Happy Birthday, Mister Pink!

Von Hannah Winkelbauer   14.September 2017

Er ist bekannt wie ein bunter Hund, aber vor allem ist er eines: ein Original. Der stets pink gekleidete Galerist Nicholas Treadwell wird heute achtzig Jahre alt. Von 2005 bis 2015 hat der extravagante Brite im Mühlviertel, im ehemaligen Bezirksgericht Aigen, Kunst ausgestellt, gesammelt und verkauft. Inzwischen lebt und arbeitet er im vierten Wiener Bezirk. Ausstellungs- und Wohnraum gehen ineinander über, er kombiniert alte Möbelstücke mit neuer Kunst vor rot gestrichenen Wänden. Der sterile Ernst des Kunstmarktes mit seinen "white cubes" (Ausstellungsräume mit neutralen, weißen Wänden, Anm.) war nie seine Welt. Treadwell ignoriert künstlerische Trends konsequent, er folgt seinem eigenen Geschmack, der sich oft knapp an der Grenze des Kitschs bewegt, oder darüber hinausgeht.

Seinen größten Erfolg hatte er Anfang der 1970er-Jahre in London mit drei festen Galeriestandorten und 21 Angestellten. Begonnen hatte Treadwell mit dem Verkauf von Enzyklopädien, er arbeitete als junger Mann als Vertreter in Europa. Zur Kunst kam er durch Zufall. Wie ein Vertreter fuhr er dann auch mit seiner "mobilen Galerie" von Tür zu Tür und erreichte somit auch kunstfernes Publikum.

Nick Treadwell liebt das Unkonventionelle. Provokation, die nie boshaft sein will, sondern mit viel Ironie daherkommt. Seit den frühen Neunzigern trägt er Pink, aus verschiedenen Gründen. Diese "unaggressive" Farbe verbinde ihn mit allen Generationen und bringe außerdem Gender-Klischees durcheinander, sagt er.

Zu seinem Geburtstag hat sich Treadwell ein besonderes Projekt geschenkt: Er ließ sich porträtieren. So bevölkern nun 62 Porträts von "Mister Pink" seine Wiener Galerie. Von Malerei, Zeichnung, Skulptur bis zu Fotografie ist alles dabei. Die Vernissage am Sonntag war zugleich Geburtstagsparty, zu der Gäste aus aller Welt gekommen waren. Darunter viele Künstlerinnen und Künstler, sein Sohn Simon und seine alten Freunde, die Tiger Lillies, die natürlich auch live in der Galerie musizierten und sangen. Deren Song "Hell" solle bei seinem Begräbnis gespielt werden, sagt Treadwell mit dem für ihn typischen schelmischen Funkeln in den Augen.

Nick Treadwell, dieser herzliche, ehrlich begeisterte, allürenfreie Galerist, steht für Humor statt Ernst in der Kunstwelt. Er ist stets offen für neue Begegnungen mit Kunst und Menschen. Eine Haltung, die ihn offensichtlich jung und lebensfroh hält.