Es gärt weiter in der Museumsszene

Von Helmut Atteneder   05.Oktober 2017

Ich freue mich, dass wir mit unserer Ausstellung so am Puls der Zeit sind." Mit einem charmanten Lächeln eröffnete Gabriele Spindler, die Leiterin der Linzer Landesgalerie, gestern vor versammelter Presse die aktuelle Ausstellung "Spielraum. Kunst, die sich verändern lässt".

Charmant, aber auch zweideutig, denn die Linzer Kunstwelt, und da vor allem die Galerien und Museen, stehen vor großen organisatorischen Umwälzungen. Mitte September war das Gerücht aufgetaucht, dass die Landesgalerie "zugesperrt" werden soll.

Landeshauptmann und Kulturreferent Thomas Stelzer stellte klar, dass von Zusperren keine Rede sein könne, wohl aber die Galerien und Museen von Stadt und Land künftig unter einem Dach geführt werden sollten und die künftige inhaltliche Ausrichtung in den Häusern noch völlig offen sei. Ein offenes Geheimnis ist, dass Stelzer aus der Landesgalerie ein "Haus der Natur" nach Salzburger Vorbild gefallen würde. Seither brodelt die Gerüchteküche weiter, beim Personal herrscht Unsicherheit. Stelzer sieht jetzt die strikte Einsparung von zehn Prozent im kommenden Kulturbudget nicht mehr als Muss.

Gesprächsstoff liefert auch der Zeitpunkt, zu dem die Kulturbombe geplatzt war. Gerda Ridler, die wissenschaftliche Direktorin des Landesmuseums, war gerade auf Urlaub und glaubhaft ebenso wenig in die Pläne eingeweiht, wie die Leiterinnen des Kunstmuseums Lentos (Hemma Schmutz), des Stadtmuseums Nordico (Andrea Bina) und Gabriele Spindler.

Landeskulturdirektor Reinhold Kräter soll mit seinem städtischen Kollegen Julius Stieber die Strukturen binnen Jahresfrist neu ordnen. Kräter, gestern bei der Ausstellungseröffnung von Landeshauptmann Stelzer als "Verstärkung" aufgeboten, widerspricht der Behauptung, dass leitende Mitarbeiter der Museumsbetriebe nichts von den Plänen gewusst haben sollen: "Es gab Leitergespräche, viele waren loyal, aber manche haben offenbar die Öffentlichkeit gesucht."

Dass es in der Unternehmenskultur des Landesmuseums kollegiale Dissonanzen gibt, wurde gestern allein an der Sitzordnung sichtbar. Gerda Ridler und der kaufmännische Leiter der Landesmuseen, Walter Putschögl, saßen nicht einträchtig nebeneinander, sondern wurden durch Stelzer und Kräter "getrennt".

Putschögl, so hört man aus der künstlerisch reichhaltigen, quantitativ aber überschaubaren Kulturszene der Landeshauptstadt, inszeniere sich bereits als "künftiger Zampano" des geplanten Museen-Headquarters im Kulturquartier. Walter Putschögl, ehemals kaufmännischer Chef von Linz 09, hat auch in Ridlers Abwesenheit Dienstbesprechungen abgehalten, bei denen die neue Struktur alleiniges Thema war. Dort zeigte er sich jedenfalls sehr gut über die künftigen Pläne informiert. Den OÖNachrichten liegt ein Tondokument vor.

Mehrere Arbeitskreise ...

Dabei klingt im Tonfall Putschögls mehrmals die fehlende Wertschätzung der wissenschaftlichen Leiterin gegenüber durch. Der 60-Jährige plaudert aber auch Interna aus: "Ich glaube nicht, dass das Nordico gehalten wird."

Bei allen zwischenmenschlichen Ungereimtheiten gebe es bereits eine Struktur für den organisatorischen Umbau, sagt Kulturdirektor Kräter. Noch hört sich dieser mit Schlagwörtern wie "Lenkungsausschuss", "Projektteam" oder "Projektkernteam" sehr sperrig an. Ob eine international anerkannte Kapazität beigezogen wird, ist nicht bekannt, wird aber bereits jetzt vielfach gefordert.