Enttäuschender "Bettelstudent" an der Volksoper
Eigentlich wollte man die Operette entstauben. Doch was am Samstag zu erleben war, geht über einen netten Versuch nicht weit hinaus.
Es ist in Ordnung, dass Regisseur Anatol Preissler die Handlung am Anfang des 18. Jahrhunderts belässt. Aber die aktuelle politische Brisanz dieses Stückes blieb komplett ausgespart. Wer ist der Adel von heute? Die Schickimickis, die sich wie Oberst Ollendorf "emporgearbeitet" haben. Die Ausstattung von Karel Spanhak und Merrit van der Burgt ist in ihrer historisierenden Sichtweise gelungen, das Spiel darin blieb aber an der Oberfläche.
Etwas schaumgebremst
Musikalisch lag die Produktion bei Wolfram Maria Märtig. Die Koordination im Orchester und zur Bühne blieb nicht ganz konfliktfrei, stilistisch war es stellenweise schaumgebremst. Anja-Nina Bahrmann gab eine fein schattierte Laura und beeindruckte genauso wie ihre Bühnenschwester Mara Mastalir (Bronislawa). Lucian Krasznec war höchst elegant als Symon. Auch Alexander Pinderak konnte als Jan Janicki überzeugen. Martin Winkler mimte den Ollendorf herausragend, stimmlich blieb manches auf der Strecke. Boris Eder war mehr Seeräuber denn Kerkermeister – so wollte es das Konzept, und Elisabeth Flechl gab eine ordentliche, aber zu normale Gräfin Nowalska. Orchester, Chor und Ballett trugen das ihrige zum Erfolg bei, der nicht rundum glücklich machte. (wruss)
Operette: "Der Bettelstudent" von Carl Millöcker, Wiener Volksoper, 30. April
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