielt er für seine literarische Arbeit ein Dramatiker-Staatsstipendium.
In seinen regelmäßig erscheinenden Kolumnen „Andererseits“ lieferte Ehrenreich ironisch pointierte Momentaufnahmen zu aktuellen gesellschaftlichen Themen und Befindlichkeiten.
„Andere drucken Bücher. Ich verlege AutorInnen“. Mit diesem Credo hinterlässt Ehrenreich eine wesentliche Lücke in einer bewegten, zunehmend unter Druck geratenen Verlagslandschaft, die auch in Zukunft wesentliche Qualitäten des feinfühligen und humorvollen Menschen und Verlegers Dietmar Ehrenreich brauchen wird: ein großes Herz für AutorInnen und Bücher. Und Widerstandskraft. Resistenz.
(Thomas Baum)
Die feierliche Verabschiedung findet am Dienstag, 4. 10., um 15.00 in der Pfarrkirche Neuhofen statt
Didi wie geht’s da?
Mir geht’s ned nur guad, mia geht’s sogar sehr gut. Diesen Satz habe ich oft von ihm gehört. Ich habe immer wieder nachgebohrt und gesagt: Schod. Sog ma bitte, waunns da schlecht geht. Bis heute hat er nichts gesagt, dass es ihm schlecht gegangen wäre. Auch nicht kurz vor seinem Tod, wo wir noch im Wienerwald waren und traditionell, er sein Grillhenderl, ich mein Cordon Bleu aßen. Auch dann im Linzer Derby … Blau Weiß gegen LASK, scherzten wir noch, wie schwer es ist für den LASK, weil es ja ein Auswärtsspiel war. Es ist uns gut gegangen. Bei der Verabschiedung bzw. Umarmung ahnte ich nicht, dass es die letzte sein wird. 45 Minuten später hörte sein Herz zu schlagen auf. Im Auto, wo er gerne und viel war. Und ich mit ihm gerne und viel.
Didi, jetzt frog ich dich noch einmal:
Wie geht es dir?
Guad geht’s ma!
Wirklich?
Jo!
(Günther Lainer)