Feiertag für Österreichs einzige Färbermeisterinnen
Der "Tag des Denkmals" ist morgen großen Töchtern gewidmet, in Gutau gehört er Clotilde Zötl und ihrer Tochter.
200 bis 300 Mustertücher, die Blumen, Karos oder Punkte zeigen, zählen zu den bis heute sichtbaren Spuren von Clotilde Zötl und ihrer Tochter Margarete.
Aufbewahrt werden sie im Färbermuseum Gutau, in dem die beiden Mühlviertlerinnen das Blaudruck-Gewerbe ihres Vaters und Großvaters Josef Zötl (1836–1925) bis 1968 überleben ließen.
Morgen am "Tag des Denkmals" rückt man Leben und Leistung von Clotilde und Margarete in Gutau in den Fokus, die in der Erinnerungskultur Oberösterreichs bisher wenig Platz hatten – vor allem im Vergleich zu ihrem (Groß-)Onkel: Jurist Hans Zötl gründete 1872 den Stelzhamerbund und war Geburtshelfer der Landeshymne.
Den Zötl-Damen sollte ebenso Platz eingeräumt werden. Clotilde absolvierte als erste Frau Österreichs die Meisterprüfung im Färbergewerbe (6. März 1928). Tochter Margarete tat es ihr als letzte Frau im Land (28. November 1940) gleich. Ob es dazwischen noch andere gab? "Mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht", sagt Alfred Atteneder, Obmann des Färbermuseum-Vereins, im OÖN-Gespräch.
Margarete Zötl (verheiratete Krennbauer) war dabei 36 Jahre alt, Mutter Clotilde (verheiratete Riegler) sogar schon 51 Jahre alt. Diese Zahlen stehen unwillkürlich für ein Phänomen der Frauengeschichte: Ein Beruf war jahrhundertelang kein Lebensziel für junge Frauen – schon gar nicht in Männerdomänen wie der Färberei. Ihre "Meister" waren gern gesehene, trinkfeste Wirtshausgäste, die von ihrer Walz und ihrer Kunst erzählen konnten, die lange auch mythologisiert worden war. Weil der Farbstoff Indigo die Stoffe nicht gleich blau werden ließ, sondern zunächst gelb und grün. Ein Geisterspiel, das das Wissen um die Oxidation entzaubert.
(Groß-)Vater Josef Zötl hatte aber weniger mit dem "Image" ein Problem als mit dem Nachwuchs: Von den Söhnen Josef jr. und Emil lernte Letzterer, weil er der Älteste war, den Färberberuf. "Er ist aber dann mit einer Wirtshaustochter durchgebrannt und konnte den Betrieb nicht übernehmen. Dann wurde es Zötl schön langsam doch recht, dass er die Tochter auslernen lassen hat", sagt Atteneder.
Clotilde hatte zuvor schon mit der Ausbildung begonnen, kam aber schwanger mit Margarete von der Wanderschaft zurück. "Als Mutter einer unehelichen Tochter galt sie beim Vater als unzuverlässig, das Unternehmen sollte sie auch deshalb nicht bekommen."
Am Ende fand er an der Vorstellung, dass seine heranwachsende Enkelin Margarete einmal den Betrieb führen könnte, großen Gefallen. "Sie wurde zu seinem Schatz und musste natürlich auch das Handwerk des Großvaters lernen", sagt Atteneder.
Video: Am Sonntag findet in ganz Österreich der „Tag des Denkmals“ statt. Aufgrund dessen können denkmalgeschützte Schlösser, Künstlerateliers, Palais und Kirchen besichtigt werden.
Tag des Denkmals – Tipps für Linz und die Regionen
Rundgänge: In Linz kann man sich bei Führungen auf die Spuren bemerkenswerter Frauen machen, die auf dem St.-Barbara-Friedhof begraben sind, wie Amalia Stifter, die Gattin Adalberts. 10, 14 Uhr
Ebenso im Fokus steht das Schaffen von Maria Theresia, die – geboren vor 300 Jahren – Patronin des „Tages des Denkmals“ 2017 ist. 10, 15 Uhr, ab Hauptplatz
Spital am Pyhrn: Führungen durch die barocke Frauenkirche beleuchten kirchliche Frauenfiguren und die hl. Maria (10, 14 Uhr).
Bäuerinnen stehen im Innviertler Freilichtmuseum Brunnbauerhof (Andorf) im Fokus, Mägde und Landhebammen im Presshaus Meggenhofen, Frauen im Sensen- & Sichelgewerbe in Scharnstein, Literatinnen in Pregarten und im Stifterhaus Linz.
Programm: tagdesdenkmals.at
Eintritt frei!