"Immer wusste jeder: Das ist der Muliar-Bua"
Martin Muliar, Sohn von Schauspieler Fritz Muliar (1919-2009), gastiert am Freitag mit "Der Wurm im Wienerherz" in Pregarten.
Martin Muliar kam auf dem zweiten Bildungsweg zur Schauspielerei. Wie es ist, als Sohn des berühmten Film-/Bühnenstars Fritz Muliar und Österreichs erster TV-Sprecherin Franziska Kalmar ebenfalls auf der Bühne zu stehen, beschreibt der 58-Jährige im Gespräch mit den OÖN. Am Freitag bringt er mit Vanessa Payer und David Hojer "einen Abend am Schmähbankerl" (u.a. mit Texten von Artmann, Jandl, Leopoldi) in die Pregartner Bruckmühle.
OÖNachrichten: Warum haben Sie die den Umweg über Psychologie-Studium, Heil-Masseur und Pharma-Referent genommen, ehe Sie Schauspieler wurden?
Martin Muliar: Nach der Matura war Psychologie meine erste Wahl, ich wollte Menschen und deren Motivationen verstehen. Bei Statistik bin ich ausgestiegen, weil ich dachte, man kann Menschen nicht berechnen. Heute sehe ich das anders. Weil ich Menschen therapeutisch trotzdem nahe sein wollte, habe ich Heil-Masseur gelernt, aber nach zehn Jahren mit eigener Praxis wollte mein Körper nicht mehr, weil der Job sehr anstrengend ist.
Woher kam die Idee, in die Pharma-Industrie zu gehen?
Ein Freund, der als Personalberater arbeitet, hat mir das empfohlen. Sechs Jahre lang hab’ ich es gemacht. Obwohl ich gut verdient hatte, wusste ich: Das war es noch nicht. Eher aus Zufall habe ich in einer Schauspielschule geschnuppert. Das hat mich so begeistert, dass ich mich beim Gustav-Mahler-Konservatorium angemeldet habe. Für öffentlich Schulen war ich mit Mitte 30 viel zu alt. Mit 39 kamen die ersten kleinen Rollen.
Bei der Wiener "Mamma Mia" -Musicalproduktion haben Sie Bill, einen der drei möglichen Väter von Sophie, gespielt. In Ihrer Biografie stand damals: Sohn einer Fernsehsprecherin und eines Schauspielers? Haben Sie Ihre Eltern absichtlich verschwiegen?
Nein, ich weiß ja eh selbst, wer ich bin. Als Kind in der Schule, später zu Beginn meiner Schauspielerei - immer wusste jeder: Das ist der Muliar-Bua. Menschen mit bekannten Eltern brauchen eine Weile, um sich selbst einzuschätzen zu können. Und in der Schauspielerei bekommt man schnell ein Abziehbild aufgeklebt, auch weil der Vater zu meinen Anfängen noch sehr präsent war. Später hatte ich in Coburg in Bayern ein Engagement. Nach mehr als einem Jahr fragte mich ein Kollege: "Dieser Schauspieler, Fritz Muliar - hast du mit dem was zu tun?" Da wusste ich, es verändert sich etwas.
Hat es Sie gekränkt, dass Ihr Vater anfangs bei keiner Ihrer Premieren war?
Er hat ja diesen Spruch geprägt: "Es gibt nur EINEN Muliar." Vermutlich wollte er, dass es eben nur einen Schauspieler dieses Namens geben soll. Jetzt ist es ja wieder so, nachdem der Vater gestorben ist. Er hat meinen Weg nicht forciert, weil er vermutlich auch wusste, welch hartes Brot dieser Beruf ist, wenn man so alt ist, wie ich war. Später habe ich bei zwei seiner Regie-Arbeiten mitgespielt: beim "Bockerer" und bei "Der brave Soldat Schwejk".
Haben Sie sich um sein Lob bemüht?
Mein Vater war jemand, der mit Lob gegeizt hat. Von so jemandem erwartet man nicht, dass man auf die Schulter geklopft oder die Backe getätschelt bekommt.
Inwiefern war Ihr Vater ein Vorbild für Sie?
Er war ein ungeheuer fleißiger und kraftvoller Mensch. Als ich Kind war, ist er früh ins Funkhaus, dann Probe, anschließend Vorstellung, später ins Kabarett Simpl und nachts ins Moulin Rouge, wo er Conferencier war. Er war clever und er spürte oft, was in der Gesellschaft geht und was nicht. Seine späten Figuren hab’ ich auch schauspielerisch bewundert.
"Der Wurm im Wienerherz - ein Abend am Schmähbankerl" (Sketches, Lieder, Parodien) mit Martin Muliar, Vanessa Payer, David Hojer, Freitag, 23. Februar, Bruckmühle Pregarten.
Karten/Information: 07236/2570, www.bruckmuehle.at
Eine echte Bereicherung!
Ein gereifter Mensch in der Kulturszene!
Alles Gute weiterhin! Toi, toi toi!