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Im Bann des kleinen Vogels

Von Heidi Riepl, 23. August 2014, 00:04 Uhr

Zehn Jahre hat die US-Autorin Donna Tartt an ihrem jüngsten Roman gearbeitet. "Der Distelfink" ist ein gewaltiges Meisterwerk geworden

Gleich vorweg: Die amerikanische Erzählerin Donna Tartt hat mit ihrem "Distelfinken" ein gewaltiges Meisterwerk geschaffen. Auch im wahrsten Sinne des Wortes: Selbst als Hörbuch verlangt der 1024 Seiten starke Roman noch mehr als 33 Stunden Zuhörzeit. Trotz mancher Überlänge schafft es dieser fulminante Entwicklungs-, Bildungs- und Kriminalroman aber auf Anhieb in die Bestsellerlisten.

Zu Recht. Denn der Sog, den dieses Mammutwerk entwickelt, lässt niemanden mehr los. Der Leser verliert sich in der Welt der Protagonisten und setzt sich gleichzeitig mit den existenziellen Fragen des Lebens auseinander. Was ist das Wesen der Liebe? Was ist ein gutes Leben? Würfelt Gott, oder besitzt das Schicksal bloß einen Sinn für schwarzen Humor? Und schlussendlich: Ist Kunst unsterblich und kann sie Trost spenden?

Theodore Decker, der Ich-Erzähler dieser Lebensbeichte, ist dreizehn Jahre alt, als er seine Mutter bei einem Bombenanschlag im New Yorker Metropolitan Museum verliert. Gerade noch standen sie vor dem kleinen Bild eines zahmen Distelfinken, das Carel Fabritius, der Schüler Rembrandts und Lehrer Vermeers, 1654 in Delft gemalt hat. "Das ist ungefähr das erste Bild, das ich jemals wirklich geliebt habe", sagt die Mutter und erzählt ihrem Sohn, dass Fabritius noch im selben Jahr 1654 bei der Explosion einer Schießpulverfabrik ums Leben kam.

Als Theo seine Mutter Minuten später im Rauch und dem Chaos nach einem Anschlag nirgends mehr sehen kann und sich stattdessen mit einem alten Mann allein sieht, der kurz zuvor zusammen mit einem rothaarigen Mädchen ebenfalls den Fabritius bewundert hat, nimmt er das Bild an sich.

Die zarte Darstellung eines an die Sitzstange seines Käfigs geketteten Vogels wird Theos Verbindungsglied zur toten Mutter. Das Bild – die Kunst, die "wir haben, damit wir nicht an der Wahrheit zu Grunde gehen", wie Tartt Nietzsche zitiert – steht für die Erlösung.

Ganz auf sich allein gestellt, klammert Theo sich daran und wird so zum gesuchten Kunsträuber. Unfreiwillig wird er immer weiter in einen Strudel gezogen, bei dem "Der Distelfink" eine zentrale Rolle spielt und Theo letztlich auch zum Verhängnis wird. Spannend bis zur letzten Seite!

Donna Tartt, "Der Distelfink", Goldmann-Verlag, 1024 Seiten, 25,70 Euro, bzw. als Hörbuch gelesen von Matthias Koeberlin, 3 MP3-CDs, Der Hörverlag, 2006 min, 24,99 Euro.

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