In diesem Wunderland herrscht das Tohuwabohu
Ein turbulentes, aber wenig kindgerechtes Kinderstück auf der Landestheater-Studiobühne.
Die wunderbare, fantasiereiche Geschichte von "Alice im Wunderland" hat schon Generationen von Kindern und Jugendlichen verzaubert. Am Freitag zeigte das Ensemble Junges Theater des Landestheaters unter der Regie von Judith Kuhnert die dramatisierte Fassung "Wunderland!"
Wobei das Rufzeichen hinter dem Titel hier auch auf die Ausrichtung des Stückes anwendbar ist – ein rasantes, temporeiches Tohuwabohu mit vier schauspielernden Wirbelwinden, die sich in der Rolle der Alice abwechseln. Bühnenbildnerisch mutierte "Wunderland!" zum Schachtelland. Pappkartons als Bühnenbild sind im Landestheater gerade in Mode – so gesehen auch bei der sehr empfehlenswerten Produktion "Geächtet", die derzeit in den Kammerspielen zu sehen ist.
Technisch sehr fein gelöst – als Schattenspiel – ist in der Anfangssequenz der Weg von Alice aus dem echten Leben ins Wunderland. Dort einmal angekommen, geht es so richtig zur Sache – beim Kaninchen im Bau, bei der Grinsekatze oder gegen die böse Herzkönigin. Das ist zum Teil auch wirklich lustig umgesetzt, was fehlt, sind Brüche, ruhigere, beruhigende Übergänge. Dem jungen Ensemble ist die Spielfreude anzusehen, besonders Karina Pele ragt mit ihrer subtilen Darstellungsweise aus dem Quartett heraus.
Gelungen sind auch die musikalischen Beiträge, die Raphael Tschernuth komponiert hat. Besonders liebevoll ist das gemeinsame Schlusslied "Im Wunderland". Was dieser Produktion fehlt, ist ein kindgerechter Zugang. Folgerichtig gab es vom Erwachsenenpublikum den meisten Applaus.
"Wunderland!": Nach dem Roman "Alice im Wunderland" von Lewis Carroll, Premiere am 20. 10., Studiobühne Promenade. Ab 6 Jahren. Karten: www.landestheater-linz.at
OÖN Bewertung:
Langsam frage ich mich, was Sie mit Ihrer ständigen Nörgelei am Jungen Theater bezwecken. Waren in "Auf der Flucht" der verwendete Kinderreim und die Bilderbuchvorlage zu kindisch, ist "Wunderland" plötzlich nicht kindgerecht genug. Ich war in der Premiere und konnte eine Premierenklasse (3. Klasse VS) beobachten, die sich nicht nur köstlich amüsierte, sondern das Geschehen auf der Bühne auch pointiert kommentierte! Und dass sich begleitende Erwachsene ebenfalls gut unterhalten, wenn sie mit ihren Kindern ins Theater gehen, kann doch wohl kein Kritikpunkt sein! Ich erlebte einen fulminanten Theaterabend mit enorm viel Witz und Spielfreude, eine mehr als gelungene, kindgerechte und Gott sei Dank nicht kindische Inszenierung - Kinder mögen das nämlich nicht, auch wenn manche Erwachsenen das glauben! - mit einem phantasievollen Bühnenbild und gut gelaunten Zuschauern, die mit einem "Grinsekatzenlächeln" den Saal verließen. Schade, dass Ihnen das nicht möglich war!