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Im Supermarkt das Leben verschönern

Von Ludwig Heinrich, 26. Mai 2018, 00:04 Uhr
Im Supermarkt das Leben verschönern
Im Film „In den Gängen“ verschaut sich der stille Christian (Franz Rogoski) in die freche Marion (Sandra Hüller). Bild: Polyfilm

Sandra Hüller derzeit in unseren Kinos, im Sommer bei den Festspielen Salzburg

Sie war Peter Simonischeks Tochter in "Toni Erdmann". Nun überzeugt Sandra Hüller in Thomas Stubers Film "In den Gängen" als Marion, Angestellte in einem Supermarkt in der ehemaligen DDR.

Sandra Hüller lebt in Leipzig, "In den Gängen" entstand praktisch bei ihr um die Ecke. "Der Regisseur gab mir das Drehbuch, und nachdem ich es gelesen hatte, war ich sehr glücklich. Reiner Zufall, dass der Drehort so nahe lag. An diesem Schauplatz, einem Großmarkt, entwickelt sich zwischen den Angestellten eine Art Zusammengehörigkeitsgefühl. Nur dort kann Marion ihr Leben ‚verschönern‘. Sie genießt Freiräume, flirtet gerne und provoziert ihre Kollegen auch manchmal. Zu Hause hat sie das nicht. Der Zuschauer erfährt andeutungsweise, dass sie von ihrem Mann geschlagen wird."

Für Sandra Hüller gab es noch einen starken zusätzlichen Anreiz, das Angebot des Regisseurs anzunehmen: "Marion fährt in den Gängen des Großmarktes auch einen Gabelstapler. Dieses Erlebnis musste ich unbedingt haben! Erst drei Tage Theorie, und dann üben, üben, üben. Am Ende beherrschte ich es so perfekt, dass ich es noch heute könnte. Und weil wir in diversen Szenen so viele Dinge einordnen müssen, ist mir das geblieben: Gehe ich heute in einen Supermarkt und irgendwelche Sachen stehen herum, dann stelle ich sie sofort in die Regale!"

Keine Scheu vor Nacktszenen

Natürlich ist vielen die Nacktparty in "Toni Erdmann" besonders im Gedächtnis geblieben. Lange Szenen, ganz ohne Bekleidung. "Aber irgendwann", sagt Sandra Hüller, "vergisst man, bei aller Urkörperscham, dass man splitternackt ist. Und dramaturgisch hatten diese Szenen ja ihren speziellen Sinn. Ines übt mit dieser Party Macht aus, räumt gezielt mit Leuten auf, die in ihrem Leben nichts mehr verloren haben. Erstmals ist sie der Chef, sogar gegenüber dem eigenen Chef. Mir hat diese Arbeit, um ehrlich zu sein, auch geholfen, den eigenen Körper zu akzeptieren. So, wie er ist, ist er halt."

"Toni Erdmann" war für sie gewiss ein wichtiger Schritt, auch ins internationale Filmgeschäft. Vorerst mit zwei französischen Produktionen: "Da kam mir natürlich zugute, dass ich Französisch spreche." Fast gleichzeitig mit "In den Gängen" wirkte Sandra Hüller in "Fack ju Göhte 3" mit: "Obwohl es nicht einfach war, die Termine zu koordinieren, wollte ich das machen. Zwei ganz verschiedene Ebenen und ‚Tonlagen‘".

Und jetzt nahen die Salzburger Festspiele mit "Penthesilea": "Die Stadt kannte ich bisher nur als private Besucherin. Der bedrohliche Anblick dieser Felsen hinterm Festspielhaus ist mir im Gedächtnis geblieben. Aber jetzt, im Sommer, werden sie sicher nicht mehr bedrohlich wirken. Jedenfalls: Ich freue mich. Einerseits auf das Stück, andererseits auf die Zusammenarbeit mit einem so tollen und vielfach ausgezeichneten Regisseur wie Johan Simons."

Regale voller Romantik

 

Wer je vor einem langen Wochenende einkaufen musste, wird sich eines nie wieder vorstellen können: dass ein Supermarkt romantisch sein könnte.

Doch er kann, weil es das Kino gibt und den Film „In den Gängen“. Darin inszeniert der Leipiziger Regisseur Thomas Stuber die aufkeimende Liebe zwischen Marion (Sandra Hüller) und Christian (Franz Rogowski), sie arbeitet bei den Süßwaren, er ist neu bei den Getränken und lernt, mit Gabelstaplern zu fahren. Stubers Supermarkt ist für Marions und Christians Begegnungen Kulisse und Motor zugleich. Ein Ort, an dem sich im echten Leben jeder schnell nimmt, was er braucht und verschwindet, wird auf der Leinwand zu einer Umgebung, in der die Zeit still zu stehen scheint, Christian auf Marion wartet und ihr mehr gibt, als sie es vom Leben gewohnt ist.

Hüller überzeugt als goscherte Frau, Rogowski als liebenswürdiger, stiller Mann. Es geht weniger um das, was sie sagen, sondern gekonnt mit ihren Gesichtern erzählen – und Stuber mit der Inszenierung. Er lässt Gabelstapler zur Musik tanzen, spielt mit Kunstlicht, Regalen, durch die gespäht wird und Palmentapeten, die an die goldene Zeit des Konsums erinnern.

Ein schöner Film, der deshalb so ans Herz geht, weil er nie nur süß und leicht ist, sondern auch schwer und bitter, wie harte Arbeit, dem der Film neben der Liebe ein klares Denkmal setzt. (nb)

„In den Gängen“: D 2018, 125 Min., T. Stuber

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