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"Ich warte täglich auf eine Muse, die mich küsst"

Von Peter Grubmüller, 02. April 2015, 00:04 Uhr
"Ich warte täglich auf eine Muse, die mich küsst"
Paolo Conte über seine Stimme: "Wie das Knarren einer rostigen Tür." Bild: APA/GEORG HOCHMUTH

Paolo Conte eröffnet am 24. Juni das von den OÖNachrichten präsentierte Linzer Festival "Klassik am Dom".

Paolo Conte stammt aus einer reichen Juristenfamilie, er selbst arbeitete auch als Rechtsanwalt. Für den Jazz, Blues und Swing entfesselte der heute 78-Jährige sein Leben aus den Paragrafen und machte Weltkarriere. Im Interview mit den OÖNachrichten spricht der italienische Songschreiber und selbsternannte Nichtsänger über Klischees, Politik, das Älterwerden, über Scham und Stolz.

 

OÖNachrichten: Sie singen italienisch, bei vielen Konzerten werden Sie nicht verstanden, obwohl Sie auf den behutsamen Umgang mit Worten Wert legen. Wirkt Musik als universelle Sprache?

Paolo Conte: Wenn ich das wüsste, würde ich sofort eine Agentur für junge Künstler aufmachen, um sie zu beraten, wie ihre Musik überall verständlich wird. Ich bin immer in Gefahr, falsch verstanden zu werden. Für viele Menschen klingen meine Lieder zum Beispiel melancholisch, dabei besingen sie doch im Wesentlichen Glück.

Es heißt, Sie arbeiten vor allem nachts – wie spielt sich das ab?

Ich bin der gewöhnlichste Mensch, ich spiele tagsüber mit meinen zwei Hunden, gehe mit meiner Frau spazieren, schaue im Fernsehen Fußball und Tennis. Außerdem hab’ ich einen TV-Kanal, der 24 Stunden klassische Musik sendet. Gegen Abend verändern sich die Schwingungen der Welt. Mein Gehirn arbeitet viel ruhiger, deshalb ist die Nacht eher meine Tageszeit.

Wie spüren Sie das Älterwerden?

Mir fällt es immer schwerer, die richtigen Worte zu finden, ich habe ja schon so viel geschrieben. Ich möchte mich nicht wiederholen, deshalb dauert das Nachdenken jetzt länger. Man muss sich mich wie ein Fass vorstellen – und in diesem Fass ist mit jedem Jahr weniger drinnen, aus dem ich schöpfen könnte. Bei mir passiert ja auch nichts durch die Anzahl der Versuche, sondern ich warte täglich auf eine Muse, die mich küsst. Was mich ein bisschen gelassen macht, ist, dass diese Muse bis jetzt noch immer vorbeigekommen ist.

Haben Sie manchmal Sehnsucht nach der Vergangenheit?

Jetzt nicht mehr, aber diese Zeit gab es, in der ich das Unwiederbringliche zurückhaben wollte. Das hat sich auch in einigen meiner Songs niedergeschlagen. Irgendwann habe ich mich dahingehend entwickelt, dass es viel besser ist, das Beste aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu holen. Das ist dem Zauber der Malerei sehr ähnlich, die immer neue Grenzen überschreiten will. Damit meine ich auch Erinnerungen daran, wie etwa Duke Ellington seine Noten setzte – oder die Bühnenrituale seiner Big Band.

In allen Interviews werden Sie einerseits mit den kulinarischen Vorzügen Italiens konfrontiert, andererseits werden Sie zu Silvio Berlusconi befragt. Nervt Sie das?

Ich habe Berlusconi nie kennengelernt. Aber es stimmt schon, darüber will jeder reden. Die italienische Politik ist für mich genauso ein Mysterium wie für den Rest der Welt. Früher waren die einen links, die anderen rechts – jeder hat gewusst, wer für welche Überzeugung steht. Jetzt ist alles verfilzt. So gesehen, halte ich es für einen Glücksfall, dass ich mich nicht für Politik interessiere.

Welche Klischees fallen Ihnen zu Österreich ein?

Zuerst das österreichische Kaiserreich als riesiges Imperium, der Walzer und die beiden Maler: Gustav Klimt und Oskar Kokoschka. Kokoschka ist für mich einer der Größten aller Zeiten. Ich fühle mich überhaupt in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg sehr zu Hause. Der Fortschrittsoptimismus der Moderne hat da einen Knacks bekommen, aus dem die wunderbarsten Dinge entstanden sind.

Gibt es Kompositionen, Konzerte, für die Sie sich heute schämen – und worauf sind Sie stolz?

Einiges würde ich heute vielleicht umschreiben – aber ich schäme mich nicht dafür, dass es damals so veröffentlicht wurde. Ich mag alle meine Sachen, auch die kleinen, aber auf "Genova per noi" bin ich stolz, was den Text betrifft – und auf "Gli impermeabili" musikalisch.

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1  Kommentar
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oblio (24.740 Kommentare)
am 02.04.2015 17:11

Küsse seiner Frau vertrauen!
Die sind echter als die einer
dahergelaufenen "Muse"!
Aber dass er die Hunde vor seiner
Frau zitiert???
Trotzdem:
Er ist schon ein bemerkenswerter
Künstler! Alles Gute weiterhin!

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