Jazz, ganz ohne stilistische Scheuklappen
Eigentlich stammt Cellist Tristan Honsinger aus den USA, er begann seine Musikerkarriere in Montreal und ging bereits 1974 nach Europa, wo er seit damals die Freejazz- und Improvisationsszene maßgeblich mitbestimmt.
Für sein aktuelles Projekt hat er sich mit Geiger Joshua Zubot und Bassist Nicolas Caloia, beide aus Montreal, zusammengetan. Als "In The Sea" gastierten die drei Streicher am Samstag im Jazzatelier Ulrichsberg und boten einen hinreißenden Abend.
Erstaunlich viel Komponiertes hatten die drei im Gepäck. Ohne stilistische Scheuklappen verbanden sie schlichte, songartige Themen mit melancholisch, fast romantisch anmutenden Exkursen. Manches hatte sogar einen folkloristischen Touch. Was für Freigeister dieses Formats ungewöhnlich wirkt, erhält durch Meisterschaft und Souveränität höchste Eigenart und Selbständigkeit.
Immer wieder kommt es zu ekstatischen Höhepunkten, die plötzlich abbrechen, durch schwirrende, im Raum schwebende Flageolettklänge abgelöst werden. Das kann dann ein wenig kratzbürstig klingen, auch sehr leise, mündet aber in mit Leichtigkeit vorgetragene Unisono-Passagen, hat dann feine Melodik und erfrischende Dynamik. Zuweilen wirft Honsinger vielsprachige, lyrisch verspielte Wortspenden ins Geschehen. Auch das garantiert beste Unterhaltung. (haun)
Jazz: Tristan Honsinger "In The Sea", Ulrichsberg 5.11.
OÖN Bewertung: