Fantastische Mischung
Musica Sacra: Ramerstorfer und Deinhamer glänzen.
Es kommt nicht oft vor, dass die Mischung von zeitgenössischer und alter Musik zum umfassenden Konzept erhoben wird, bei dem sich die unterschiedlichsten Stücke derart ergänzen, als wären sie füreinander geschaffen. Das war am Sonntag beim Konzert mit Judith Ramerstorfer und Michaela Deinhamer in der Reihe "Musica Sacra" in der Linzer Minoritenkirche so. Die oberösterreichische Sopranistin klammert in ihrem Repertoire die Moderne nicht aus und versteht es ausgezeichnet – an diesem Abend gemeinsam mit der Organistin Michaela Deinhamer – ein perfekt abgestimmtes Programm zu erstellen.
Zwischen Flüstern und Dramatik
Begonnen haben die beiden mit "Fragen von der Seele" von Thomas Daniel Schlee, einem dreiteiligen Zyklus nach Texten Jakob Böhmes, in dem das Wechselspiel zwischen Wort und Klang besonders eindringlich zelebriert wird und in knapper Reduktion ungemein viel Emotion steckt. Emotion birgt auch "ma-am" für Sopran Solo der koreanischen Komponistin Younghi Pagh-Paan, die eine Totenklage faszinierend mit dem Einsatz von Claves gestaltet. Ganz anders Iris Szeghys "Gebet" nach dem gleichnamigen Gedicht Paul Celans, wenn im geflüsterten Rezitieren Vokale durch dramatischen Lamentogesang hervorgehoben werden. Erst zum Schluss lösen sich die hervorbrechenden Fragmente zu einer verständlichen Melodie auf. Stille und flächige Klanggeflechte lösen einander bei Rudolf Jungwirths "de grano sinapis" ab, bei dem Judith Ramerstorfer neben ihrer Stimme auch zur Bassklarinette griff. Gemeinsam mit der Orgel entsteht ein Brodeln, ein Hervorquellen, ein fast greifbares Sprießen der im Titel zitierten Senfsamen. Als Kontrapunkt wurden zwischen diesen Stücken Orgelwerke von Johann Sebastian Bach interpoliert, und zwar drei Choralvorspiele und die c-Moll-Fantasie BWV 537.
Ein Konzert, das nicht nur ein intelligentes Konzept präsentierte, sondern auch hervorragend und tief bewegend musiziert wurde.
Minoritenkirche: Konzert mit Judith Ramerstorfer und Michaela Deinhamer im Rahmen von Musica Sacra, 18. 3.
OÖN Bewertung: