Im Standesamt mit dem Kino verkuppelt
Ein Filmfestival soll das konventionelle Kino mit außerordentlichen Perspektiven ergänzen.
Das gelingt dem Crossing Europe, das noch bis Montag in Linz stattfindet, allein mit seinem Spezialgast Helena Trestikova, "Grande Dame" des tschechischen Dokumentarfilms.
Die Arbeiten der 1949 in Prag geborenen Regisseurin sind ein Kontrapunkt zur Masse an fiktionalen Hollywood-Produkten, von denen man sich auch hierzulande im Filmmarkt abhängig gemacht hat.
Am Anfang ihrer aktuellen Langzeit-Werke stehen keine auf Popularität zugeschnittene "Ideen", sondern authentische Menschen.
"Für das Projekt Marriage Stories sind wir etwa in das Prager Standesamt gegangen und haben Menschen angesprochen, die sich gerade ihren Hochzeitstermin ausgemacht haben. Wir haben sie nicht gekannt, es waren Zufälle. Heute sind wir seit 30 Jahren befreundet", sagt sie. (Zu sehen am So., 11.30 Uhr; 14 Uhr, 16.30, 19 Uhr)
Vor drei Jahren war Trestikova bereits einmal Gast in Linz. "Damals hatte ich das Gefühl, dass das Publikum meine Film sehr gut versteht." Trotz der langen Trennung durch den "Eisernern Vorhang" stünden sich Oberösterreich und Tschechien sehr nahe. "Wir sprechen dieselbe Sprache."
Als Beobachterin Europas während der Flüchtlingskrise habe sie eine große Angst. "Europa wird auch als Traumland gesehen. Werden die damit verbundenen Hoffnungen enttäuscht, kommt es womöglich zu einem großen, gesellschaftlichen Konflikt." Die Krise böte dennoch eine Chance "für eine neue, gemeinsame Identität".
Masterclass H. Trestikova: heute, 16 Uhr, OK Deck, Crossing-Europe-Gespräch mit Philipp Hochmair