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Josef Hader: "Witz liefert keine Energie, er ist Lebensstrategie"

Von Nora Bruckmüller, 16. Februar 2018, 00:04 Uhr
"Witz liefert keine Energie, er ist Lebensstrategie"
Egal, ob sich für Josef Hader (56) der Vorhang auf der Bühne oder im Leben öffnet, er lässt sich vom Humor in allen Lagen leiten. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Josef Hader über seinen neuen Film "Arthur & Claire", unfreiwillige Komik in der Kindheit und Schmäh als Konzept.

Ein todkranker Mann, Arthur, reist nach Amsterdam, um Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. In seiner letzten Nacht entdeckt er eine verzweifelte Frau. Claire will sich umbringen. Das ist die Ausgangssituation für den Film "Arthur & Claire", in dem Publikumsliebling Josef Hader und die Niederländerin Hannah Hoekstra die Hauptrollen spielen und sich ihre Figuren letztlich gegenseitig retten wollen. Heute präsentiert Hader den Film in Oberösterreich (mehr am Ende des Artikels).

 

OÖNachrichten: Besonders am Film "Arthur & Claire" ist, dass es keinen Kuss, keinen Sex gibt, nur Freundschaft.

Josef Hader: Es war genau die Absicht, die Geschichte einer Freundschaft zu erzählen. Und ich glaube, ihr Hauptkennzeichen ist, dass sie zu einem bestimmten Zeitpunkt entsteht. Dann, wenn er sterben muss – natürlich hat er sich den Termin am nächsten Tag selbst ausgesucht –, trifft er jemanden, der jung, gesund ist und sich umbringen will. Das ist zuerst einmal eine riesige Verhöhnung für ihn.

Und umgekehrt?

Die Art, das Leben so zu beenden, indem man den Termin dazu im Kalender stehen hat, empfindet sie unglaublich anmaßend. Das würde sie nie tun. Ihre Begegnung beginnt mit einer riesigen Herausforderung und entwickelt sich auch mit dem Gefühl, dass sie nur eine Nacht Zeit haben. Dadurch ist eine Offenheit möglich, die normal viel länger braucht, um zu entstehen.

Sehen Sie den Film auch als Plädoyer für mehr Offenheit?

So weit würde ich nicht gehen. Vor allem, weil ich denke, dass Filme vor allem eine Geschichte erzählen sollen, die offenlässt, was sich die Zuschauer am Ende mitnehmen. Ich habe allerdings schon erlebt, dass mir Menschen Dinge erzählt haben, die sie sich aus einem meiner Filme mitgenommen haben, von denen ich nicht einmal im Traum daran gedacht hätte, dass ich sie darin sehen kann.

Zum Beispiel?

Bei "Indien" war es so, dass mein Religionslehrer, Abt von Stift Melk, im Film war. Ich habe mir vorher gedacht: Hoffentlich gefällt ihm das eh, es ist ja doch teils ein bisserl ordinär? Er war danach so beglückt über die große Menschlichkeit des Films, dass ich überrascht war, weil ich davor gar nicht erkannt hatte, dass der Film so stark ist.

Zurück zu Arthur und Claire. Da sie nahe am Tod sind, macht das den Witz des Films sehr tragisch. Arthur sagt etwa, er will bald schlafen gehen, damit er an seinem Todestag "fit ist". Wie sehen Sie den Witz des Films?

Ich bin prinzipiell der Überzeugung, dass man eine Situation oft möglichst ernsthaft spielen muss und der Witz so von selbst dazukommt. Selbst bei den Kabarett-Programmen ist es so, dass ich nie das Gefühl habe, dass ich Witze niederschreibe. Ich schreibe immer eine Geschichte nieder, die dann durch einen bestimmten Blickwinkel, die Art, wie ich etwas erzähle, witzig wird. Geplant witzig sein zu wollen, hat mich nie interessiert, einfach weil ich es als Zuschauer auch nicht mag, wenn man die Anstrengung erkennt. Ich habe mir nie, bei keiner Arbeit, jemals überlegt, welchen Witz das hat, ob er rüberkommt und wann genau die Menschen wohl lachen würden. Ich bin auch davon immer überrascht.

Wie haben Sie überhaupt erkannt, dass Sie witzig sind?

Im Schultheater, auch wenn ich in der Schule bestimmte Bemerkungen gemacht habe. Man merkt im Laufe der Kindheit und der Jugend, dass man offenbar witzig ist, teilweise auch unfreiwillig.

Hader war unfreiwillig witzig?

Es hat tatsächlich damit begonnen, dass ich unfreiwillig witzig war. Weil ich etwas unbeholfen, ein bisschen dicker war. Am Anfang habe ich es so erlebt, dass gegen meinen Willen jemand über mich gelacht hat. Es war ein natürlicher Schritt zu sagen: Okay, wenn schon jemand über mich lacht, dann will ich das absichtlich herbeiführen.

Also, das Lachen der anderen war anfangs kein Energielieferant?

Nein. Witz ist ja viel besser. Er liefert keine Energie, Witz ist eine Lebensstrategie. Jeder gewöhnt sich eine Art an, Dinge zu erreichen. Ich bin etwa kein Mensch, der sehr vehement werden kann, unfreundlich. Ich werde einmal im Jahr richtig ärgerlich. Dann schauen alle groß, weil sie es von mir nicht gewöhnt sind. Ich versuche im Leben auch, etwas mit Humor und Freundlichkeit zu erreichen. Schauspielern ist eine Überlebensstrategie. Und das tun wir alle, weil wir im Leben unsere Rollen finden.

 

Filmnacht mit Josef Hader und Regisseur Miguel Alexandre

Heute präsentieren Josef Hader und sein Regisseur Miguel Alexandre "Arthur & Claire" im Linzer City (19.30 Uhr) und Moviemento Kino (18 Uhr) in einer OÖN-Filmnacht. Weiters besucht das Duo das Linzer Cineplexx (Filmbeginn: 20.45 Uhr), das Megaplex Pasching (18.30 Uhr) und das Kino Freistadt (20 Uhr). Offiziell startet der Film heute.

Hier geht's zu Filmkritik: "Hader als hinreißend grantelnder Anti-Held"

 

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