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Kein Räuspern, keine Pause, kein Blick geschieht zufällig

Von Peter Grubmüller, 22. Juni 2018, 00:04 Uhr
Kein Räuspern, keine Pause, kein Blick geschieht zufällig
Im Burgtheater spielte er ab 2013 den König Lear. Bild: APA/HANS KLAUS TECHT

Geburtstag: Der Golden-Globe-Gewinner und Weltschauspieler Klaus Maria Brandauer wird heute 75 Jahre alt.

Was jemand auf der Bühne kann, zeigt er dadurch, dass er sein Handwerk zum Verschwinden bringt. Dieser Satz formuliert das Berufsethos von Klaus Maria Brandauer. Dieser gewaltige Schauspieler sagt nie Texte auf, er denkt sie ins Freie. Kein Räuspern, keine Pause, kein Blick geschieht zufällig. Da lässt er sich auch nicht von Regisseuren ins Gewissen reden, lieber verlässt der kompromisslose Schauspieler die Produktion – oder besser noch: Der Regisseur geht.

Künstlername von der Mutter

Heute wird Klaus Maria Brandauer, der 1943 in Bad Aussee in der Steiermark als Klaus Georg Steng zur Welt kam, 75 Jahre alt. Sein Vater war der deutsche Zollbeamte Georg Steng, seine Mutter die Österreicherin Maria Brandauer. Von ihr hängte er Vor- und Nachnamen als Künstlername an. Brandauer wuchs bei seinen Großeltern in Bad Aussee auf, sein Schauspiel-Studium in Stuttgart brach er nach zwei Semestern ab. Nach Stationen in Salzburg und Düsseldorf wurde er 1979 Mitglied des Burgtheaters.

Ein Gespräch mit Klaus Maria Brandauer wird nie ein beredtes Flanieren, in seiner Umgebung setzt der Schauspieler Wachsamkeit, Schnelligkeit und Vorbereitung voraus. Wo er Widerstände aufspürt, bricht er sie mit geschliffener Rhetorik. Seine Argumente klingen berauschend, deshalb sind sie verführerisch. Diese Gabe der Rede hat er nach jahrelangem Bühnentraining mit ins Leben genommen. Wer Brandauer aber nun "Form vor Inhalt" unterstellt, der irrt sich. Jeder Satz oder Vers, den der Weltstar deklamiert, ist das Produkt eines Kalküls. Jedes einzelne Wort ist gewogen und geprüft, die Einheit jedes Gedankens ist rekonstruiert. All das führt zu einer einnehmenden Glaubwürdigkeit, die auf der Bühne und vor der Kamera ein Geschenk ans Publikum ist, aber im Leben wie Sturheit daherkommt, die ins Selbstgefällige spielt. In einem Interview zu seinem Film "Auslöschung" sagte er vor wenigen Jahren: "Ich spiele nicht, ich bin."

Kein Räuspern, keine Pause, kein Blick geschieht zufällig
In der Regie István Szabós wurde Brandauer als Mephisto zum Weltstar. Bild: ORF

In der Regie István Szabós wurde Brandauer als Mephisto zum Weltstar.

Er wollte einer der Besten der Bühne sein, deshalb haben ihn Filmangebote lange nicht gereizt. Klaus Manns Roman "Mephisto" über Gustav Gründgens auf die Leinwand zu bringen, hat ihn in der Regie von István Szabó dann doch überzeugt. Brandauers Leistung ist es maßgeblich zu verdanken, dass "Mephisto" 1982 mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet wurde. Ein Jahr später fühlte er sich mit dem Angebot, den Bond-Schurken Maximilian Largo zu spielen, zunächst beleidigt. Sean Connery persönlich soll ihn dazu überredet haben. 

Kein Räuspern, keine Pause, kein Blick geschieht zufällig
Im Bond-Film "Sag niemals nie" techtelte er als Bösewicht Largo mit Kim Basinger

Im Bond-Film "Sag niemals nie" techtelte er als Bösewicht Largo mit Kim Basinger

Im gleichen Jahr begann seine "Jedermann"-Ära in Salzburg – und erst jüngst wählten die Zuschauer von ORF III Brandauers Domplatz-Darbietung von 1983 zur besten aller bisherigen Jedermänner.

Kein Räuspern, keine Pause, kein Blick geschieht zufällig
1983–1989 war er der Salzburger "Jedermann" (hier mit Buhlschaft Marthe Keller).

1983–1989 war er der Salzburger "Jedermann" (hier mit Buhlschaft Marthe Keller). 

Für das Drama "Jenseits von Afrika" an der Seite von Meryl Streep und Robert Redford erhielt er 1986 den "Golden Globe" und eine "Oscar"-Nominierung. In mehr als 80 TV-Produktionen und Kinofilmen hat er mitgespielt. Auf der Bühne brilliert er weiterhin mit zupackender Eindringlichkeit: Der Applaus für seinen König Lear ab 2013 am Burgtheater glich stets einer Liebesbezeugung durch das Publikum.

Rückzug nach Tod seiner Frau

Mit 70 Jahren wurde Brandauer zum zweiten Mal Vater – rund ein halbes Jahrhundert nach der Geburt seines ersten Sohnes. Seine erste Frau und Jugendliebe, die Filmregisseurin Karin Brandauer, starb nach fast 30 Jahren Ehe 1992 an Krebs. Nach diesem Schicksalsschlag zog sich Brandauer einige Jahre zurück. 2007 heiratete er die um mehr als drei Jahrzehnte jüngere Theaterwissenschafterin Natalie Krenn.

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2  Kommentare
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am 22.06.2018 07:48

An diesem großartigen Schauspieler könnten sich die Nuschler und Schluderer aus Theater und TV ein Beispiel nehmen!

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 22.06.2018 07:47

Gratulation!!!

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