In der Wall Street der Kunst geht es um drei Milliarden

Von Peter Grubmüller   13.Juni 2018

Die Art Basel kann sich auf ihr Alleinstellungsmerkmal verlassen. Keine andere Messe, kein anderer Kunstevent reguliert den ökonomischen Zustand der Kunst so bestimmend wie die Schweizer Messe. Die 49. Ausgabe wurde gestern für Fachleute eröffnet, von Donnerstag bis Sonntag dürfen Laufkundschaften als Publikum dazukommen. 291 Galerien aus 35 Ländern versuchen für Arbeiten von mehr als 4000 Künstlern Aufmerksamkeit und Nachfrage zu schaffen. Mehr als 700 Galerien haben sich auf 27.500 Quadratmeter in den Hallen 1 und 2 des Messegeländes um die Stellflächen beworben. Sieben aus Österreich haben auch welche bekommen: die 2016 von Berlin nach Wien übersiedelte Croy Nielsen Galerie, Martin Janda, die Galerie Krinzinger, die Galerie nächst St. Stephan (Rosemarie Schwarz), Emanuel Layr, die Galerie des im Mai verstorbenen Georg Kargl, die jetzt von dessen Frau Inès Lombardi geführt wird (alle Wien), und der heimische Branchenprimus Thaddäus Ropac (mit Niederlassungen in Salzburg, Paris und London).

Auf 2,6 bis drei Milliarden Euro schätzt Art-Basel-Kommunikationschefin Dorothee Dines den Wert aller präsentierten Werke. Was gigantisch klingt, ist angesichts des Jahresumsatzes eines völlig aus den Fugen geratenen Kunstmarkts ein Klacks: 2017 wurden Kunstwerke um 54,2 Milliarden Euro gehandelt, ein Plus gegenüber 2016 von zwölf Prozent. Den Hauptanteil machten Werke der modernen Kunst aus. Jene Umsätze, die nie eine Steuerbehörde passiert haben – und davon soll es reichlich geben –, nicht eingerechnet.

US-Markt auf Platz eins

Der US-Kunstmarkt ist laut dem Bericht "The Art Market 2018" unangefochten der größte – mit einem Anteil von 42 Prozent im vergangenen Jahr, gefolgt von China mit 21 Prozent und Großbritannien mit 20 Prozent. Mit großem Abstand an vierter Stelle folgt Frankreich mit 7 Prozent.

Bei internationalen Rechtsstandards pflegt der Kunstmarkt ja immer noch die freie Interpretation. Nicht so die Art Basel, aber Zollfreilager (etwa in Genf) sind noch immer voll mit Kunstwerken, deren wahre Eigentümerschaft verschleiert werden soll. Die Messe, die obendrein Nebenhandelsplätze in Miami Beach und Hongkong betreibt, hat nun eine Art ethischen Kodex verabschiedet. Darin finden sich Selbstverständlichkeiten (dass zum Beispiel der Galerist den Künstler zu bezahlen hat), aber das Schriftstück weist auch darauf hin, dass Galeristen, die während des Jahres in ein Strafverfahren verwickelt waren (ob Fälschung, Diebstahl oder Geldwäsche), in einem zweistufigen Verfahren aus der Messe ausgeschlossen werden können. Zur Anwendung kommt dieses Papier allerdings erst im Dezember in Miami.