Hunderttausende erwiesen Hallyday die letzte Ehre
PARIS. In Paris haben hunderttausende Franzosen der verstorbenen Rockikone Johnny Hallyday die letzte Ehre erwiesen.
Präsident Emmanuel Macron sagte am Samstag bei der Gedenkfeier vor der Kirche La Madeleine, der Musiker sei "ein Teil von uns selbst, ein Teil von Frankreich" gewesen.
Zuvor war der Leichenwagen mit den sterblichen Überresten Hallydays begleitet von einer Eskorte mit 700 Motorrädern vom Triumphbogen bis zum Concorde-Platz gefahren. Zahlreiche Fans verfolgten bei strahlendem Sonnenschein und winterlichen Temperaturen, wie der weiße Sarg in die Madeleine-Kirche getragen wurde, deren Fassade mit einem riesigen Porträt des Sängers geschmückt war.
"Als hätten sie ein Familienmitglied verloren"
Macron sprach in seiner Rede vor der Kirche von einer "Liebesbeziehung" der Franzosen zu Hallyday. Viele seien so traurig als hätten sie ein Familienmitglied verloren. Unmittelbar nach dem Tod des Rockmusikers am Mittwoch hatte Macron den Rocker einen "französischen Helden" genannt. Langen Applaus gab es für Hallydays Witwe Laeticia und zwei weitere Ex-Frauen, die mit ihren Kindern und Adoptivkindern zu der Trauerfeier gekommen waren.
Bei der Gedenkmesse spielte Hallydays Band einige seiner größten Hits in instrumentaler Fassung. Zahlreiche Größen des französischen Showgeschäfts erinnerten in persönlichen Worten an das Leben des Musikers oder verlasen liturgische Texte. Darunter war auch Oscar-Preisträgerin Marion Cotillard, die einen Brief des Heiligen Paulus aus dem Neuen Testament vortrug.
Hollande und Sarkozy unter den Trauergästen
Auch viele Politiker waren zu der Trauerfeier gekommen: darunter die Ex-Präsidenten Francois Hollande und Nicolas Sarkozy mit ihren Partnerinnen, der Schauspielerin Julie Gayet und der Sängerin Carla Bruni. Premierminister Edouard Philippe nannte Hallyday einen Vertreter der französischen "Volkskultur", der "sinnbildend für unsere Identität" ist.
Die französischen Fernsehsender übertrugen die Zeremonie live. Zehntausende Menschen bekundeten auf Twitter und Facebook ihre Anteilnahme. Auf den Pariser Eiffelturm wurden am Wochenende die Worte "Merci Johnny" (Danke Johnny) projiziert, auf der Fassade des berühmten Konzertsaals Olympia erstrahlte sein Name in roten Lettern.
An Lungenkrebs gestorben
Der Sänger war in der Nacht auf Mittwoch im Alter von 74 Jahren an Lungenkrebs gestorben. Mit Hits wie "Ma gueule" (Meine Schnauze) oder "Noir c'est noir" (Schwarz ist Schwarz) wurde Hallydayin Frankreich schon zu Lebzeiten zu einer Legende und zum Idol mehrerer Generationen. In seiner fast 60-jährigen Karriere verkaufte er mehr als 100 Millionen Platten und gilt damit als einer der erfolgreichsten Künstler des Landes.
Als Hallydays größtes Verdienst gilt es, dass er die Musik der USA nach Frankreich brachte - vom Rock 'n' Roll über den Blues bis zum Soul. Schon während seines Militärdienstes wurde er in den 50er-Jahren mit Stücken von Elvis Presley bekannt. Deshalb gilt er in Frankreich und Ländern wie Belgien und der Schweiz auch als der "King" des Rock.
Beerdigung auf Saint-Barthelemy
Ähnlich große Menschenmengen kamen für einen verstorbenen Künstler nur zweimal in der jüngeren französischen Geschichte zusammen: Nach dem Tod von Chanson-Sängerin Edith Piaf 1963 begleiteten rund 500.000 Menschen ihren Sarg bis zum Friedhof Pere Lachaise. Im Jahr 1885 kamen zu der nationalen Trauerfeier für den Schriftsteller Victor Hugo laut der Presse der damaligen Zeit rund zwei Millionen Menschen.
Hallyday soll am Montag auf der Karibikinsel Saint-Barthelemy beerdigt werden, wo der Rocksänger ein Anwesen hatte. Darüber regt sich in Frankreich vereinzelt Unmut. Der mit Hallyday befreundete Sänger Michel Polnareff nannte es "seltsam, dass man Johnny auf diese Weise seinem Publikum entzieht". Viele Prominente sind auf Pariser Friedhöfen wie Pere Lachaise oder Montparnasse beerdigt, die ein Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt sind.
Das war wirklich eine beeindruckende Trauerfeier (ich habe die Übertragung auf TV5 gesehen). Als frankophiler Mensch kannte ich ihn natürlich dem Namen nach, aber ich hatte keine Ahnung, dass er dermaßen populär war. Unglaublich diese Menschenmassen, die beim Trauerzug Spalier standen und/oder sich vor der Madeleine Kirche versammelt hatten. Drei Staatspräsidenten (der amtierende und zwei ehemalige) hatten sich eingefunden, auch andere Politiker.
Freilich haben das nicht alle Franzosen goutiert, vor allem die Anwesenheit der Politprominenz wurde kritisiert. Zu den Zeitungsartikeln über die Trauerfeier gibt es oft sehr bissige Kommentare, die diesen Pomp übertrieben fanden.
Aber die zahlreichen Franzosen, die seine Fans waren, haben das eben anders gesehen: chacun son gout