"Ein richtig österreichisches Stück"

Von Hannah Winkelbauer   12.Juli 2014

Das Ende der vergangenen Saison am Linzer Landestheater war auch das Ende von Joachim Rathkes fixem Engagement dort. Jetzt möchte sich der Schauspieler und Regisseur auf andere Projekte konzentrieren. Mit den OÖNachrichten hat Rathke über das diesjährige Sommertheater in Wilhering gesprochen, wo am kommenden Mittwoch die Premiere von "Der Bockerer" stattfindet.

 

OÖNachrichten: Wie legen Sie die Inszenierung von "Der Bockerer" an?

Joachim Rathke: Wir haben das Stück so gestaltet, dass es auch heute spielen könnte. Wir haben heutige Uniformen und keine Hakenkreuze.

Warum gerade dieses Stück?

Weil es ein richtig österreichisches Stück ist. Relikte aus dieser Zeit sind noch in vielen Hirnen und Herzen vorhanden. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten werden gewisse Denkmuster reaktiviert. In diesem Stück wird Widerstand mit Humor beschrieben.

Des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren wird gerade gedacht. Wollen Sie mit diesem Stück über den Zweiten Weltkrieg einen Kontrast setzen?

Das gehört zusammen. Karl Kraus hat in "Die letzten Tage der Menschheit" gesagt, dass das Gleiche wieder passieren wird, weil der Mensch nicht begreift. Alles wiederholt sich, daher muss man auch in unserer Zeit ein Stück wie den "Bockerer" aufführen.

Hat Ihnen der Film von Franz Antel als Vorbild gedient?

Nein, überhaupt nicht. Ich habe mich am Original (Theaterstück von Ulrich Becher und Peter Preses, Anm. d. R.) orientiert, das sich mehr auf die Konflikte innerhalb der Familie Bockerer konzentriert.

Was ist auf der Bühne nicht möglich, was im Film geht, und umgekehrt?

Der Film muss immer historisch korrekt sein. Theater ist da freier. Das Stück ist ein Beispiel dafür, was ein System aus einem Menschen machen kann.

Wie haben Sie die Schauspieler ausgewählt?

Günter Rainer ist für die Rolle des "Bockerer" prädestiniert. Er versteht als Urwiener den Grantler, den Sturschädel, der sich von niemandem etwas sagen lässt. Alle Schauspieler sind Österreicher, das ist wegen der Sprache wichtig.

Wie, glauben Sie, wird das Publikum das Stück annehmen?

Die Besucher sind es gewohnt, bei uns mit österreichischen Themen konfrontiert zu werden. Wir haben hier in Oberösterreich viele gute Sommertheater, die nicht nur reine Unterhaltung bieten. Dadurch sind auch die Besucher neugierig.

Was wird das Spezielle an Ihrem "Bockerer"?

Was mir an dem Stück so besonders gefällt, ist, dass es sich mit Humor an ernste Themen heranwagt. Ich möchte nicht einzelne Menschen, sondern das große Ganze, das System kritisieren.

"Der Bockerer" bis 3.8. in der Scheune des Stiftes Wilhering. Karten und Infos: 0732/78 32 38; bestellung@theaterspectacel.at