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José Carreras verbreitete Glückseligkeit

Von Peter Grubmüller, 30. März 2015, 00:05 Uhr
José Carreras
José Carreras Bild: APA/WERNER KERSCHBAUMMAYR

Der spanische Startenor gastierte mit seinem Programm "A Life in Music" im Linzer Brucknerhaus.

Er hätte zehn Mal hintereinander "Hänschen klein" singen können, und das Publikum wäre von José Carreras auch ergriffen gewesen. Derart preiswert ließ sich der Tenor von Weltruf im Linzer Brucknerhaus aber ohnehin nicht feiern, weil wer 120 Euro und mehr für eine Karte bezahlt hat, der erwartet Carreras in Bestform, auch wenn die lebende Legende im kommenden Jahr 70 wird.

Nach der Zugabe "Lippen schweigen" aus der "Lustigen Witwe" war jeder im Saal aufgestanden und applaudierte. Unzählige Bravos schwirrten durch die Luft und eine seltene Glückseligkeit vereinte das Publikum.

Ein Ereignis dank Gritskova

1987 war bei Carreras Leukämie diagnostiziert worden und die Ärzte hatten ihn schon abgeschrieben. Nach einer Knochenmarktransplantation besiegte er die Krankheit dennoch, seitdem sammelt er Millionen für den Kampf gegen Blutkrebs. Dieses Engagement und seine Gabe, jeden Ton mit Leidenschaft auszustatten, trug ihm den Beinamen "Tenor der Menschlichkeit" ein.

Für Linz hatte Carreras dementsprechend ein musikalisches Bouquet ausgesucht, das seiner nicht mehr ganz so kräftigen Stimme schmeichelt und Herzen anrührt. Es waren Lieder aus der "Belle Époque" – von Pucchini, Tosti und Leoncavallo – bis hin zu spanischem Repertoire. An seine Seite hatte er die russische Mezzosopranistin Margarita Gritskova geholt – und dass sich der Abend zum Ereignis steigerte, war auch ihr Verdienst.

Die 27-jährige Russin ist seit 2012/13 Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper, im Sommer debütiert sie bei den Salzburger Festspielen als "Cherubino" in Mozarts "Le nozze di Figaro" und wie sie Barbieris "Canción de Paloma" ins Brucknerhaus schleuderte, war von bemerkenswerter Leichtigkeit.

In den Duetten mit Carreras – darunter Schuberts "Ave Maria" und Saties "Je te veux" – drosselte sie sich höflich. Niemand – und schon gar nicht Gritskova – wollte dem Star an diesem Abend im Licht stehen. Es sah so aus, als sei dem merkwürdig ernsthaften und fern wirkenden Carreras die Höhen- und Koloratursicherheit seiner Partnerin nicht unbedingt willkommen. Während sie ihn mit großer Hingabe anschmachtete, sträubte sich Carreras gegen jeden Augenkontakt, gegen jede angedeutete Zärtlichkeit und gegen das Miteinandersingen. Sein Blick galt ausnahmslos dem Publikum, es war ja auch seinetwegen gekommen.

Der behutsame Lorenzo Bavaj achtete am Klavier genauso auf jede kleine Geste von Carreras wie das wunderbar abgestimmte, mit vier Streichern besetzte "Opera Petite Ensemble". Mit jeder Darbietung schwoll der Beifall an, außerdem die kollektiv zu spürende Wehmut darüber, dass es einer der letzten Konzertabende mit José Carreras gewesen sein könnte.

Konzert: José Carreras und Margarita Griftskova, Linzer Brucknerhaus, 27. März.

OÖN Bewertung:

 

„Fantastisch, großartig, gewaltig, einzigartig!“

Nach seinem Konzert wollte das Publikum José Carreras nicht gehen lassen. Der Tenor wurde mit Standing Ovations gefeiert. Trotzdem war das Saallicht bereits angegangen – Schluss, vorbei, da kommt nichts mehr. Frauen jeden Alters stellten sich vor der Bühne an, um den Abend mit dem Spanier hinauszuzögern. Sie überreichten ihm Blumen, Briefe und kleine Geschenke. Carreras hielt jedes Mal ein kleines Schwätzchen und trug alles zum Klavier, das am Ende wie ein schwarzes Gewächshaus dastand.
Die OÖN haben anschließend Konzertbesucher befragt – und alle waren sich in ihrer Begeisterung einig.

"Ich bin seit 1995 ein Fan, damals habe ich ihn in Kassel gesehen – sein Gefühl in der Stimme ist nach wie vor fantastisch.“
Kana Basim, aus Meckenheim bei Bonn angereist

"Ich habe ihn vor 20 Jahren mit den Drei Tenören zum ersten Mal gesehen, und ich muss sagen, Carreras ist immer noch gewaltig.“
Jürgen Hahm, Puchenau

"Vielleicht haben einige Klassiker gefehlt, aber trotzdem war es ein einzigartiges Ereignis, Carreras in Linz zu erleben.“
Regina und Franz Fößleitner, Linz

"Beeindruckend – es gibt ja nicht oft die Gelegenheit, zwei so großartige Künstler auf der Bühne zu erleben.“
Clemens Pirklbauer, Regau

 

Bananen, Tee mit Honig

Zwei Tage lang blieb José Carreras in Linz, zwei Mal probte er vor seinem Auftritt. Im Hotel Courtyard-Mariott stieg er ab. Viel brauchte es nicht, um seinen Ansprüchen zu genügen. Der Tenor hatte gerade eine Grippe hinter sich, im Künstlerzimmer im Brucknerhaus sollten auch deshalb bloß stilles Mineralwasser, Tee mit Honig, Bananen und Kräuterzuckerl bereit stehen – bei einer Temperatur von 23 Grad, außerdem wünschte er einen Raumbefeuchter. Begleitet von Mitarbeitern der Wiener Künstleragentur Kupfer, unternahm er Spaziergänge. Von Linz aus reiste er nach Wien, wo die BBC mit Carreras eine Dokumentation über Tenöre dreht.

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