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Fritz Karl: Die Lüge vom roten Teppich

Von Karin Schütze, 14. April 2017, 12:01 Uhr

Eine Lesung mit ihm sei "ein bisschen wie ein Rockkonzert", sagt Fritz Karl (49). Am 21. April ist der Schauspieler mit Verissimos "Kleine Lügen. Die besten Storys aus: Du hörst mir ja doch nicht zu" und dem Ensemble Tango de Salón in Enns zu Gast.

In Hamburg dreht er gerade mit Lars Becker "Zum Sterben zu früh – reich oder tot", den dritten Teil der Verfilmung von Georg M. Oswalds Roman "Unter Feinden". Ein Gespräch mit Fritz Karl in einer Drehpause über seinen nahenden Fünfziger und Veränderungen seiner Branche.

Haben Sie die "Elphi" schon aus nächster Nähe gesehen?

Ich wohne gleich vis-à-vis. Ich drehe relativ viel in Hamburg, dadurch konnte ich den ganzen Bau und die Entwicklung der neuen Hafen-City beobachten. Dass mitten in der Stadt eine neue Stadt entsteht, ist wahnsinnig spannend.

Im Jänner waren Sie Inspektor Jury im TV. Ist eine Fortsetzung geplant?

Im August drehen wir den nächsten Teil. Es wird wieder spannungsgeladener, mehr Krimi als Amüsement.

Sind Sie privat eine Spürnase, die Dingen auf den Grund geht?

Das kommt drauf an, worum es sich handelt. Ja, eigentlich schon. Früher oder später muss man sich gewissen Dingen stellen. Die Frage ist nur: Stellt man sich sofort oder schiebt man Dinge gerne auf die lange Bank? Ich tendiere zu beiden Seiten.

Oder man bedient sich kleiner Lügen, wie an Ihrem Abend mit Tango de Salón und Verissimos Kurzgeschichten. Was erwartet das Publikum?

Für mich ist entscheidend, dass die Stimmung gut ist und man glücklich rausgeht. Ein bisschen wie bei einem Rock-Konzert. Ich habe als junger Schauspieler immer gelitten, wenn mir zwei Stunden lang schwere Literatur vorgelesen wurde. Das möchte ich meinen Zusehern nicht antun. Das Beste, was man an so einem Abend machen kann, ist, gemeinsam Spaß zu haben und zu lachen. Das ist wunderbar.

Wann haben Sie sich zuletzt einer kleinen Lüge bedient?

Das sage ich Ihnen sicher nicht.

Eine ehrliche Antwort. Haben Sie je bei Ihrem Alter gelogen?

Nein. Musste ich auch nicht.

Sie feiern heuer einen Runden. Hat Ihr Fünfziger für Sie eine besondere Bedeutung?

Nein, gar nicht. Das Problem ist, dass ich mich gar nicht wie 50 fühle. Es ist total abstrakt.

Wie hat sich Ihre Branche seit Ihren Anfängen verändert?

Für junge Schauspieler heute ist es sehr hart, es ist ein ziemlicher Druck. Früher gab es noch mehr Möglichkeiten, zu arbeiten. Der Bereich ist sehr eng geworden, auch finanziell. Früher war es großzügiger, man hat mehr Zeit gehabt für die Filme. Heute wird ein 90-Minüter in 20 Tagen abgedreht. Früher waren es 30 Tage aufwärts. Dazu kommt, dass immer mehr in den Drehbüchern verlangt wird. Und es war früher gesellschaftlich ein bissl anders.

Inwiefern?

Da gab es nicht so viele Schauspielschulen und so viele junge Leute, die sich kreativ verwirklichen wollten. Das ist so eine Phase dieser heutigen Zeit. Das Problem ist: Man hat eine wahnsinnige Fülle an Möglichkeiten, sich auszusuchen, was man macht. Aber wie viele dann wirklich davon leben können – wesentlich weniger als früher –, das sagt keiner. Es ist eine scheinbare Befreiung. Jährlich werden tausende Schauspieler fertig. Wie sollen die alle einen Job bekommen? So viele Filme, so viel Theater gibt es gar nicht. Das ist total inflationär. Früher hatte ein künstlerischer Beruf immer etwas zu tun mit Darben, kommt man über die Runden. Heute glaubt man, das sei der permanente rote Teppich. Das ist eine ganz, ganz große Lüge.

Werden zu viele Bewerber aufgenommen?

Die Aufnahmekriterien sind eh scharf, da werden nicht so viele aufgenommen. Aber es sind rundherum immer mehr semiprofessionelle Ausbildungsstätten entstanden. Die Ensembles sind auch kleiner geworden, oder im Fernsehbereich die Produktionsvolumen, es wird mehr zugekauft. Früher haben Privatsender wie RTL und Sat1 im fiktionalen Bereich selber produziert. Das gibt es nicht mehr. Aber – ich will überhaupt nicht jammern. Mir geht es irrsinnig gut, ich bin auf der Butterseite. Doch auch das kann man nur, wenn man sich wirklich total reinhängt.

Gibt es etwas, das noch drauf könnte auf die Butter?

A bissl a Salz (lacht). Ich bin kein Mensch, der sagt, das oder das wünsche ich mir in ein, zwei Jahren. Ich versuche, im Hier und Jetzt mit dem, was ansteht und mich fordert, umzugehen. Ich habe ein dichtes Programm und eine große Familie, die mich braucht und der ich gerecht werden will. Es geht mir sehr gut, ich bin glücklich. Ich würde auch heute diesen Beruf wieder wählen, obwohl es schwerer geworden ist. Aber vielleicht war es auch immer schwer und ich habe es damals nur nicht so wahrgenommen, weil ich einfach gekämpft habe, da drin war, getan und gemacht habe. Das Wichtigste ist, dass man Spaß daran hat. Der Vorteil in meinem Beruf ist: Ich bin mein eigenes Instrument. Ich kann mit einer kleinen Kutsche durchs Land ziehen und Theater spielen – das geht alles, wenn man will.

In Enns: Am 21. April liest Fritz Karl in der Stadthalle aus „Kleine Lügen. Die besten Storys aus: Du hörst mir ja doch nie zu ...“ des Brasilianers Luis Fernando Verissimo, es spielt das Ensemble Tango de Salón, 19.30 Uhr, Karten: www.enns-st-valentin.lions.at oder Bürgerservice Enns.
Der Erlös unterstützt den Lions-Club Enns/St. Valentin.

Tango de Salón ist ein Ableger der „Österreichischen Salonisten“ mit Peter Gillmayr, Geige; Andrej Serkov, Bandoneon; Guntram Zauner, Gitarre; Roland Wiesinger, Bass; Wieland Nordmeyer, Klavier.

Leben: Der Gmundner, Jahrgang 1967, war Wiener Sängerknabe und besuchte zwei Semester das Max-Reinhardt-Seminar. Engagements u. a. am Volkstheater und am Theater in der Josefstadt. Fritz Karl ist sechsfacher Vater und lebt mit Kollegin Elena Uhlig am Traunsee.

TV: 1995 erhielt er den Max-Ophüls-Preis (bester Nachwuchsschauspieler in H. Allahyaris „Höhenangst“). Er ermittelte als „Inspektor Jury“ (re.) u. in Lars Beckers „Unter Feinden“. 2017 fertiggestellt wird Ruth Maders
„Life-Guidance“ über eine Selbstoptimierungs-Agentur.

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