Kurzweiliges "Best of Operette" zum Muttertag

Von Christian Schacherreiter   15.Mai 2017

Wer den Operettenwettbewerb der Anton Bruckner Privatuniversität Ende Jänner versäumt hat, konnte gestern Auszüge daraus "nachhören". Thomas Kerbl lud gemeinsam mit sechs Finalisten zur Muttertagsmatinee ins Brucknerhaus, saß selbst am Flügel und erklärte den selektiven Modus des Wettbewerbs. Wer es da bis ins Finale schafft, hat viel zu bieten!

Zum Beispiel die Mezzosopranistin Olena Pruscha, die besonders den osteuropäischen Operettenton überzeugend traf, und die drei Sopranistinnen Julia Grüter, Nicole Lubinger und Ilia Vierlinger. Dass Grüter eine würdige Trägerin des ersten Preises ist, bewies sie unter anderem mit dem "Vilja-Lied" aus der "Lustigen Witwe". Auch in den Duetten mit dem stimmgewaltigen Xiaoke Hu bezauberte sie mit klarer Stimme.

Scheinwerfer erzittern

Xiaoke Hu brachte sich auch solistisch ein. Wenn der stimmgewaltige Tenor "Freunde, das Leben ist lebenswert" in den Saal schmettert, erzittern sogar die Scheinwerfer! Vielleicht ist da im Gestus etwas zu viel große Oper drin, die spielerische Eleganz der Operette braucht das nicht so sehr. Ilia Virlinger überzeugt nicht nur durch ihre variationsreiche Stimme, sondern auch durch ihre darstellerischen Fähigkeiten – unentbehrlich für die Operette. In dieser Hinsicht gibt es bei Nicole Lubinger noch ein bisschen Luft nach oben. Gesanglich sehr schön, aber allzu verhalten präsentierte sie den "Herrn Marquis" aus der "Fledermaus". Der Zsupán aus dem "Zigeunerbaron" ist mit dem deutschen Bariton Justus Seeger musikalisch bestens besetzt, aber sein ernster Gestus hat etwas – pardon – allzu Deutsches, das der Figur des ungarischen Schweinefürsten die komödiantische Leichtigkeit nimmt.

Thomas Kerbl hat ein kurzweiliges Best-of-Operette-Programm zusammengestellt (von Strauß bis Stolz), das vom zahlenmäßig überschaubaren, aber begeisterten Muttertagspublikum herzlich akklamiert wurde.

 

Brucknerhaus: Muttertagsmatinee mit Thomas Kerbl, Mittlerer Saal, 14. Mai

OÖN Bewertung: