Filmfestspiele im Schatten der #MeToo-Debatte
Morgen beginnt das Festival des Films in Cannes.
Der Skandal um den früheren Hollywood-Mogul Harvey Weinstein wirft auch auf Cannes seine Schatten. Mittlerweile werfen etwa hundert Frauen, unter ihnen viele Schauspielerinnen, dem Filmproduzenten vor, sie sexuell bedrängt oder gar vergewaltigt zu haben. Mehrere Fälle sollen sich in Cannes ereignet haben. "Das Festival von Cannes wird ohne Zweifel nicht mehr dasselbe sein", sagte Direktor Thierry Frémaux Mitte April mit Blick auf die #MeToo-Debatte.
In der Jury ist das Bewusstsein für die Problematik ausgeprägt: Ihr gehört unter anderem die französische Schauspielerin Léa Seydoux an, die Weinstein ebenfalls sexuelle Übergriffe vorwirft. Die Jury-Vorsitzende, die australische Schauspielerin Cate Blanchett, unterstützt die Initiative "Time’s up" für die Opfer sexueller Übergriffe.
Nur drei der 21 Filme im Hauptwettbewerb stammen von Frauen. Der Frauenanteil bei den Anwärtern und den Preisträgern in den vergangenen 70 Jahren liegt bei unter fünf Prozent. Die Auswahl der Juroren – insgesamt fünf Frauen und vier Männer – soll als Signal verstanden werden. Die französische Kulturministerin Françoise Nyssen wird zudem mit der schwedischen Regierung während des Festivals einen internationalen Fonds für die Unterstützung von Regisseurinnen aus der Taufe heben.
Dem Festival fernbleiben will der Streamingdienst Netflix. Das US-Unternehmen boykottiert die Filmfestspiele wegen einer neuen Regelung, wonach Wettbewerbsfilme drei Jahre vor dem Streaming in französischen Kinos gezeigt werden müssen. Eröffnet wird das Festival vom Psychothriller "Everybody Knows" des iranischen Regisseur Ashgar Farhadi mit Penelope Cruz und Javier Bardem in den Hauptrollen.